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Lockdown im Kreis EuskirchenFrust bei den Fitnessstudios

Lesezeit 5 Minuten

Aerobic-Kursus im Livestream für die Mitglieder der Sportwelt Schäfer: Trainerin Sigrid Oberhettinger macht die Übungen, Tim Schäfer setzt den Stream online.

Kreis Euskirchen – Unter dem neuerlichen Lockdown haben neben den Gastronomen und Hotelbesitzern auch die Betreiber von Sport- und Fitnesszentren im Kreisgebiet erheblich zu leiden.

„Der Frust über die von der Politik getroffenen Maßnahmen ist schon sehr groß“, gibt Franz-Peter Schäfer von der gleichnamigen Sportwelt zu. Er betreibt in Bad Münstereifel und in Kommern zwei Trainingszentren für Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

Vorläufige Normalität

Bereits im Frühjahr hatte Schäfer beide Standorte schließen müssen. Als der Lockdown seinerzeit aufgehoben worden sei, habe man mit einem guten Hygienekonzept und beschränkter Personenanzahl sowie gut durchlüfteten Studio- und Kursräumen langsam wieder zur Normalität zurückgefunden.

„Wir haben uns den ganzen Sommer über an die Vorgaben gehalten. Hätten sich alle Menschen an die Regeln gehalten, hätten wir nicht schon wieder einen Lockdown“, sagt Schäfer. Kein Verständnis hat der Bad Münstereifeler für die unterschiedlichen Beschränkungen in den einzelnen Bundesländern: „Zu einer bundeseinheitlichen Lösung war die Politik mal wieder nicht in der Lage.“ Als Beispiel nennt er, dass in Hessen im Tennis Einzel gespielt werden dürfen, in Nordrhein-Westfalen aber nicht.

Mehr als nur „Muckibude“

Wie einige andere auch betreibe er nicht nur eine „Muckibude“, wie manche Fitnessstudios im Volksmund gerne bezeichnet werden. „Unser Angebot geht weit darüber hinaus, weil wir viel für die Gesundheit der Menschen anbieten“, erklärt Schäfer. Das reiche unter anderem von der Stärkung des Immunsystems, der richtigen Ernährung, der Verhinderung des Muskelabbaus bis hin zum Stressabbau durch sportliche Bewegung.

Dabei arbeite man mit renommierten Ärzten zusammen. So hätten sein Sohn Tim und Reiner Nottelmann, einer seiner Trainer, jüngst bei Dr. Kurt Mosetter hospitiert. Der Arzt sei eine Koryphäe im Bereich der Myoreflex-Therapie und arbeite sehr erfolgreich beim Fußball-Bundesligisten RB Leipzig. Myoreflex-Therapie ist eine alternativmedizinische Behandlung gegen Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, bei der bestimmte Druckpunkte massiert werden, um Verspannungen zu lösen. Sie soll gegen unterschiedliche belastungsbedingte Muskel- und Gelenkschmerzen helfen.

Sport per Live-Stream

Schäfer und seine Mitarbeiter – er hat 13 festangestellte Trainer, sieben Honorartrainer und acht Aushilfen – sind dabei, einen Online-Campus aufzubauen. „Wir haben bereits 40 Kurse in Form von Live-Streams abgedreht. Da sollen noch einige hinzukommen“, erklärt der Betreiber der Trainingszentren. Etwa dreimal am Tag sind die Live-Streams per Zoom-Meeting für die Mitglieder abrufbar.

Etwas irritiert schaut die Katze ihrer Besitzerin bei den Übungen des Livestreams des Studios Seilsprung zu.

Im Frühjahr, so Schäfer, habe er einen Teil seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen. Dies wolle er diesmal verhindern. Er versuche, die vom Staat angekündigte Unterstützung von 75 Prozent zu bekommen. Wie er sie beantragen könne, wisse er zurzeit noch nicht. Eigentlich hätte er in diesem Jahr das 20-jährige Bestehen seiner Firma groß feiern wollen. „Da ist leider nichts draus geworden. Ich hoffe aber, dass bald wieder normale und bessere Zeiten kommen“, sagt Schäfer.

Viel Geld investiert

Das hofft auch Karoline Raschke vom Fitness-Studio Seilsprung in Weilerswist. Seit Dezember 2015 betreibt sie mit Markus Schulte das Studio. „Ich finde die Schließung der Sportstudios nicht richtig, schließlich dient der Sport der Gesundheit“, sagt Raschke. Seit der Eröffnung verfüge das Studio über eine hervorragende Belüftungsanlage. Außerdem habe man nach dem Lockdown im Frühjahr, als man am 11. Mai wieder habe öffnen dürfen, viel Geld und Zeit in die Umsetzung eines Hygienekonzepts investiert.

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Dazu gehörten Trennwände und viele Desinfektionsstationen. „Von Mai bis zur neuerlichen Schließung Anfang dieses Monats hatten wir keinen Corona-Fall, noch nicht mal einen Verdacht“, berichtet die Betreiberin.

Live-Streams kommen gut an

Um den Mitgliedern weiterhin ein sportliches Angebot zur Verfügung zu stellen, arbeitet auch „Seilsprung“ mit Live-Streams, die über Zoom auf der Internetseite des Studios abrufbar sind. Von montags bis samstags werden die Streams morgens und abends angeboten und von den Mitgliedern auch sehr gut angenommen.

Sowohl im Frühjahr als auch jetzt mussten die Weilerswister ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Auch sie hoffen auf die staatliche Hilfe, haben aber wie Schäfer bislang keine Informationen, wie und wo sie diese beantragen können. „Ich hoffe, dass wir im Dezember wieder öffnen können und der Lockdown light nicht verlängert wird“, meint Raschke.

Darauf setzt auch Jochen Förster seine Hoffnung. Der Geschäftsführer des Aktivparks in Kall beschreibt die Situation als „frustrierend“. Auch der Aktivpark habe nach dem Frühjahr Zeit und Geld in Hygienekonzepte investiert und diese immer wieder weiter entwickelt. Ihm sei kein einziger Corona-Fall im Aktivpark bekannt, und auch die Branche an sich sei in seinen Augen kein Infektionsherd. „Es ist schwierig für uns, damit umzugehen“, äußert er sein Unverständnis.

Was er zudem nicht versteht: Die Tennis- und Badminton-Felder müssen auch geschlossen bleiben, während in anderen Bundesländern Tennis in Hallen unter bestimmten Bedingungen erlaubt sei.

Fehlende Strategie

Natürlich sei es wichtig zu verhindern, dass das Gesundheitssystem mit der Corona-Pandemie überlastet werde, doch fehle in seinen Augen eine Strategie, wie die Gesellschaft langfristig mit dem Virus leben könne. Es sei doch kein nachhaltiges Konzept, immer wieder wochenlang ganze Branchen lahmzulegen.

Der Gesundheitssport stärke laut Studien das Immunsystem und sei in Kombination mit einer gesunden Ernährung gerade in Pandemie-Zeiten wichtig. Deshalb hat auch der Aktivpark ein Online-Angebot, das den Mitgliedern in Zeiten der Schließung zur Verfügung steht. Neben Workout-Videos finden die Mitglieder dort Informationen rund um Gesundheit, Bewegung und Ernährung sowie Webinare. Man wolle den Mitgliedern einfach eine optimale Unterstützung bieten, so Förster. Die Plattform werde deshalb permanent ergänzt.

Um die Mitglieder zu unterstützen, überlege man, die Monatsbeiträge für November nicht abzubuchen, berichtet Jochen Förster weiter. Insgesamt versuche er einfach, optimistisch zu bleiben.