Tierliebes HellenthalSo funktioniert die Auffangstation für Fledermäuse
- Joëlle Jordi und Alfred Glener betreiben die Fledermaushilfe Nordeifel des Nabu-Kreisverbands Euskirchen.
- 29 Artgenossen sind dort derzei zu Gast.
- Es ist die Faszination für die Fähigkeiten der Fledermäuse, der einzigen flugfähigen Säugetiere, die Jordi und Glener auch nachts aufstehen lässt.
Hellenthal-Paulushof – „Hallo, Jean-Jacques, wo bist du?“, ruft Joëlle Jordi. Keine Antwort. Jean-Jacques scheint sich tief in die Decken gewühlt zu haben, die ihm bereitgestellt wurden. Ob er die Nacht durchgemacht hat? Es wäre nicht verwunderlich. Im Gästebad des Hauses in Paulushof sind die Zeiten etwas verschoben. Vorsichtig befreit die Pflegerin Jean-Jacques aus den Decken. „Langohren bekommen bei mir immer französische Namen“, erklärt sie und beginnt, die Fledermaus mit einer speziellen Nährflüssigkeit zu füttern. Das kleine Tier mit den überdimensional großen Ohren trinkt gierig. Jordi ist begeistert. „Sechs Gramm hat er getrunken, das ist toll. Nun hoffe ich, dass er noch sieben Mehlwürmer frisst“, erläutert sie.
Jean-Jacques ist nicht der einzige Gast in der Fledermausstation der Fledermaushilfe Nordeifel des Nabu-Kreisverbands Euskirchen. 28 seiner Artgenossen sind derzeit ebenfalls bei Joëlle Jordi und Alfred Glener zu Gast.
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Intensivbetreuung im Gästezimmer
Diejenigen, die eine Intensivbetreuung brauchen, sind im Gästezimmer und -bad untergebracht. „Gäste können wir daher nicht beherbergen“, sagt Glener und stutzt kurz. „Doch wenn ich es mir richtig überlege, dann haben wir ja jede Menge Gäste“, sagt er und lacht zufrieden.
Satt und zufrieden krabbelt Jean-Jacques wieder in sein Flexitarium, ein Behälter aus weichem Material, an dem die Tiere nicht hängenbleiben können. Flott verschwindet er hinter dem Handtuch. „Man braucht viel Sorgfalt und Hygiene“, sagt Glener. Und gern einmal eine Wärmflasche, fügt er hinzu: „Fledis mögen’s warm.“
Gestartet als „Fledermausbotschafter“
Begonnen haben die beiden ihr Engagement für die faszinierenden Tiere vor fünf Jahren als „Fledermausbotschafter“, bevor sie sich in mehreren Kursen weiterbildeten und nun als „Fledermaushilfe Nordeifel“ Hilfe leisten. Jean-Jacques zum Beispiel wurde völlig entkräftet und haarlos im August in Flamersheim gefunden. Insgesamt werden zurzeit 29 Tiere in der Auffangstation gepflegt. Darunter sind die „Wilde 13“ – 13 Zwergfledermäuse, die sich in einen Kaminofen in Blankenheim-Wald verirrt hatten – oder „Kapitän Nemo“, der in einem Nöthener Brunnen gefunden wurde. Die Breitflügelfledermaus stammt aus Trier, wo sie abgemagert und mit verletztem Flügel aufgesammelt wurde.
Mit geschicktem Griff nimmt Jordi die Breitflügelfledermaus mit einem Tuch und weicht den winzigen, aber nadelspitzen Zähnen aus. „Sie hat kräftige Beißerchen“, sagt Jordi über die Breitflügelfledermaus. Auch Jean-Jacques ist übrigens mit Vorsicht zu genießen. „Er beißt, wenn er kann“, so die Expertin.
Erst Flugtraining, dann Auswilderung
Mit unter acht Gramm Gewicht kam das Breitflügel-Weibchen in die Auffangstation. Mittlerweile bringt es genau 12,57 Gramm auf die Waage. Einige Mehlwürmer frisst das Tier, doch im Gegensatz zu Jean-Jacques ist sie scheu. Erst als sie sich unbeobachtet fühlt, beginnt sie, ihre ganze Portion zu vertilgen.
Helfer gesucht
Unter der Trockenheit der vergangenen Jahre leiden auch die Fledermäuse, da ihre Nahrung, die Insekten, seltener wird. Das ist auch in der Pflegestelle zu spüren. „In diesem Jahr ist viel zu tun“, so Glener. Bald werden die Fledermäuse in Winterruhe gehen. Tiere, die dann gefunden werden, seien in der Regel gestört worden, sagt er.
Für die Versorgung der Tiere könnte die Fledermaushilfe Unterstützer brauchen. Die notwendige Fachkenntnis werde vermittelt. (sev)
Chiroptera-eifel@posteo.de
Im Glenerschen Bad trainieren die, denen es besser geht, ihre Flugfähigkeit. „Wir wildern aus, wenn sie eine Viertelstunde in der Luft bleiben können“, erzählt Glener. Dann ist es wichtig zu wissen, wo die Tiere herkommen: Sie bilden feste Familienverbände, in die die geheilten Patienten zurückkehren.
Faszinierende Fähigkeiten
Es ist die Faszination für die Fähigkeiten der Fledermäuse, der einzigen flugfähigen Säugetiere, die Jordi und Glener auch nachts aufstehen lässt. Etwa für das einzigartige Ortungssystem, das mit verschiedenen Frequenzen arbeitet. Oder die Leistungen der winzigen Nachtgeschöpfe: „Wenn sie jagen, bekommen sie einen Puls von mehr als 1000 Schlägen pro Minute.“
Zahm werden Fledermäuse nicht. „Es sind Wildtiere, und das sollen sie auch bleiben“, so Glener. So kommt für alle der Tag, an dem die Pfleglinge wieder in die Wildnis entlassen werden. Dann werden Jordi und Glener den Transportbehälter öffnen und verfolgen, wie eine genesene Fledermaus die Umgebung beäugt, sich in die Luft schwingt und in der Dämmerung verschwindet. „Das ist so schön, das ist die Belohnung, für die wir das alles machen“, sagt er.