Dem Frauen-Team, das in der Oberliga spielt, droht das Aus. Dafür stellt der Verein in der kommenden Saison elf Jugendmannschaften.
Handballverein setzt auf JugendHSG Euskirchen stellt sich neu auf – Damenteam droht das Aus

Knapp vorbei: Die Handballtalente versuchten, mit dem Ball die anderen Bälle abzuwerfen. Nicht immer klappte das.
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Die HSG Euskirchen stellt sich neu auf – und geht mit mindestens elf Jugendmannschaften in die neue Saison. Nach Angaben von Corinna Schmitz, die mit Michael Gissinger die Jugendkoordination übernommen hat, hat es in der Geschichte der HSG noch nie so viele Jugendmannschaften gleichzeitig gegeben.
Auf die Jugend setzen – etwas, was sich jeder Verein vornimmt. Oft dann, wenn es bei den Senioren nicht (mehr) so läuft wie erhofft. Jugendhandball gab es bei der HSG Euskirchen schon immer, er ist ein Teil der DNA. Doch in dieser Form ist die DNA neu – wohl auch, weil sie „mutieren“ muss, es eine neue HSG geben wird. Nach Informationen dieser Zeitung ist aktuell fraglich, ob in der kommenden Saison eine erste Mannschaft in der Frauen-Oberliga spielen wird.
Mit Nicola Viola, Hannah Arends, Kristina Viehmann und Anna Kurm haben gleich vier Spielerinnen des eh schon dünnen Kaders angekündigt, aufzuhören oder zu wechseln. Neuzugänge? Stand jetzt Fehlanzeige. Einen Nachfolger für Andreas-Kunzke-Ersatz Julian Mayer gibt es nicht. Aus dem Umfeld der HSG hört man, dass der Verein mit acht Kandidaten gesprochen und sich acht Absagen geholt hat.
Dünne Personaldecke bei Frauen und Männern der HSG Euskirchen
Und auch die Herren tun sich seit Jahren schwer, neue Spieler für den Verein zu begeistern, gehen jede Saison mit einer dünnen Personaldecke in die Spielzeit. Was macht man dann irgendwann zwangsläufig? Man setzt auf die Jugend. „Wir werden wohl eine Durststrecke überstehen müssen. Aber wenn wir den Weg jetzt konsequent gehen, werden wir die Früchte der Arbeit ernten“, sagt Jugendkoordinator Michael Gissinger.

Waren zufrieden: Jugendtrainerin Luca Stanienda (l.) und die Jugendkoordinatoren Michael Gissinger sowie Corinna Schmitz,
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Erstmals fand ein Handballcamp in den Osterferien statt. Die HSG war von der Resonanz überrascht.
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Bis in die C-Jugend hinein sei jeder Jahrgang in der kommenden Saison doppelt besetzt. In der B- und A-Jugend wird kein Team gemeldet. Es wird also dauern, bis der Nachwuchs bei den Seniorinnen (ab 16 darf mit Doppelspielrecht gespielt werden) und den Senioren (ab 17) ankommt. Aber die HSG will durch die verstärkte Jugendarbeit ein Zeichen setzen. „Der Verein lebt und ist mehr als Seniorenhandball“, so Gissinger.
Seine Mitstreiterin freut sich, dass Viola und Arends zwar als Spielerinnen aufhören, dem Verein als Jugendtrainerinnen aber erhalten bleiben. In den kommenden Wochen und Monaten werden die 19 Jugendtrainer, die allesamt aus den eigenen Reihen stammen, fortgebildet. Ziel sei es, zeitnah in jeder Mannschaft, einen lizenzierten Trainer zu haben. „Fachkräftemangel gibt es auch bei Trainern“, so Gissinger, der froh ist, „so viele Menschen im Verein zu haben, die auf die Aufgabe Bock haben“.
Hallenzeiten bei der Stadt Euskirchen zu bekommen, ist gefühlt unmöglich.
Und das, obwohl sie unter erschwerten Bedingungen angegangen werden muss. Der Grund: mangelnde Hallenzeiten für Teams mit bis zu 20 Kindern. „Hallenzeiten bei der Stadt Euskirchen zu bekommen, ist gefühlt unmöglich“, berichtet Gissinger: „Da sind Hallen im Sommer von Fußballmannschaften geblockt. Welcher Fußballer geht im Sommer in die Halle?“ Zudem sei, ergänzt Corinna Schmitz, die fehlende Sporthalle an der Marienschule eine „Katastrophe“.
Erst 2027 soll die Halle nach Angaben der Stadt saniert sein – sechs Jahre nach der Flutkatastrophe. Eine Art Kölner Oper am Basingstoker Ring in Euskirchen. Doch selbst nach Beendigung der Arbeiten wird sich die Situation nicht entspannen, denn dann wird die Jahnhalle saniert werden müssen. Derzeit trainieren die Jugendmannschaften der HSG in der Peter-Weber-Halle in Kuchenheim sowie in der Ohm-Mirgel-Halle und der Jahnhalle in Euskirchen. „Das ist teilweise ein logistisches Meisterwerk, weil die Coaches samt Bällen von einem Training zum nächsten die Hallen wechseln müssen“, sagt Gissinger.
Schulsportgemeinschaft mit der Grundschule Nordstadt
Doch wo bekommt man plötzlich so viele Kinder her, die Lust haben, Handball zu spielen? „Von der Basis“, lautet die Antwort der HSG. Man habe an mehreren Grundschulen Handballtage abgehalten. Die Resonanz sei überwältigend gewesen. Das habe dem Verein bestätigt, dass der eingeschlagene Weg richtig sei. Entsprechend wird es zum neuen Schuljahr mindestens eine Schulsportgemeinschaft geben.
Der Vertrag mit der GGS Nordstadt sei unterschrieben, so Gissinger. Dort werde ab dem neuen Schuljahr eine Handball-AG unter der Federführung der HSG angeboten.
Das Ostercamp der HSG Euskirchen übertraf die Erwartungen
Veranstaltet hat die HSG nun erstmals ein Ostercamp. Das sei eine ziemlich spontane Aktion gewesen, die aber ein Erfolg gewesen sei, so Gissinger. Mehr als 30 Kinder nahmen an dem eintägigen Handballtag in der Peter-Weber-Halle teil.
Viele weitere sollen folgen. Spätestens in den Herbstferien soll es ein mehrtägiges Handballcamp geben – gestemmt komplett aus eigenen Reihen. Auch das gehört laut Gissinger zur neuen DNA der Handballspielgemeinschaft Euskirchen.