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Elfter im Elften fällt ausStephan Brings arbeitet zum Sessionsauftritt am Haus

Lesezeit 5 Minuten
Brings 111120 EVERLING

Stephan Brings steht wie seine Kollegen am Elften im Elften nicht in Köln auf der Bühne.

Kreis Euskirchen – Et Trömmelche jeht am heutigen Mittwoch definitiv nicht. Folglich stonn se och net all parat und trecke durch die Stadt. Die Corona-Pandemie macht den Narren zum Sessionsauftakt einen gehörigen Strich durch die Rechnung.

Doch was machen die Künstler, die zum Teil seit Jahrzehnten vor Tausenden Jecken in Köln und auch im Kreis Euskirchen aufgetreten sind? Ist für sie bereits gefühlt Aschermittwoch oder sind sie froh, einmal tief durchatmen zu können?

Björn Wassong

Björn Wassong schaffte in der vergangenen Session als Büttenredner den Durchbruch, eroberte als Ne Jeck im Rähn die Sitzungssäle in Köln. Dass der Sessionsstart oder sogar die komplette fünfte Jahreszeit ins Wasser fällt, macht Wassong traurig. „Aus lauter Verzweiflung habe ich mich am Dienstag als St. Martin verkleidet und den Kindern in Weyer die Wecken gebracht“, sagt er schmunzelnd.

Den heutigen Elften im Elften wird er in Köln verbringen – allerdings nicht zum Feiern: „Ich werde trotz Homeoffice ins Büro nach Köln fahren. Dann habe ich zumindest den ganzen Tag den Dom und die Innenstadt im Blick.“

40 Auftritte waren bereits fix

Die CDs mit den neuesten Karnevalsliedern hatte er in der Post. Eine entsprechende Playlist für die Autofahrt nach Köln und die Zeit im Büro seien schon erstellt, so der Karnevalsjeck. Seine rote Pappnase habe er ohnehin fast immer griffbereit – am Elften im Elften sowieso. „Abends gibt es dann zum Feierabend ein kaltes Kölsch. Ganz ohne Köln und Karneval geht es eben bei einem richtigen Karnevalisten nicht.“

40 Auftritte hätte der Jeck im Rähn in dieser Session bereits fix gehabt. Da seien aber kaum Engagements in der Heimat dabei gewesen. Die hiesigen Karnevalsvereine, so Wassong, seien bei der Buchung meist etwas später dran. „Das Schöne ist, dass die Auftritte alle auf 2022 umgebucht worden sind. Da die Session etwas länger ist, entzerrt es sich wieder etwas und gibt mir mehr Buchungsmöglichkeiten.“

Video in Planung

Geplant sei, mit dem Kölner Festkomitee ein kleines Video aufzunehmen, damit die Nachwuchskräfte nicht ganz in Vergessenheit gerieten: „Meine Botschaft lautet wie der Abschlussspruch in meiner Rede: ,Lott et Trübsal blose sinn, denn noh jedem Rähn kütt och widde Sunnesching!’“ Schließlich dürfe man die Hoffnung und den Humor niemals verlieren. Der Karneval sei gerade in Krisen ein wichtiger Hoffnungsträger und Trostspender für die Menschen gewesen. Das werde nun auch wieder so sein – nicht in diesem Jahr, dafür im nächsten.

In diesem Jahr rücke dafür die Martinsgeschichte mehr ins Blickfeld. „Martin von Tours verzichtete auf seinen Mantel, um dem armen, frierenden Bettler zu helfen. Wir alle müssen in diesem Jahr auf den Karneval verzichten, um einander in dieser schwierigen Situation zu helfen. Nächstenliebe eben“, so Wassong.

Kuhl un de Gäng

Manuel Pickartz gründete mit dem damaligen Sänger Michael Kuhl die Band Kuhl un de Gäng. Zwei Jahre später veröffentlichte die Combo um den Keldenicher Pickartz ihren bisher erfolgreichsten Song „Ich han dä Millowitsch jesinn“. Der Elfte im Elften sei in diesem Jahr ein ganz normaler Tag im Kalender, sagt der gebürtige Eifeler, der bei Kuhl un de Gäng Schlagzeug spielt.

„Wir arbeiten weiter an neuen Songs und hoffen auf die Session 2021/22“, sagt Pickartz. Für die Band hätte der Sessionsstart auf jeden Fall kommen können, denn der Song „Ömwääch“ ist seit wenigen Tagen fertig. Doch wegen der Corona-Pandemie werde die Band frei nach dem Titel des neuen Lieds einen Umweg nehmen. Denn, so Pickartz, alles andere sei nicht möglich. „Die Situation ist wie sie ist. Zum Schutz aller, ist ein Verzicht auf Karneval unumgänglich.“

Kuhl-un-de-Gäng-Schlagzeuger Manuel Pickartz hält den Karnevalsverzicht für alternativlos.

Der Bassist von Brings will an diesem karnevalsfreien 11. November an seinem Haus in Kalenberg arbeiten. Das ist fürwahr mal ein ganz anderer Sessionsauftakt für Stephan Brings. Er erinnert im Gespräch mit dieser Zeitung an einen Gedenktag, der ihm viel bedeutet. Denn am 10. November 1944 wurden 13 Mitglieder der Ehrenfeldgruppe, besser bekannt als die Edelweißpiraten, von der Gestapo in Köln hingerichtet.

„Normalerweise bereiten wir uns am 10. November auf die Auftritte am Elften im Elften vor“, berichtet er. Doch so habe sich die einmalige Gelegenheit geboten, dass er sich mit seinen Brüdern Peter und Benjamin sowie mit seinem Vater Rolly Brings am Hinrichtungsort treffen konnte, um dort zwei Lieder zu spielen: „Wir wollen, dass dieses Ereignis nicht vergessen wird.“

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Auch wenn nur wenige öffentliche Auftritte anstanden, hat Brings viel gearbeitet, berichtet der Bassist. Auch ohne Session haben die fünf Musiker den Song „Mir singe Alaaf“ veröffentlicht. Es sei eine ruhige Nummer. Am heutigen Mittwoch werde sie ins Netz gestellt. Daher müsse dieser „ganz normale Mittwoch nicht ganz ohne Brings“ stattfinden.

Jürgen „Geppie“ Gebhardt

Für den Bassisten der Räuber, Jürgen Gebhardt, der am liebsten auf seinen Spitznamen Geppie hört, ist der 11. November ein ganz normaler Musiker-Arbeitstag: „Ich treffe mich mit meinem Duo-Partner Stephan Simons zur Probe.“ Natürlich werde an neuen Songs gearbeitet, aber genauso würden die beiden auch ein paar Karnevalslieder singen. „Im Gedenken...“, sagt Geppie.

Auch wenn mit seiner Band zurzeit keine Auftritte anstehen, haben die Räuber schon mal zwei neue Songs in petto. „Ein richtiges Sessionslied haben wir nicht, aber einer der Songs ist auf dem Sampler Karneval der Stars“, freut er sich.

Jürgen „Geppie“ Gebhard von den Räubern arbeitet an neuen Songs.

Ohne Musik geht es für ihn nicht: „Musik ist ja Leidenschaft. Und nicht nur Gelegenheit zum Geldverdienen.“ So hat er seinen Arbeitsmittelpunkt in sein Heimstudio verlegt, schreibt Auftragssongs und produziert Aufnahmen für andere. Mit dem Duo „Geppie und Stephan“ hat er eine Single produziert, die am 27. November erscheinen wird.