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Neuer WanderwegSchmidtheim hat jetzt einen historischen Ortsrundgang

Lesezeit 5 Minuten
Eine Frau in einer blauen Regenjacke steht vor einem weißen Haus und zeigt auf die Fenster.

Auch die erste von drei einstigen Schulen in Schmidtheim haben Renate Krumpen und ihre Mitstreiter ausgewählt. Heute ist das Gebäude in Privatbesitz.

An 20 Stationen wird die Geschichte des Ortes und der alten Häuser auf Tafeln und mit QR-Codes erläutert. Initiiert hat das Projekt Renate Krumpen.

Auf 20 wetterfesten Alu-Dibond-Tafeln erfahren Schmidtheimer und Gäste nun einiges über die Geschichte des Ortes. Anhand von alten Fotografien und mit per QR-Code abrufbaren Informationen ist der „Historische Dorfrundgang“ entstanden. Es ist ein weiteres Projekt eines Arbeitskreises der IG Schmidtheim.

Das habe sie einfach interessiert, sagt Renate Krumpen. Keine Frage, die gebürtige Schmidtheimerin hat Interesse daran zu wissen, wie es in ihrem Heimatdorf einmal aussah und was die alten Häuser in dem 1500-Einwohner-Ortes noch erzählen können. Also machte sich Krumpen, die Mitglied der Interessengemeinschaft (IG) Schmidtheim ist, vor gut einem Jahr einfach mal an die Arbeit.

Ähnliche Rundwege gibt es schon in Kallmuth und Lommersdorf

Die an dem Projekt interessierten IG-ler schauten sich Beispiele in Mülheim und in Kallmuth an, auch in Lommersdorf ist ein solcher Rundgang entstanden. In allen Fällen wurden historische Fotos von Ansichten des Dorfes verwendet, dazu Bilder der Häuser. Für Schmidtheim fand Krumpen Zeichnungen alter Ansichten des ehemaligen Ortsbürgermeisters Johann Müller, die 1983 veröffentlicht wurden, zudem Informationen aus den Schriften des Arbeitskreises Kultur und Geschichte der Gemeinde Dahlem.

„Sehen Sie her, das habe ich mal am PC entwickelt“, sagt Krumpen und kramt ein DIN-A4 großes, mit bunten Kreisen bedecktes Blatt aus der Tasche: 20 Orte in Schmidtheim mit viel Geschichte. Alle Adressen sind mindestens 100 Jahre alt. Das hatte Krumpen als Voraussetzung für die Aufnahme in den Rundgang festgelegt. Und dann machte sie sich mit Gleichgesinnten an die Umsetzung der Idee.

Es galt, Texte zu den einzelnen Adressen zu verfassen – was noch die leichteste Übung war. Es galt aber vor allem, in Gesprächen mit den Besitzern zu erfahren, was sie noch über die Historie ihres Hauses wissen. Und ob sie bereit sind, das auch an der Fassade ihres Hauses zu veröffentlichen.

An einem Haus ist eine Tafel angebracht, die eine Zeichnung und einen QR-Code zeigt.

Per QR-Code sind die Informationen zu den 20 Stationen des Rundgangs abrufbar.

Herausgekommen sind nach knapp einjähriger Arbeit 20 Tafeln an den Fassaden der Rundgang-Stationen. 20 Zeichnungen von Müller und historische Fotos wurden dafür reproduziert, eine Nummerierung erstellt und der QR-Code zu weiteren Informationen auf der Internetseite der IG freigeschaltet.

Gespräche haben Spaß gemacht „Die Gespräche mit den Anwohnern über ihre Häuser haben am meisten Spaß gemacht“, so Krumpen – auch wenn sie als gebürtige Schmidtheimerin viele Anekdoten schon kannte. Mit ihr geht es über den Dorfplatz – er ist zugleich die Nummer eins des Rundgangs – und wenige Meter weiter zu einer kleinen, leicht erhöht liegenden Grünfläche. In einem kleinen, gemauerten Häuschen steht eine Muttergottesstatue, ein Bildchen oder Bildstock mit Geschichte, wie eine Tafel an der Seite andeutet. Der Standort erinnert an den Platz einer der einmal zehn Gaststätten des Ortes.

In der Gaststätte Recher-Rausch wurden viele Feste gefeiert

Hier war die Gaststätte Recher-Rausch 1870 eröffnet worden. 2005 wurde das Gebäude abgerissen, die kleine Grünbrache blieb. In der Kneipe habe es einen großen Saal gegeben, wo Karneval und Kirmes gefeiert wurde, wo Versammlungen und Filmvorführungen stattfanden, so Krumpen. Beim Abriss des Gebäudes wurde die Statue, die in einer Nische über der Eingangstür stand, erhalten. Für sie wurde das kleine Schutzhäuschen errichtet.

Eine Muttergottes steht in einem kleinen Häusschen aus Stein.

Für die Muttergottes aus der Kneipe wurde nach deren Abriss ein Schutzhäuschen gebaut.

Natürlich lassen sich Anekdoten und Geschichten auch über alle anderen 19 Stationen des Rundgangs erzählen – beispielsweise am Schloss, am Sägewerk und natürlich am höchstgelegenen Bahnhof im Kreis Euskirchen, dem bis heute wichtigsten Infrastrukturobjekt des Ortes. In der Mittelstraße etwa erinnert ein Schild an die alte Schmiede. Das Handwerk wurde über Jahrhunderte im Ort ausgeübt und gab ihm seinen Namen.

Spurensuche zum Dorfrundgang in Schmidtheim nicht abgeschlossen

Das Wohnhaus Mannesch in der Mannesjass wurde 1609 erbaut und 2002 zur Pension umgebaut, unterhalb des Schlosses und der Kirche erinnert eine Tafel an einem Haus an dessen Geschichte als erste von drei Schulen. Das wohl älteste erhaltene Haus Schmidheims wurde um 1600 erbaut und beherbergte ab 1940 eine Bäckerei, später ein Schmuckgeschäft. „Bei Hanraths“, so Renate Krumpen zum Hausnamen, „gab es ab 1950 das erste selbst gemachte Speiseeis.“

Die Spurensuche zum Dorfrundgang ist überraschenderweise noch nicht abgeschlossen. „Als wir den Rundgang vor kurzem eröffnet haben, waren mehr als 60 Leute hier, einige sogar von weiter her angereist“, so Krumpen. Beim Premierenrundgang zeigte sich, dass es noch rund ein halbes Dutzend weitere, nur den Älteren bekannte, denkwürdige Adressen gibt. Der Rundgang wird also noch ergänzt.

Auch Dahlems Bürgermeister Jan Lembach war beim Erstrundgang dabei. Er versprach für die Gemeinde, die gewonnenen Erkenntnisse über Schmidtheims Ortsgeschichte in einem gedruckten Führer zu veröffentlichen.

Ist das Ganze ein Beispiel, dem etwa auch Dahlem folgen könnte? Im Prinzip ja. Allerdings: In Schmidtheim wurde das Projekt durch eine anonyme Spende ermöglicht, die die knapp vierstelligen Kosten für die Tafeln finanzierte. Der Spender, so Renate Krumpen, habe seinem Heimatdorf „was Gutes tun wollen“.


Interessengemeinschaft Schmidtheim hat viele Arbeitskreise

Die Interessengemeinschaft (IG) Schmidtheim hat mehrere Arbeitskreise, die sich um verschiedene Belange des 1500-Einwohner-Ortes kümmern. Am bekanntesten sind die, die sich um den Barfuß- und Generationenpark und das Eifeler Musikcafé kümmern. Dazu kommen Arbeitskreise etwa zu den Themen „Buntes Dorf“, „Kinderflohmarkt“, „Wohnen im Alter“ und „Nahversorgung im Ort“.

Letztere sind noch im Aufbau. Das Thema Nahversorgung ist ein Dauerbrenner: In der Gemeinde gibt es nur einen Verbrauchermarkt. Der Standort in Dahlem wurde in jüngster Zeit zweimal nach Starkregen unter Wasser gesetzt. Man habe auf Schmidtheimer Grund doch besser geeignete Standorte, heißt es im Ort.