Jeck, jecker, Damensitzung der KG Alt Oeskerche. 852 jecke Wiever verwandelten die Alte Tuchfabrik in den Gürzenich von Euskirchen.
Mit BildergalerieSo herrlich bunt feierten die Jecken bei der Euskirchener Damensitzung

Die Stimmung war bei der Damensitzung in Euskirchen völlig losgelöst von der Erde.
Copyright: Tom Steinicke
852 weibliche Jecke verwandelten die Alte Tuchfabrik in ein Tollhaus. Spätestens, als die Stattgarde Colonia Ahoj auf der Bühne stand, gab es kein Halten mehr und die Sitzplätze wurden aufgegeben. Entweder man tanzte auf den Stühlen oder drängte zur Bühne.
Auf der kam Marita Köllner nie an. Sie blieb lieber mitten im Raum, stellte sich auf einen Tisch und verwandelte den Wohnraum, so heißt die größte Halle der Tuchfabrik, in die Hölle von Euskirchen. Oder war es der Gürzenich von Euskirchen? Et fussich Julchen war es egal. „Ihr seid der Wahnsinn. Die Stimmung hier ist besser als in Köln“, sagte Köllner.
Damensitzung der KG Alt Oeskerche: Brings und Klüngelköpp sorgten für Stimmung
Dass die jecken Wiever bei der Sitzung von Alt Oeskerche nicht nur Laut und Ausgelassen können, bewiesen sie beim Auftritt von Martin Schopps. Durchaus andächtig lauschten sie den humorvollen Ausführungen des Berufsschullehrers, etwa als er feststellte: „Mittlerweile sind die Fernseher so flach, dass für eine gewisse Tiefe im Programm kein Platz mehr ist."
Und bei Schopps Krätzchen über die Promis dieser Welt mussten die 852 weiblichen Jecken auch nicht mehr schweigen, sondern sangen lauthals den Refrain mit.
Der Redner hatte bei der KG um einen möglichst frühen Auftrittszeitpunkt gebeten, um nicht vollends gegen die Stimmung ankämpfen zu müssen. Diesen Wunsch erfüllte Dieter Birkenbusch, Präsident der KG Alt Oeskerche, gerne. „Das Programm kann sich sehen lassen. Für die Mädels organisieren wir die Sitzung sehr gerne“, so Birkenbusch.
Und die genossen mehr als sechs Stunden Stimmung pur. Als die Domstürmer auf der Bühne standen, wurde es davor ziemlich eng. Anschließend kamen noch Brings, die Klüngelköpp und die Rabaue – ein Programm, das sich auch nicht ansatzweise vor dem Gürzenich verstecken muss.
Euskirchener Prinzenpaar wird bei Heimspiel besonders gefeiert
Ein Heimspiel der besonderen Art war die Damensitzung für Prinz Jens I. (Pesch) und seine Simone, die das erste Euskirchener Prinzenpaar überhaupt bilden. Der Einzug in die Alte Tuchfabrik wurde für beide zu einem Triumphzug. Der Weg vom Eingang auf die Bühne dauerte nämlich so lange, dass Sitzungspräsident Willy Gemünd schon scherzte, dass man die Proklamation für die Session 2025/26 direkt im Anschluss vollziehen könne.
Natürlich kamen die Tollitäten der KG Alt Oeskerche im Laufe des Abends auf der Bühne noch an – wenn auch um Hunderte Strüßjer ärmer und die eine oder andere Gänsehaut reicher. Und wie es für die männlichen Tollitäten im Euskirchener Karneval schon fast zur Tradition geworden ist, tauschte auch Jens I. mit Marita Köllner die Kopfbedeckungen und hatte plötzlich die rote Perücke der Sängerin an. „Die ist frisch gewaschen, leeve Jung“, sagte sie nur.
Für Annika Pesch war die Damensitzung der letzte große jecke Aufgalopp vor ihrem persönlichen Höhepunkt der Session. Pesch leitet nämlich den Euskirchener Kinderzug, der am Sonntag um 11.11 Uhr auf dem Annaturmplatz startet. „Zum 20. Geburtstag des Kinderzugs gibt es eine Premiere“, berichtete Pesch. Erstmals werde eine Gruppe der Lebenshilfe mitgehen. Gelebte jecke Inklusion also.
Damensitzung: Pinocchio-Kostüm der Blickfang des Abends
Stephanie Kuhnert und ihre beste Freundin Susanne waren kostümtechnisch der Blickfang des Abends. Die beiden Euskirchenerinnen hatten sich als Pinocchio verkleidet. Das Holzgestell auf dem Kopf überstand den Abend allerdings nicht gänzlich unbeschadet. „Und wir verheddern uns ständig in den Fäden“, sagte Kuhnert lachend.
Sie hatte sich für ihr Kostüm noch einen besonderen Clou ausgedacht: eine ziemlich lange Pinocchio-Nase. Die wiederum ist Marke Eigenbau und aus Latex. Sie könne nur mithilfe eines entsprechenden Entferners wieder von der Haut abgemacht werden. „Man braucht schon ein bisschen Mut zur Hässlichkeit“, so die Euskirchenerin.

Stephanie Kuhnert (l.) und ihre Freundin Susanne waren mit ihren Pinocchio-Kostümen der Blickfang auf der Damensitzung.
Copyright: Tom Steinicke

Durch die lange Latex-Nase ist das Trinken nur mithilfe eines Strohhalms möglich. Aber den hatte Stephanie Kuhnert natürlich dabei.
Copyright: Tom Steinicke
Der Wiedererkennungswert ist zwar hoch, der Improvisationsfaktor aber auch. Aus einem Glas trinken, geht nämlich nur mit Strohhalm – auch beim Kölsch. Und weil Kuhnert nachhaltig unterwegs ist, hatte sie auch bei der Damensitzung einen Strohhalm aus Glas dabei.„Ich suche mir als Kostüm immer etwas danach aus, was ich so noch nirgends gesehen habe. Alles andere ist langweilig und der Wiedererkennungswert unter den Kölner Bands ist enorm“, sagt Kuhnert. Sie geht nämlich pro Session auf gut zehn Sitzungen und sammelt Selfies mit den Musikern. Da ist ein Alleinstellungsmerkmal wie das Kostüm recht nützlich.
Sie habe einen Ordner mit Screenshots für die nächsten Kostümideen angelegt. Doch eine Frage am Abend blieb: Warum hatte Freundin Susanne keine lange Nase? „Weil ich weniger lüge“, sagte die und stürzte sich auf die Tanzfläche.