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WinterquartierEhemaliger Wasserspeicher bei Uedelhoven soll künftig Fledermäuse behausen

Lesezeit 4 Minuten
Außenansicht eines ehemaligen Wasserspeichers. Vor dem bunkerartigen Gebäude mit einer Tür liegt Schnee.

Am Ortsrand von Uedelhoven steht der alte Wasserbehälter, der zum Fledermausquartier werden soll.

Die Untere Naturschutzbehörde möchte in der Gemeinde Blankenheim ein zweites Quartier für Langohr, Mausohr und Co. schaffen.

Im 132 Quadratmeter großen ehemaligen Wasserbehälter am Ortsrand von Uedelhoven soll das zweite Fledermausquartier in der Gemeinde Blankenheim entstehen. Ein mit einer Laufzeit über 30 Jahre angelegter Umnutzungsvertrag zwischen dem Kreis Euskirchen für die federführende Untere Naturschutzbehörde und der Gemeinde Blankenheim tritt am 1. Januar 2025 in Kraft.

Wie sinnvoll ist es, einen teilweise maroden, zurzeit im Vorraum vor zwei Wasserbecken vermüllten, 132 Quadratmeter großen und ausgemusterten Wasserbehälter zu sanieren? Der Eigenbetrieb Wasserwerk der Gemeinde Blankenheim würde die Frage klar mit „sinnlos“ beantworten, denn die nicht mehr genutzten Behälter im Gemeindegebiet sollen nach und nach abgerissen werden.

Stellt man die Frage allerdings mit Blick auf den Artenschutz, so sieht die Antwort ganz anders aus. Fledermäuse zum Beispiel suchen Balz- und Winterquartiere. Offenbar könnten die kleinen fliegenden Säuger, die etwa aus dem Ahrtal kommen, auf der Suche nach einem Jahreszeitenquartier am Ortsrand von Uedelhoven einen für sie passenden Unterschlupf finden.

Blankenheim: Alter Wasserspeicher soll zu Fledermausquartier werden

Was dem Laien auf Anhieb nicht verständlich ist, ist für die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Kreises Euskirchen und für Uedelhovens Ortsvorsteherin Yvonne Kalbusch-Fürsatz kein Rätsel: Man könne da doch dem Beispiel der Umwidmung des alten Wasserbehälters oberhalb von Ahrhütte folgen, heißt es. Dort wurde im vergangenen Jahr eine neue Winteradresse für die lautlosen Jäger eröffnet. Bei der UNB sagte man auf Vorschlag von Kalbusch-Fürsatz die Prüfung einer Machbarkeitsstudie zu, und die kam zum positiven Ergebnis.

Im Inneren eines ehemaligen Wasserspeichers befinden sich verschiedene Abfälle.

In seinem Inneren ist der Vorraum, der leicht zugänglich ist, derzeit eine Müllhalde.

Nun ist vor Ort einiges – finanziert aus „Ersatzgeldern“ des Kreises Euskirchen – zu tun, der Behälter ist am Rand eines Spielplatzes und unweit einer kleinen Hütte zu finden. Die freistehende Vorderfront des Wasserhäuschens ist überwuchert mit Sträuchern, auf dem Dach gedeihen Weißdorn und Weiden.

Gebaut wurde der Wasserbehälter offensichtlich aus Bruchstein und Stampfbeton, die Vorderseite ist mit einem Rauputz versehen, der an verschiedenen Stellen gerissen ist. Das Mauerwerk, so die UNB, sei zwar weitestgehend intakt, die Mauerkrone aber teilweise abgebröckelt. Nach erfolgter Sanierung soll eine Absturzsicherung auf einer neuen Stahlbetonkappe erfolgen.

Eisentür soll Fledermaus gerecht umgebaut werden

Im Inneren des Wasserbehälters ist derzeit eine größere Vermüllung der erste Eindruck. Über eine nicht mehr verschließbare Eisentür – schräg gestellte Pflasterplatten sperren sie mehr oder weniger zu - kommt man in den knapp zehn Quadratmeter großen Vorraum. Dahinter befinden sich zwei tiefer liegende Wasserbecken mit einem Volumen von rund 55 Kubikmetern.

Ein trapezförmiges Gebäude, das in einem Wald steht, hat an der Forderseite eine Gittertür.

Wie hier oberhalb von Ahrhütte soll der ehemalige Wasserbehälter in Uedelhoven mit einer Gittertür versehen werden.

Geplant ist, die Eisentür durch eine Fledermaus gerechte und verschlossene Gittertür zu ersetzen, und nach der Entsorgung des Mülls hier und in den beiden Becken an Wänden und Decken kleine und größere Langlochziegel, verteilt in den verschiedenen Klimabereichen, als Quartier- oder Überwinterungssteine für Fledermäuse anzubringen. Feste Leitern sollen für eine spätere Kontrolle in den beiden Wasserbecken montiert werden. Dort könnten zudem mit geschichteten Steinhaufen weitere Überwinterungsquartiere für Amphibien wie Kröten, Frösche, Molche oder Salamander geschaffen werden.

Der Nutzungsvertrag für den alten Wasserbehälter wurde von der Mitgliedern des zuständigen Gemeindewerkeausschuss der Gemeinde Blankenheim in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig gefasst. Der Gemeinde, die Eigentümerin des Gebäudes bleibt, obliegt künftig auch die Kontrolle der Verkehrssicherung.

Nachdem 2022 in Freilingen aus dem ehemaligen Trafoturm der e-regio ein „Artenschutzturm“ wurde und im vergangenen Jahr das Fledermausquartier in Ahrhütte fertigstellt wurde, wird so nun schon die dritte Adresse für den Artenschutz in ausgedienten Kleinimmobilien im Gemeindegebiet von Blankenheim entstehen. Zudem könnten private Hausbesitzer mit Fledermauskästen in ihren Gärten den Tieren Schutzmöglichkeiten anbieten, empfiehlt Rebekka Vogel, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde.


Gegen Vandalismus: Standorte von Bunkern werden nicht genannt

Man könne kein „zielgerichtetes Programm“ zur Schaffung solcher Fledermausquartiere auf Kreisebene anbieten, bedauert Rebekka Vogel, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde (UNB). Denn dafür sei das Team der Fachbehörde schlicht zu klein, und man verfüge auch nicht über ein eigenes Budget für den Zweck, heißt es auf Anfrage.

Weitestgehend unbekannt ist, dass die UNB neben den beiden Fledermausquartieren in der Gemeinde Blankenheim (Ahrhütte, demnächst Uedelhoven) auch in sechs Bunkern im Kreisgebiet solche Schutzquartiere eingerichtet hat. Die genauen Standorte der Bunker werden nicht bekanntgemacht, um weiteren Vandalismus zu verhindern. Bei den regelmäßigen Kontrollen der Anlagen seien „im Laufe des letzten Jahres“ dort vermehrt „Beschädigungen und Aufbrüche der Fledermausgitter“ festgestellt worden, so die UNB.

Die Fachbehörde weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es nach den Bestimmungen des Naturschutzgesetzes verboten ist, Höhlen, Stollen, Erdkeller oder ähnliche Räume, die als Winterquartier für Fledermäuse dienen, zwischen dem 1. Oktober und dem 31. März zu betreten. „Störungen der Fledermäuse – insbesondere im Winter – kosten die Tiere sehr viel Energie“, so Behördenleiterin Rebekka Vogel.