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Skiparadies Frauenkron“ Vorgänger der SMS – historische Postkarten aus Dahlem veröffentlicht

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer halten ein Buch mit historischen Fotos in die Kamera.

Das „Skiparadies Frauenkron“ liegt direkt vor der Haustür. Das behauptet zumindest diese Ansichtspostkarte aus den 1950er-Jahren.

Mehr als 200 alte Ansichtskarten aus Dahlem wurden in einem Buch zusammengetragen und beinhalten die ein oder andere Kuriosität.

Mehr als 200 historische Ansichtspostkarten hat der Arbeitskreis Kultur und Geschichte der Gemeinde Dahlem für ein Buch zusammengestellt, kommentiert und eingeordnet. Eine lesenswerte Zeitreise in die sechs Orte am Rand des Kreisgebietes ist entstanden.

Ansichtspostkarten, die gerade wieder im Trend sind, kamen mit der Erfindung der Fotografie vor rund 140 Jahren so richtig in Mode – und so war es wenig später auch in den sechs Orten der Gemeinde Dahlem. Reisende Verlagsvertreter fotografierten die Sehenswürdigkeiten. Vor allem im schon immer pittoresken Burgbering von Kronenburg, aber auch in Dahlem oder in Schmidtheim.

Die Postkarte – der Vorgänger des Instagram-Posts

Mit dem aufkommenden Tourismus fanden die gedruckten Werbeträger Abnehmer und schnell nutzten auch etwa Gastwirtschaften und Hotels die Chance, per eingeklinktem Kleinbild in die schöne Dorfansicht per Post für sich zu werben.

Sommerfrischler, Durchreisende, auch etwa französische Manöversoldaten zu Beginn der 1920er-Jahre, oder schlicht Geschäftspartner wählten so die frankierte freundliche Kurzgruß-Adresse an die Lieben oder die schlichtere Nachricht. Der Vorläufer der SMS oder des Posts in den sozialen Netzwerken ging nicht ins Internetuniversum und an Tausende „Follower“, sondern an die eine Anschrift in Köln, Bonn, Aachen oder Düsseldorf.

Dahlemer ordneten Bilder auf Postkarten in historischen Kontext ein

Recherche in Onlinebörsen „Von dort kamen die meisten Urlauber“, sagt Bodo Bölkow, Leiter des rührigen Arbeitskreises Kultur und Geschichte der Gemeinde Dahlem. Die Ehrenamtlichen haben vor zehn Jahren mit dem Aufbau des Gemeindebildarchivs begonnen. Ihre jetzt vorgelegte, insgesamt 17. Veröffentlichung ist ein weiteres Ergebnis der bemerkenswerten Arbeit zur Erforschung von Zeitdokumenten.

Eine Gruppe von Männern und Frauen posiert für ein Foto, sie halten ein Buch in den Händen.

Die Mitglieder des Arbeitskreises Kultur und Geschichte haben einen „visuellen Rundgang“ durch die Gemeinde Dahlem erstellt.

Mit der zusätzlichen Recherche in Onlinebörsen, bei Postkartenverlagen und Sammlern war es allerdings nicht getan. Auf allen mehr als 200 abgedruckten Ansichtskarten – von den alten nachkolorierten und idealisierenden Lithografien vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu den farbigen Postkarten aus den 1960er-Jahren – mussten die Bildmotive eingeordnet werden: Was ist zu sehen, und wann muss es so ausgesehen haben vor Ort? Wie hat sich die Örtlichkeit verändert? Gibt es Hausnamen? Wer waren die Besitzer etwa einer alten Gastwirtschaft in Baasem – an einer Straßenkreuzung gab es einmal gleich drei davon – und was ist heute in dem Gebäude? Fragen, die die allesamt ortskundigen Arbeitskreismitarbeiter beantworten können. Auch deshalb, weil Kriegszerstörungen in der Gemeinde Dahlem vergleichsweise gering waren.

Nachrichten auf historischen Postkarten zum Teil kurios

Auf den 146 Seiten ist so neben der „Bilderreise“ in die Vergangenheit auch ein Blick aufs sich selbst so bewerbende tief verschneite „Skiparadies Frauenkron“ zu erhaschen.

Die dritte Ebene ist die der von den Absendenden geschriebenen Grußworte – ein Kuriosum der Kurzmitteilungen. „Papa sagte mir, ich sollte Dir eine Karte schreiben. Matthias“ fällt offenbar einem ziemlich ratlosen Jungen nur ein. Noch knapper schreibt „Erik“, der es bei seinem Vornamen als Nachricht an den Adressaten belässt.

Eine kolorierte Lithografie-Karte aus dem Jahre 1908 treibt die Werbung für die Region auf der bedruckten Bilder-Vorderseite auf die Spitze mit diesen als Vers gesetzten Zeilen: „Fern vom Großstadtweltgetriebe/liegt ein lieblich herrlich Land/ In der ärmsten Hütte Frömmigkeit und Frieden/ Eifel, Rheinlands Paradies genannt“. Dem wäre wenig hinzuzufügen.


„Ansichtskarten aus der Gemeinde Dahlem. Ein visueller Rundgang durch unsere Orte“ heißt das vom Arbeitskreis Kultur und Geschichte der Gemeinde Dahlem herausgegeben Buch. Es ist das 17. Heft des Arbeitskreises und hat 146 Seiten. Ein Exemplar kostet 20 Euro. Die beschränkte Auflage ist in der Gemeindeverwaltung in Schmidtheim, der Poststelle in Dahlem und bei allen Ortsbürgermeistern der Gemeinde Dahlem erhältlich.