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Schneller SchleidenerMarkus Mey absolvierte vier Marathonläufe in 20 Tagen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Sportler mit umgekehrt aufgesetzter Kappe läuft über den grasigen Mittelstreifen eines Steinweges im Gebirge.

Er läuft und läuft und läuft. Diesmal war Markus Mey aber nicht im Gebirge unterwegs, wie auf diesem Bild, sondern auf den Straßen.

Eigentlich wollte Markus Mey aus Schleiden-Morsbach nur eine persönliche Bestleistung in Berlin laufen. Dann kamen noch drei Rennen hinzu.

„Vier in Zwanzig“ oder „Die Kunst der Regeneration“. Markus Mey, amtierender Marathon-Europameister in der Altersklasse M50, hat das scheinbar Unmögliche geschafft: In nur 20 Tagen absolvierte er vier Marathonläufe, eine Gesamtstrecke von 168,8 Kilometern. Bewältigte er im vergangenen Jahr in derselben Zeitspanne drei Marathons, so setzte der 53-Jährige in diesem Jahr noch einen drauf. Geplant sei diese Herausforderung nicht gewesen, sie habe sich „so ergeben“, so der Ausnahmeathlet.

Ursprünglich wollte er nur beim 50. Berlin-Marathon am 29. September starten, um dort auf der flachen Strecke die Marke von 2:40 Stunden zu unterbieten. Doch durch kurzfristige Einladungen der Veranstalter füllte sich sein Wettkampfkalender: In den folgenden Wochen kamen drei weitere Marathons hinzu, darunter die Läufe in Köln, Essen und der Rothaarsteig-Marathon im sauerländischen Fleckenberg.

Markus Mey wollte beim Berlin-Marathon unter 2:40 Stunden bleiben

Gezielt vorbereitet habe er sich lediglich auf den „Weltrekord-Marathon“ in der Hauptstadt. Gleichzeitig das Rennen, das Mey als das beeindruckendste der vier Wettkämpfe bezeichnet. „Ein toller Jubiläumsmarathon“, schwärmt der Morsbacher. Die vielen Zuschauer am Streckenrand, die perfekten äußeren Bedingungen, die Weltrekordkulisse von 58.000 Startern und das Erreichen seines persönlichen Ziels machten das Rennen zu einem unwiederbringlichen Erlebnis. Mit einer Zeit von 2:39,16 Stunden – was einem Schnitt von 3:47 Minuten pro Kilometer entspricht – gelang Mey eine Punktlandung.

Markus Mey hält in einer Hand die Medaille, den Daumen der anderen Hand reckt er in die Höhe.

Daumen hoch, gestecktes Ziel erreicht: Der Morsbacher Markus Mey beim Berlin-Marathon.

Dass er nur eine Woche später in Köln-Deutz an der Startlinie des Köln-Marathons stand, dürfte jene, die Meys sportliche Laufbahn verfolgen, kaum überrascht haben. „In Köln kenne ich den Veranstalter gut und hatte einen Freistart, außerdem bin ich dort letztes Jahr Deutscher Meister in meiner Altersklasse geworden. Da war der Start eine Herzensangelegenheit. Natürlich muss man akzeptieren, dass man nach einer Woche nicht wieder zu 100 Prozent fit ist.“

Die Tochter unterstützte Markus Mey beim Köln-Marathon

Tatsächlich musste Mey dem schnellen Rennen in Berlin Tribut zollen. Zu forsch sei er die erste Hälfte angegangen, zu gut habe er sich gefühlt. Die Folge: der Einbruch im zweiten Streckenabschnitt. „Das war mental sehr schwer. Hätte meine Tochter nicht bei Kilometer 32 und 38 am Streckenrand gestanden, wäre es knapp geworden“, berichtet der für das Kölner Team Milers Colonia startende Eifeler. Und so machte er etwas, was er zuvor noch nie gemacht hat: Zweimal unterbrach er das Rennen, um seine Tochter in die Arme zu schließen. „Die Strecke war nicht so schnell, eine Bestzeit war ohnehin nicht drin, da kann man auch mal auf 20 Sekunden verzichten.“ Mit einer Zeit von 2:46 Stunden „rettete“ er sich ins Ziel.

Mey, der sich selbst als „Meister der Regeneration“ bezeichnet, vertraute – wie nach jedem Rennen – seinem „Geheimrezept“: Am Montagmorgen ein einstündiger Spaziergang mit dem Hund, danach Sauna und Massage, dienstags Aquajogging. „Dann bist du relativ schnell wieder fit. Mittwochs kannst du wieder laufen und donnerstags geht's dir schon wieder gut. Es kann weitergehen“, erzählt der Vielstarter und lacht.

Der Essen-Marathon fehlte dem Morsbacher Läufer

„Zwei Marathons nacheinander sind schon heftig“, so die Zwischenbilanz des vielfachen deutschen Seniorenmeisters. „Eigentlich macht es keinen Sinn, am kommenden Sonntag in Essen zu starten“, überlegte Mey. Dann jedoch habe er sich überreden lassen, zumal ihm der Essen-Marathon, der älteste Marathon Deutschlands, in der Sammlung absolvierter Rennen noch fehlte.

Auch die Ankündigung seines Starts durch den Veranstalter („Die sind froh, wenn mal ein Exot startet“) habe einen Teil zu seiner Entscheidung beigetragen. „Den wolltest du sowieso einmal laufen, dann hast du ihn abgehakt“, geisterte es durch Meys Kopf. Gedacht, getan. Ein tolles Panorama habe sich dem 53-Jährigen geboten, während er in 2:47 Stunden zweimal den Baldeney-See umrundete und als Erster in seiner Altersklasse über die Ziellinie lief.

Den ursprünglich geplanten 25-Kilometer-Trainingslauf am darauffolgenden Freitag brach er nach einer Viertelstunde ab. „Die Beine sind so frisch, da kannst du eigentlich morgen Marathon laufen.“ Einen Tag vor dem Rothaarsteig-Marathon in Fleckenberg, so kurzfristig wie noch nie, war Meys Entscheidung gefallen. Marathon Nummer vier hatte er „ein kleines bisschen im Hinterkopf“, weil er dort bereits im Vorjahr gestartet war. 850 Höhenmeter, Regen, Schlamm, Trailschuhe. Ähnliche Bedingungen wie auf Eifeler Terrain, das er so liebt. Und es lief gut. „Ich habe mich besser gefühlt als in Köln und Essen.“ Besonders stolz sei er auf Platz zwei in der Gesamtwertung.

Bevor am 1. Dezember die nächste Herausforderung, der Valencia-Marathon – auf dem Papier einer der schnellsten der Welt – ansteht, will Mey erst einmal „Vernunft walten lassen“ und zwei wettkampffreie Wochen genießen. Danach geht es mit neuer Motivation an den Start.