Ein Neubau der Jahnhalle in Euskirchen wäre teuer geworden. Die Politik stimmte für eine Sanierung, aber auch die wird nicht günstig.
Neubau ist vom TischJahnhalle in Euskirchen wird umfassend saniert
Die Jahnhalle in Euskirchen bleibt bestehen. Der städtische Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften (AWL) hat am Dienstag mit großer Mehrheit eine Generalsanierung beschlossen. So hatte es die Verwaltung vorgeschlagen. Ein Ersatzbau für die Sporthalle, der ebenfalls zur Debatte gestanden hatte, ist damit vom Tisch.
Die Jahnhalle entstand 1975, der Sanierungsbedarf ist seit Jahren hoch. 2020 hatte der AWL beschlossen, das Objekt an der Erftstraße zu sanieren. Die Kosten begrenzte er auf 3,5 Millionen Euro. Das Vorhaben wurde aber zurückgestellt, als die Flut im Juli 2021 die Sporthalle der Marienschule so stark beschädigte, dass sie geschlossen werden musste.
Euskirchen: Jahnhalle soll auch das Archiv des Stadtmuseums beherbergen
Die Jahnhalle ist seither für den Schul- und Vereinssport unentbehrlich. Hinzu kam, dass die Pläne geändert wurden. Die Jahnhalle soll künftig auch das Archiv des Stadtmuseums beherbergen und außerdem so umgebaut werden, dass sie auch für Rollsportarten geeignet ist.
Nicht zuletzt empfahl das von der Stadt beauftragte Architekturbüro, eine umfassende energetische Sanierung von Fassaden, Dach, Fenstern und Türen in das Konzept aufzunehmen – Maßnahmen, die durch besagtes Budget nicht abgedeckt waren.
Sanierung ist günstiger als ein Neubau der Sporthalle
So stiegen die prognostizierten Kosten deutlich, was dazu führte, dass die Fraktionen den ursprünglichen Beschluss infrage stellten und die Verwaltung mit einem Vergleich von Neubau und Sanierung beauftragten. Die Kostenbetrachtung ergab, dass eine Generalsanierung mit etwa 7,73 Millionen Euro zu Buche schlagen würde, ein Neubau samt Abbruch der bestehenden Halle mit ungefähr 11,14 Millionen Euro.
Je nach Standort des Neubaus könnte die Differenz auch auf bis zu 5 Millionen Euro anwachsen, hieß es in der Sachdarstellung der Verwaltung für die Sitzung des AWL, an der beratend auch die Mitglieder des Sportausschusses teilnahmen.
Renate Schulz vom Stadtbetrieb Zentrales Immobilien-Management hatte darin – unabhängig von den finanziellen Gesichtspunkten – die jeweiligen Vorteile der beiden Varianten nebeneinandergestellt. Einen möglichen Neubau prüfte sie sowohl für den jetzigen als auch für einen anderen Standort.
Die Tabelle mit der Überschrift „Pro Sanierung“ war deutlich länger. Der Abriss eines funktionierenden Rohbaus aus Beton sei ökologisch fragwürdig, lautete eines der vielen Argumente gegen einen Neubau, während eine Generalsanierung eine weitere Nutzung von 30 bis 40 Jahren ermögliche.
Jahnhalle: Parteien interpretieren Darstellung der Verwaltung unterschiedlich
Die Fraktionen interpretierten die Darstellung der Verwaltung unterschiedlich. „Die Generalsanierung ist wie ein Neubau zu sehen“, sagte Inge Gippert (CDU). Dagegen erklärte Claus Gemballa (SPD): „Ich bezweifele, dass eine Generalsanierung das Objekt in einen Neuzustand versetzt.“
SPD-Fraktionschef Michael Höllmann forderte eine tiefergehende wirtschaftliche Betrachtung der im Raum stehenden Varianten, scheiterte aber mit seinem Vertagungsantrag.
In der entscheidenden Abstimmung enthielt sich die SPD, die Grünen sprachen sich als einzige Fraktion für einen Neubau aus. Die Mehrheit hingegen folgte – vor allem mit Blick auf die Kosten – der Verwaltung, für die Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos) auf das Beispiel der Peter-Weber-Halle in Kuchenheim verwiesen hatte. Sie wirke nach der Sanierung „wie neu“ und werde den Nutzerinnen und Nutzern noch viele Jahre gute Dienste leisten.
Höllmann präsentierte prompt ein Gegenbeispiel: die Sanierung des früheren Realschulzentrums, in dem heute die Gesamtschule untergebracht ist. Die dortigen Arbeiten sind nach mehreren Jahren immer noch nicht abgeschlossen und haben der Stadt und der Schule schon viel Kummer bereitet.