Linie 771Fahrradwanderbus in Dahlem wird kaum genutzt – Routenänderung?
Dahlem – Steht der neue Eifel-Fahrradbus zwischen Schmidtheim und Hellenthal schon ein dreiviertel Jahr nach dem Start auf dem Aus? Ein Fahrplan für 2020 wurde bislang nicht von der Kreisverwaltung freigegeben. Grund sind die Fahrgastzahlen in der Premierensaison: Nur Wenige fahren bisher in der Line 771 mit.
Es war ein offizieller Start wie aus dem Bilderbuch: Landrat Günter Rosenke, Nordeifel Tourismus (NeT) Geschäftsführerin Iris Poth, Bürgermeister aus Dahlem, Hellenthal, Ortsvorsteher – alle standen Mitte April an der Haltestelle Alter Bahnhof in Kronenburg. Es galt den Startschuss für den neuen Fahrradwanderbus zu geben. Für die Linie 771, die seitdem bis Anfang November über 17 Haltestellen den Bahnhof in Schmidtheim mit dem Busbahnhof in Hellenthal verbindet.
„Zahlen sind nicht zufriedenstellend“
Speziell für die Anbindung des Ardenner Cultur Boulevard in Losheim, des Freizeitzentrums Weißer Stein, des Kronenburger See mit Ferienpark, der Radwander- und Wanderwege und natürlich aller Orte entlang der Route war die neue Buslinie, die dreimal täglich in der Saison verkehrt, gedacht.
Sieben Monate nach dem Start müssen die Verantwortlichen sich nun eingestehen: 787 zahlende Fahrgäste in der Auftaktsaison, gezählt von der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) an 52 Betriebstagen zwischen dem 19. April und dem 6. Oktober – das ist zu wenig. „Man sollte den Bus auf Basis dieser Werte nicht jahrelang fahren lassen“, so Dahlems Bürgermeister Jan Lembach unmissverständlich in der jüngsten Planungsausschusssitzung. Dort deutete auch Patrick Schmidder von der NeT bei der Vorstellung der Ergebnisse zur touristischen Entwicklung der Gemeinde Dahlem im ablaufenden Jahr an, „dass die Zahlen nicht zufriedenstellend sind.“ In der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses des Kreistages war die Resonanz ähnlich, so Pressesprecher Wolfgang Andres. Immerhin kostet das zeitlich unbefristete Pilotprojekt den Kreis Euskirchen 52 500 Euro pro Saison, finanziert über die Kreisumlage.
1,7 Fahrräder pro Tag
Schaut man sich die vorliegenden Zahlen genauer an, wird das Dilemma deutlich: Bei einer durchschnittlichen Besetzung von 2,4 Fahrgästen pro Fahrt liege die Nachfrage noch „unterhalb der TaxiBus-Grenzwerte“, so die Kreisverwaltung. Und nur elf Prozent aller 787 gezählten Fahrgäste nutzten die Linie 771 für den Zweck, für den sie gedacht ist: Sie hatten ein Fahrrad dabei, das auf dem Anhänger verstaut wurde.
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Durchschnittlich waren es im Berichtszeitraum zwischen Mitte April und Anfang Oktober 1,7 Fahrräder pro Tag. Und bei nur gut 14 Fahrgästen am Tag war der Bus zudem meistens gähnend leer, insbesondere an Wochentagen. Nur am Eröffnungswochenende selbst lagen die Zahlen höher und auch am 28. Juli mit 74 Fahrgästen. Letztere Zahl sei allerdings auf die Anreise der Besucher zum „Zugvögel-Festival“ am Weißen Stein zurückzuführen, heißt es aus dem Hellenthaler Rathaus.
Der Linie noch mehr Zeit geben?
Sind die, für die der neue Bus eigentlich gedacht ist, also offenkundig bisher nicht erreicht worden, soll die Linie nun verstärkt als Zubringer zu den neuen Wanderwegen entlang der Route beworben werden. Das hat bei dem 2017 an Etappenorten des Eifelsteigs angebundenen Wanderbus auf Anhieb gut funktioniert. Dort fuhren schon im ersten Jahr, und gleichem Zeitraum der Erhebung, 1877 Wanderer mit, mehr als 1000 mehr als bei Linie 771.
„Das spricht dagegen, dass man dem neuen Angebot noch Zeit geben muss, die Linie muss sich erst herumsprechen“, wie Patrick Schmidder meint. Bei der Gemeinde Dahlem schlägt man folgerichtig vor, die Route des Radwanderbusses künftig näher an die Wanderwege in der Region heranzuführen. Ein bisschen Zeit haben die Planer dafür noch. Der Linienbetrieb startet erst wieder an Karfreitag des nächsten Jahres.