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Fußball-LandesligaDer Aufsteiger TuS Zülpich holt noch einen 0:3-Rückstand auf

Lesezeit 5 Minuten
Zülpichs Luca Ohrem hat den Ball im Blick. Drei Gegenspieler verfolgen ihn.

Umzingelt: Luca Ohrem konnte sich erst nach der Pause entscheidend durchsetzen.

Der Landesliga-Auftakt zeigt, dass die Moral bei Zülpich stimmt. Einige Spieler müssen sich aber noch an das höhere Niveau gewöhnen.

TuS Chlodwig Zülpich – Eintracht Verlautenheide 3:3 (0:2). Als den Gästen knapp zehn Minuten nach dem Seitenwechsel das 3:0 gelungen war, lag der Aufsteiger scheinbar am Boden. Was dann folgte, war ein Musterbeispiel für absolute Überzeugung und den Glauben an die eigenen Stärken. Der Lohn folgte in Form des späten Ausgleichs, der den Punktgewinn am Ende fast so wertvoll wie einen Sieg machte.

Das fiel auf: Partie war für Schiedsrichterin nicht leicht zu pfeifen

Die Landesliga-Premiere des TuS war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Der Spielpartner war kein Geringerer als der Tabellenzweite der vergangenen Saison und damit alles andere als ein dankbarer Auftaktgegner. Die Eintracht zählt auch aufgrund der jüngsten Leistungen zum engeren Favoritenkreis und wurde den hohen Erwartungen zunächst gerecht, obwohl sich der Neuling in der ersten Halbzeit keineswegs schlecht verkaufte.

Zülpichs Trainer David Sasse kniet auf dem Spielfeld. Seine Spieler stehen im Halbkreis um ihn herum und hören zu.

„Bekniet“ sein Team in der Trinkpause: Trainer David Sasse.

Geleitet wurde die phasenweise hart umkämpfte und daher nicht leicht zu pfeifende Partie von Schiedsrichterin Eva Kastenholz, die ihre Sache insgesamt zwar nicht fehlerlos, aber ziemlich ordentlich erledigte. Mehr als überzeugend war die Leistungssteigerung der Gastgeber in der letzten halben Stunde, als man die Zurückhaltung und den Respekt ablegte und sich mit dem 3:3 belohnte.

Prominenter Gast: Am Samstag war Lucas Marso noch im Sportstudio

Wer am Vorabend das Torwandschießen im ZDF-Sportstudio aufmerksam verfolgt hatte, rieb sich verwundert die Augen. Den Typ im blauen Trikot mit der Nummer neun kenne ich doch? Richtig, es war kein Geringerer als Lucas Marso, der wenige Stunden zuvor noch in Mainz mit drei Treffern die Oberhand gegen den Kieler Profi Lewis Holtby behalten hatte. Auch auf dem Kunstrasen an der Blayer Straße demonstrierte der Mittelfeldspieler aus Verlautenheide seine Vollstreckerqualitäten. Ihm gelang nach zwölf Minuten und einer schönen Kombination über die rechte Seite die Führung für seine Mannschaft.

Verhinderter Torjäger: Dominik Spies muss lange zuschauen

Auf der Gegenseite durfte ein Akteur seiner Lieblingsbeschäftigung leider nicht nachgehen. Dominik Spies, in der Vorbereitung in bestechender Form, hatte sich im Pokalfinale gegen Nierfeld ohne gegnerische Einwirkung das Kreuzband angerissen und musste sich, auf Krücken gestützt, mit verbaler Unterstützung von der Bank zufriedengeben. „Sollte ich um eine Operation herumkommen, könnte ich in acht Wochen wieder mit der Belastung beginnen. Andernfalls ist die Saison für mich schon frühzeitig gelaufen“, berichtete der Angreifer im Zustand zwischen Hoffen und Bangen.

Das war neu: Eversheim, Hahne und Pennartz in der Startformation

Für den fehlenden Torjäger durfte Neuzugang Julian Eversheim als zweiter Stürmer neben Luca Ohrem von Beginn an ran. Mit Till Hahne, der in der Innenverteidigung den angeschlagenen Kapitän Georg Salmon ersetzte, erhielt ein zweiter ehemaliger Spieler der SG Voreifel das Vertrauen von Coach David Sasse. Was der Sprung von der Bezirksliga in die Landesliga qualitativ bedeutet, bekam der junge Defensivmann deutlich zu spüren, als er gegen den auffälligsten Gästeakteur, Andre Hemforth, viel zu spät kam und den Strafstoß zum 0:3 durch Marvin Dumslaff verschuldete. Lehrgeld zahlten zunächst auch alle anderen Zülpicher, die in den direkten Duellen häufig den Kürzeren zogen.

Marco Weinhold jubelt mit erhobener Faust.

Jubelpose nach dem 3:3: Zülpichs Marco Weinhold.

Auch Constantin Pennartz, der aus der Kreisliga A nach Zülpich gewechselt ist und als dritter Neuzugang im defensiven Mittelfeld in der Startformation stand (und wie Hahne nach einer knappen Stunde Feierabend hatte), muss sich an das höhere Tempo und die härtere Zweikampfführung in der Klasse gewöhnen. Trotz dieser Schwierigkeiten hinterließen alle Debütanten einen zufriedenstellenden Eindruck.

Die erste Halbzeit: Eintracht Verlautenheide wirkte abgeklärter

Nach einem guten Start und zwei im Ansatz vielversprechenden Möglichkeiten von Luca Ohrem blieb die sonst so durchschlagskräftige Zülpicher Offensive aus dem Spiel heraus blass. Weder durch das Zentrum noch über die Flügel setzte sich der Aufsteiger gegen die robuste und zunehmend ballsichere Eintracht in Szene – auch die zahlreichen Standards blieben wirkungslos. Verlautenheide wirkte abgeklärter und ging fast mit dem Pausenpfiff durch einen sehenswerten Freistoß von Hemforth, bei dem Robin Metternich nicht optimal, weil zu zentral postiert war, mit 2:0 in Front.

Die zweite Halbzeit: Ein Gegentreffer wirkt als Wendepunkt des Spiels

Das 0:3 war – so komisch es klingt – der Wendepunkt zum Besseren für den TuS. Plötzlich gewannen Thomas Leßenich und Devin Nickisch, denen zuvor wenig gelungen war, ihre Zweikämpfe, und auch die Freistöße und Eckbälle führten zum gewünschten Erfolg. Einmal hatte die Heimelf allerdings noch Glück: Nachdem Luca Ohrem per Kopf das 1:3 gelungen war, verhinderte Metternich mit einer klasse Parade den vierten Gegentreffer, der wohl die Niederlage bedeutet hätte.

So aber ging bei den Römerstädtern plötzlich alles, während die Eintracht-Deckung bei jedem Angriff ins Wanken geriet. Sieben Minuten vor Schluss köpfte der eingewechselte Felix Faure, dessen Vorname dem Stadionsprecher kurz zuvor noch unbekannt („Herr Faure“) gewesen war, das 2:3, dem Ohrem 120 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit nach einer einstudierten Kombination aus der Distanz den umjubelten und verdienten Ausgleich folgen ließ.

Das sagt der Trainer: David Sasse freut sich über gelöste Handbremse

„Ich war vor der Pause nicht völlig unzufrieden mit unserer Leistung, aber die wirkliche Überzeugung hat gefehlt. Nach dem Seitenwechsel haben wir dann endlich die Handbremse gelöst und unser wahres Gesicht gezeigt“, freute sich Zülpichs Coach David Sasse über den ersten Landesliga-Zähler.

Das sagen wir: Eine bemerkenswerte Reaktion des Aufsteigers

Der erste Auftritt des Neulings in der höheren Spielklasse hat gezeigt, dass die Mannschaft auch mit Rückschlägen umgehen kann. Dass gegen einen Gegner von diesem Kaliber sofort alles passt, hatte wohl auch niemand von einem Aufsteiger erwartet. Umso bemerkenswerter war die Reaktion der Mannschaft nach dem deutlichen Rückstand gegen Verlautenheide.


Erftstadt-Lechenich hat in 90 Minuten keine echte Torchance

RS Brand – SC Erftstadt-Lechenich 2:0 (0:0). Mit der Defensivleistung seiner Schützlinge zeigte sich Trainer Karsten Kochems sehr zufrieden, mit dem Spiel nach vorne konnte der Übungsleiter dagegen überhaupt nicht einverstanden sein. In 90 Minuten gelang es den Gästen nicht, sich eine nennenswerte Einschussgelegenheit herauszuarbeiten. „Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet, aber in der Offensive nicht stattgefunden. Hier muss ich vor allem meine Außenbahnspieler in die Pflicht nehmen, die sich nicht durchgesetzt und keine einzige Flanke in den Strafraum gebracht haben“, kritisierte der Coach.

Ein Sonntagsschuss aus 25 Metern in den Knick brachte die Hausherren Mitte des zweiten Abschnitts nach vorne. Die Germania war nicht in der Lage, effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Als man in der Schlussphase alles nach vorne warf, wurde man unmittelbar vor dem Schlusspfiff ausgekontert. „In einem sehr zerfahrenen, kampfbetonten Duell hatte Brand mehr Torchancen und hat daher auch nicht unverdient gewonnen“, so Kochems.