Fußball-EM„Spielabbruch“ in der 75. Minute für die Fans beim Public Viewing in Euskirchen

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Ein Fan mit Hut in den Deutschlandfarben und mit einem Fan-T-Shirt jubelt und singt beim Public Viewing.

Ooooh, wie ist das schön! Bis zur 75. Spielminute konnten die Fans in Euskirchen das Achtelfinale beim großen Public Viewing genießen.

Das aufziehende Unwetter beendete am Samstag das gelungene Public Viewing in Euskirchen. Der Sieg wurde im Regen am Europakreisel gefeiert.

Es war ein Wechselbad der Gefühle – für die Fans wie den Veranstalter des Euskirchener Public Viewings zum EM-Achtelfinale auf dem Gelände der Firma Bünder. Mindestens 30-mal, so Gastgeber Manfred Gottschalk, habe er bis zum frühen Samstagnachmittag unterschiedliche Wetter-Apps auf seinem Handy studiert und die Blicke immer wieder gen Himmel gerichtet. Hält das Wetter oder kommen die angekündigten Unwetter? Es sollte klappen, um 13 Uhr, nach Geschäftsschluss im Baufachhandel, begann der Aufbau.

Zur WM 2018 in der Innenstadt und zur EM 2021 am Office-Park hat Gottschalk bereits Public Viewings veranstaltet. Und auch so seine Erfahrungen mit miesem Wetter gemacht: „2021 hatten wir im Vorfeld 500 Anmeldungen und am Ende haben wir mit 80 Mann die Zelte festgehalten.“ Konsequenzen hat das auch, wie der begeisterte Fußballfan Gottschalk lachend berichtet: „Bürgermeister Reichelt hat mir schon angedroht, dass er mir nie wieder eine Genehmigung ausstellen würde, sollte es dieses Mal wieder so werden.“

Fans in Euskirchen werden Freunde des Video-Schiedsrichters

Doch es sollte gelingen – vorerst zumindest. Einige Gäste hatten noch nicht zu ihren Plätzen gefunden, da brandete der erste Torjubel auf. „Besser hätte das Spiel nicht beginnen können“, freute sich Benjamin Schmitz. Die Begeisterung verflog jedoch so schnell, wie sie gekommen war, als das Tor wegen eines Foulspiels für ungültig erklärt wurde. „Naja, es kommen sicher noch mehr Chancen. Das nächste Tor zählt dann auch“, befand Schmitz – wie gut, dass der Video-Schiedsrichter auch beim Tor der Dänen auch etwas auszusetzen hatte.

Fans sitzen und stehen beim Public Viewing des EM-Spiels Deutschland gegen Dänemark dicht beieinander.

Ein Wechselbad der Gefühle erlebten die Euskirchener Fans.

Ein kleiner Junge im Deutschland-Trikot hält eine Deutschland-Fahne hinter sich in die Höhe und sitzt auf den Schultern eines jungen Mannes.

Nach den Toren durfte endlich richtig gejubelt werden.

So nahm das Wechselbad der Gefühle seinen Lauf: Millimeter-Entscheidungen beim Abseitstor und Handelfmeter, immer stärker aufspielende Dänen. Und zweimal durfte bei den (zählenden) Toren gejubelt werden.

Aber da waren ja noch die Sorgen wegen des Wetters. Zunächst konnten sich die Euskirchener auf der Leinwand anschauen, wie sich die angekündigten Unwetter entluden: Spielunterbrechung in Dortmund, gesperrte Fanmeilen, etwa in Frankfurt und Dortmund. Die Bilder von den Wassermassen ließen bereits erahnen, was rund eine Stunde später auch über die Euskirchener Fußballfreunde hereinbrechen sollte.

Unterbrechung in Dortmund mit FC-Hymne in Euskirchen überbrückt

Doch zu diesem Zeitpunkt war's trocken über Euskirchen. Die rund 500 Besucher ließen sich die Feierlaune nicht verderben. Der Ton der ZDF-Live-Übertragung wurde abgeschaltet, zu den Bildern der Dortmunder Wasserschlacht liefen die Hymne des 1. FC Köln und zahlreiche weitere stimmungsvolle Musiktitel. Die Fans sangen mit, die freie Fläche vor der Leinwand nutzten sie als Tanzfläche. „Es macht einfach Spaß, so viele gut gelaunte Menschen um sich zu haben. Und den Kindern scheint es ja auch sehr gut zu gefallen“, berichtete Meike Wassong: „Ich drücke nur die Daumen, dass das, was gerade in Dortmund runterkommt, nicht auch noch hier herüberzieht.“

Hinter dem am Bünder-Firmengebäude befestigten Großbildschirm ziehen dunkle Wolken am Himmel über Euskirchen auf.

Der dunkelgraue Himmel über Euskirchen ließ schon früh erahnen, dass das Gewitter auch vor der Kreisstadt nicht Halt machen würde.

Mit Ausnahme des schon früh am Abend dunkel ergrauten Himmels und den stärker auffrischenden Winden sah es tatsächlich ganz gut aus in der Kreisstadt. In der Stunde nach der Spielunterbrechung rückten die sportlichen Aspekte in den Fokus. „Zwei zu Null, genau wie ich vorher getippt habe“, betonte Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt lachend – und sollte bis zum Ende der Partie Recht behalten.

Unwettergefahr: Ordnungsamt lässt Public Viewing vorzeitig beenden

Doch auf dem Bünder-Platz konnten weder er noch die anderen Fans das Ende des Spiels sehen. Laut Ordnungsamt habe sich das Zentrum des Gewitters gefährlich nahe an den Veranstaltungsort herangeschoben. Blitze und Donner im Minutentakt bestätigten diese Einschätzung. Eine Viertelstunde vor Abpfiff musste die Übertragung in Euskirchen abgebrochen werden. Einige wenige „Buh-Rufe“ folgten auf diese Ankündigung, die von vielen bereits erwartet worden war. Doch die meisten Zuschauer beschwerten sich nicht – es war ja offensichtlich, was geschah. Innerhalb weniger Minuten wurde der Platz geräumt.

Drei Fußballfans stehen im strömenden Regen in der Mitte des Europakreisels in Euskirchen.

Nur ganz wenige Fans ließen sich später am Europakreisel selbst vom strömenden Regen nicht beeindrucken und feierten draußen.

Fünf Fußballfans sitzen in einem schwarzen Ford Fiesta. Einer hält eine Deutschland-Fahne aus dem offenen Fenster des fahrenden Autos.

Nach dem Sieg im Achtelfinale verwandelte sich der Europakreisel in Euskirchen ein weiteres Mal in eine Fanmeile für die Fußballfans.

„Wir setzen uns jetzt für die letzten Minuten ins trockene Auto und dann geht es nach dem Sieg ab in die Stadt zum Korso am Eurokreisel“, kündigte Fußballfan Niklas an. Er sollte nicht der einzige bleiben, den es nach dem Sieg in Richtung Innenstadt zog.

Fans feierten Sieg des deutschen Teams im strömenden Regen

Unter den wachsamen Augen von Polizei und Ordnungsamt wurden aus den Autos schwarz-rot-goldene Fahnen geschwenkt. Aufgrund des inzwischen strömenden Regens wagten sich jedoch nur die wenigsten aus ihren Fahrzeugen, um im Zentrum des Europakreisels zu feiern. „Wir möchten auf keinen Fall als Spielverderber auftreten“, betonte Polizei-Pressesprecherin Christina Specht: „Wir sind vor Ort, um die Sicherheit im Verkehr und auch der Fußgänger zu gewährleisten.“

Der Korso dürfe daher stattfinden, solange sich alles im Rahmen des Erlaubten bewege und niemand andere in Gefahr bringe. In der Nacht zum Sonntag wurde hupend und lautstark der Sieg gefeiert. Friedlich und gesittet zogen die Fans ihre Kreise, bis sie schließlich, begleitet von Blitzen und Donnern des Unwetters, den Heimweg antraten. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Jetzt schauen wir auf das Viertelfinale“, brachte Niklas seine Freude zum Ausdruck: „Die erste schwere Hürde ist genommen und jetzt freuen wir uns auf viele weitere tolle Spiele, hoffentlich bis zum Finale.“

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