Das Ensemble des Bonner Improvisationstheaters „Springmaus“ bot im Euskirchener Stadttheater wieder einmal beste Unterhaltung.
Springmäuse im StadttheaterKleinbüllesheim wurde in Euskirchen zum Running Gag des Abends

Zeigte sich in bester Spiellaune: das Ensemble der Bonner „Springmaus“.
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Das Improvisationstheater „Springmaus“ aus Bonn gehört seit seiner Gründung zu den jährlichen Highlights im Programm des Stadttheaters. Auch in diesem Jahr wurden die Besucher vor ausverkauftem Haus nicht enttäuscht. Zuschauer kann man sie eigentlich nicht nennen. Denn das Improvisationstheater lebt davon, dass mitgemacht wird. Mal darf man mitsingen, mal Buchstaben nach vorne rufen oder gleich lauter Stichworte für den nächsten Slapstick liefern.
So geschah es Julia aus Metternich. Kaum auf die Bühne gelockt, rang das Ensemble, bestehend aus Lukas Frings, Norbert Frieling, Ronny Miersch und Stefany Dreyer, der mutigen Frau kleine Details aus dem Leben ab: Was arbeitest du? Was ist in Metternich ein Problem? Was findest du besonders schön an Metternich? Und, ruckzuck, brachte das Quartett die Stichworte in eine neue Story ein: Bürgermeisterwahl in Metternich. Fehlende Spiel- und Schulplätze, die Arbeit bei einer Versicherung, die Kinder und der Swistbach fanden ihren Weg in das dramatische Spiel einer Bewerbung um das höchste Amt im Ort.
Für Norbert Frieling war der Auftritt in Euskirchen fast ein Heimspiel
Schallendes Lachen aus dem Publikum begleitete die einfallsreichen Ideen, die gleich in mehrere Szenen einflossen. Es wurde probiert und improvisiert. Am Keyboard und am Klavier war der Musiker Lukas Frings aktiv und verpasste jedem Moment den richtigen Sound. Zu seiner Mitwirkung im Improtheater schwärmte er im Gespräch: „Ich liebe es! Ich bin Quereinsteiger. Es ist mir in den Schoß gefallen.“
Im Nachsatz erklärt er dazu: „Ich betrachte die Chance mitzuwirken als großes Geschenk.“ Wie glücklich er dabei ist, merkte man ihm jeden Moment auf der Bühne an.
Für Norbert Frieling ist der Auftritt „eine Art Heimspiel“. Seine Familie stamme aus Kirchheim. „Ich liefere hier sozusagen die Ortskenntnisse.“ Zur Kerntruppe des Improvisationstheaters gehören zehn Personen. Pro Jahr werden rund 100 Auftritte in wechselnder Zusammensetzung bestritten. Zu diesen Details der Arbeit ergänzte Frieling: „Eigentlich ist das keine Arbeit, sondern ein großer Spaß.“ In Euskirchen sind alle vier sehr gerne. Die Erfahrung mit dem Euskirchener Publikum im vergangenen Jahr nannte Frieling „einfach geil“.
Für die „Springmäuse“ ist jeder Abend eine Premiere
Die Begeisterung auf beiden Seiten war auch in diesem Jahr wieder spürbar. Wie man sich auf so einen Abend vorbereitet, erklärte Stefany Dreyer mit kurzen Worten: „Jeden Abend ist Premiere.“ Außer den Fragen, die man dem Publikum stelle, und zwei Songs, die die Gruppe gemeinsam singe, sei nichts geplant. Die einzige Vorbereitung sei das Einsingen vor dem Auftritt.
Horst und Ellen, zwei Besucher an diesem Abend, waren sehr zufrieden. Horst erinnerte sich noch an eine Springmaus-Vorstellung zu Beginn der 2000er-Jahre: „Damals rief eine Person den Ortsnamen Hollerath in den Raum. Der Ort wurde zum Running Gag des Abends.“ Bis heute denkt Horst mit Schmunzeln an die Aufführung zurück. In diesem Jahr war Kleinbüllesheim die auserkorene Ortschaft, über die man sich amüsierte.
Publikum honorierte Meisterleistungen auf der Bühne mit viel Applaus
Für Ellen war es das erste Mal, dass sie an einem Improvisationstheater teilnahm. Kurz fasste sie zusammen: „Richtig gut!“ Ronny Miersch, der sonst als Theaterregisseur und Schauspieler im klassischen Genre arbeitet, hatte sichtlich Spaß an den schnellen Rollenwechseln und der Möglichkeit, einfach mal was auszuprobieren. Leicht war es nicht, wenn gefordert war, dass jeder Folgesatz mit dem nächsten Buchstaben des Alphabets beginnen sollte, oder das Publikum die Darsteller nötigte, in Reimen eine Szene zu sprechen.
Auch der vorgegebene Wechsel zwischen Finnisch und Deutsch in einer Episode wurde mit zunehmender Geschwindigkeit zur Meisterleistung. Die vier Künstler hatten sich herausfordernde Schwierigkeiten überlegt, die schnellste gedankliche Reaktionen erforderten. Mit großem Applaus honorierte das Publikum ihre Virtuosität.
Wer den Abend verpasst hat, kann die Gruppe noch an verschiedenen Theatern in Köln und Leverkusen erleben. Ein neues Programm unter dem Titel „Mice Girls“, das erste weibliche Improtheater der Springmaus mit drei Frauen und einem Pianisten, startet am 25. April im Stammhaus in Bonn. Dreyer mit ihrer schönen Musicalstimme wird dann wieder dabei sein.