Streit um BäumeBreite Straße in Euskirchen soll saniert werden – aber wie?
- Die Breite Straße in Euskirchen soll im kommenden Jahr komplett saniert werden.
- Ginge es nach der Verwaltung, würden die angrenzenden Bäume abgeholzt werden.
- Die Blutpflaumen sind sensibel. Eine Garantie, dass sie die Arbeiten überstehen, gibt es nicht.
Euskirchen – Wie wird die Breite Straße in etwa einem Jahr aussehen? Im Ratssaal der Stadt Euskirchen stellten der Technische Beigeordnete Oliver Knaup und Dr. Manfred Heß, Ingenieur bei der Kocks Consult GmbH, am Donnerstagabend mögliche Szenarien vor. Eine Entscheidung über die künftige Gestaltung fiel noch nicht. Fest stehe nur, dass die Sanierung nicht vor dem Frühjahr 2020 angegangen werde und etwa sechs Monate dauere, so Knaup.
Wie Heß bevorzuge die Verwaltung ein Konzept, das eine Rodung des Baumbestands vorsehe, sagte der Dezernent. Für die gefällten Blutpflaumen sollen 18 neue Bäume gepflanzt werden. „Gleichzeitig wollen wir die Standorte optimieren und so die Lebensdauer erhöhen“, erklärte Knaup.
Fahrbahn um 25 Zentimeter verbreitern
Experte Heß sprach sich dafür aus, die Bürgersteige auf beiden Seiten um 25 Zentimeter zu verschmälern, um so die Fahrbahn zu verbreitern. Dadurch würde man den aktuellen Anforderungen beim Ein- und Ausparken gerecht, und die Fahrzeuge der Müllabfuhr und der Feuerwehr hätten ebenfalls genügend Platz. Die Gehwege hätten trotzdem noch eine Breite von mindestens zwei Metern.
Wie in der Bonner Breite Straße
Die Blutpflaume gehört als Steinobst zu den Rosengewächsen. Sie wird auch Türkische Kirsche genannt. In Euskirchen säumen rund 15 Exemplare die Breite Straße. Nach dem Wunsch einiger Anwohner soll die Blutpflaume auch nach der Sanierung der prägende Baum in der Einbahnstraße sein. Allerdings sei die Blutpflaume eigentlich gar kein Baum, sondern ein Strauch und zudem nicht für die Stadt geeignet, sagte Thomas Schaper, Sachgebietsleiter Grünflächen und Forst bei der Stadt Euskirchen.
Er sprach sich stattdessen für die Japanische Zierkirsche aus. Sie sei wesentlich robuster. In der Bonner Altstadt – unter anderem in der Breite Straße – lockt diese Baumart während der Blütezeit seit Jahren zahlreiche Touristen an. (tom)
Aktuell könne es zu Engpässen kommen, je nachdem, wie geparkt werde, sagte Heß, der die 155 Meter lange Straße vor den etwa 30 Interessierten als „sensibles Thema“ bezeichnete. Als Fahrbahnoberfläche bevorzuge er eine Asphaltschicht anstatt eines Pflasters. Zum einen, weil Asphalt weniger Geräusche verursache, zum anderen, weil die Instandhaltungskosten geringer seien.
„Ich würde wieder Blütenbäume pflanzen, beispielsweise Japanische Zierkirschen“, schlug Heß vor. Knaup ergänzte, dass für jeden der 18 neuen Bäume mit einem Stammdurchmesser von 18 Zentimetern etwa 1000 Euro eingeplant seien. Normalerweise kalkuliere die Stadt bei ähnlichen Maßnahmen mit 300 Euro je Exemplar.
Theoretisch sei es möglich, den aktuellen Bestand zu erhalten. Eine Garantie, dass die Blutpflaumen die Sanierungsmaßnahme überstehen, könne niemand geben. „Wir können nicht jede Minute den Arbeitern auf die Finger schauen“, erklärte Knaup und ergänzte: „Die Bäume sind anfällig für einen Pilzbefall. Vom ursprünglichen Bestand sind nur noch wenige Bäume vorhanden, und die müssen sicherlich in drei bis fünf Jahren ersetzt werden.“
Kosten von fast einer Million Euro
Schätzungen zufolge soll die Gesamtmaßnahme 944 000 Euro kosten. Sie umfasst die Sanierung des Abwasserkanals und der Straße und eben neue Bäume. Die Sanierung und der Versuch, den aktuellen Baumbestand zu erhalten und möglicherweise mit Neupflanzungen zu ergänzen, würden nach Heß’ Angaben knapp 17 000 Euro mehr kosten.
In beiden Schätzungen ist auch eine neue Straßenbeleuchtung enthalten. Geplant seien LED-Lampen, so Knaup. Die genauen Standorte seien aber noch nicht besprochen worden. Nach einigen kritischen Bemerkungen aus den Zuschauerreihen bot er eine Ortsbegehung an.
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Bei dieser Gelegenheit könne auch noch einmal über die Standorte der Bäume gesprochen werden. „Wir können sicherlich nicht allen zu 100 Prozent gerecht werden, aber wir möchten möglichst viele Anregungen der Bewohner in die Sitzungsvorlage für den Ausschuss für Tiefbau und Verkehr aufnehmen“, so Knaup. Dieses Gremium soll im November über das endgültige Konzept diskutieren.
Die Sanierung der Breite Straße ist nötig, weil der Kanal in die Jahre gekommen ist. Er stammt nach Angaben der Verwaltung aus dem Jahr 1930. 16 der 41 Hausanschlüsse sind laut Heß in einem so schlechten Zustand, dass eine Befahrung mit einer Kamera nicht möglich war. Dies soll nun nach der Öffnung des Kanalgrabens geschehen.
Wie Heß erläuterte, soll auch der neue Kanal einen Durchmesser von 40 Zentimetern haben. Allerdings soll er in einer Tiefe von 2,80 Meter verlegt werden, zehn Zentimeter niedriger als jetzt. Einfluss auf die Hausanschlüsse habe das nicht.