St. WendelinusAufs Kirchendach in Blankenheim-Rohr darf nur echter Schiefer
Blankenheim-Rohr – „Sehen Sie dort die dunkel verfärbten Stellen im Gebälk?“ Daniel Biernacki, Innenarchitekt beim Technischen Gebäudemanagement des Kirchengemeindeverbands Düren-Eifel im Bistum Aachen, steht zwischen den mit einer dicken Dämmung geschützten Gewölben von St. Wendelinus in Rohr. Die Eichenbalken des Kirchendachstuhls machen einen guten Eindruck.
Wären da nur nicht zwei Stellen an der Längsseite des Kirchenschiffs. Hier sind die Balken dunkel verfärbt.
Ein untrügliches Zeichen für Undichtigkeiten im Schieferdach, das, wie Biernacki schon gesehen hat, weitestgehend vermoost und offenbar in den vergangenen Jahrzehnten immer nur geflickt worden ist. Wasser sucht sich den schnellsten Weg – was hier oben dunkel ist, ist als Verfärbung im Putz unschwer von innen in Höhe der Orgelempore an einem der Gewölbepfeiler erkennbar.
Sanierungsarbeiten stehen an
Wenn es soweit gekommen ist, stehen möglichst bald Sanierungsarbeiten an, um den Schaden nicht noch größer werden zu lassen. So muss auf der 1864 an Stelle einer gotischen Kirche erbauten Pfarrkirche ein neues Schieferdach gedeckt werden. Es muss echter Schiefer sein, das schreibt der Denkmalschutz vor, vermutlich der von einem Anbieter aus Mayen, der ihn im Tagebau in Spanien gewinnt.
Dabei ist die Sanierung des Kirchendachs nicht die einzige Baumaßnahme, die an St. Wendelinus ansteht. Auch die Dächer des Kirchturms und der Sakristei müssen erneuert werden. Dazu kommen der Neuanstrich des Kirchturms und Ausbesserungen am Natursteinmauerwerk des Kirchenschiffs.
„Wir werden damit im Frühjahr 2023 hoffentlich beginnen können und müssen vor dem Winter dann auch fertig sein“, so Pfarrer Andreas Züll von der Gemeinschaft der Gemeinden Blankenheim-Dahlem. Für ihn ist St. Wendelinus nicht das einzige aktuelle Sorgenkind unter den Gotteshäusern in der GdG.
Denkmalförderung im Kreis im Jahr 2022
Alle Renovierungsprojekte im Überblick
Bad Münstereifel: Vier Projekte, davon zwei private mit Instandsetzungen von Fassaden, Lehmbauarbeiten und der Sicherung von historischen Dachkonstruktionen (39.000 Euro) sowie Neueindeckung des Kirchendachs in Nöthen (59.900 Euro) und eine Pauschalsumme an die Stadt Bad Münstereifel (48.000 Euro).
Blankenheim: Sanierungen an den Pfarrkirchen in Rohr und in Blankenheim (insgesamt 245.000 Euro) sowie eine Pauschalzuweisung an die Gemeinde (9000 Euro).Euskirchen: Zwei private Maßnahmen – Fachwerksanierung und Fassadensanierung (insgesamt 30.650 Euro). (sli)
Kall, Mechernich, Nettersheim
Kall: Instandsetzung von Dach und Fassade an der Pfarrkirche in Dottel (141.900 Euro).
Mechernich: Zwei private Baumaßnahmen (153.000 Euro) sowie Dachinstandsetzung an der Pfarrkirche Holzheim (129.750 Euro).
Nettersheim: Eine private Baumaßnahme mit Dachsanierung und Sanierung einer Toranlage (68.780 Euro) sowie eine Pauschalzuweisung an die Gemeinde (18.000 Euro). (sli)
Schleiden und Zülpich
Schleiden: Eine private Baumaßnahme, Statische Sicherung, Trockenlegungsarbeiten und anderes mehr (85.000 Euro).
Zülpich: Dachsanierung an St. Agnes in Lövenich (99.900 Euro), Instandsetzung der Fassade am Weiertor (117.300 Euro) und eine private Baumaßnahme mit der Eindeckung eines Schieferdachs (86.500 Euro). (sli)
Weitere Kirchen ebenfalls betroffen
In St. Mariä Himmelfahrt in Blankenheim stehen eine Putzsanierung der Fassade und der Innenanstrich an, weitere Baustellen wären St. Philippus und Jakobus in Lommersdorf, St. Brictius in Berk, St. Johann Baptist in Kronenburg und die Brigida-Kapelle in Kronenburgerhüte. Das kleine Gotteshaus unweit der Kyll wurde vom Juli-Hochwasser des vergangenen Jahres in Mitleidenschaft gezogen. St. Mariä Himmelfahrt in Uedelhoven wiederum wurde gerade innen gestrichen.
Das alles kostet natürlich Millionen. Und nicht nur das. Auch die GdG hat das Problem, Handwerker zu finden und die Preise halbwegs verlässlich kalkulieren zu können. Bezuschusst vom Land über die Denkmalförderung werden neben der Kirche in Rohr mit 198.600 Euro auch die Arbeiten an und in der Pfarrkirche in Blankenheim mit 70.500 Euro.
Mehr als 30 Millionen Euro zur Verfügung
Insgesamt stehen aus dem Denkmalförderprogramm des Landes für 2022 mehr als 30 Millionen Euro für Baumaßnahmen von Privatleuten, Kommunen, Vereinen, Stiftungen und Kirchen zur Verfügung, so der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Voussem. Nach seinen Angaben werden mehr als 360 Projekte gefördert, 1,531 Millionen Euro aus dem Topf fließen in den Kreis Euskirchen. Was das Land dazugibt, unterstützt demnach Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 103,6 Millionen Euro.
Um welche Summen es aber alleine bei den Arbeiten an St. Wendelinus in Rohr geht, macht eine aktuelle Berechnung durch den beauftragten Architekten Markus Blaeser aus Zingsheim deutlich. Er geht derzeit von rund 841.068 Euro aus. Kirchengemeinde und Bistum verbleiben so abzüglich der 198.600 Euro Zuschuss des Landes 642.400 Euro.
Teils aus Spenden finanziert
60 Prozent dieser Kosten würde normalerweise das Bistum übernehmen, das nur noch dann einspringt, wenn es um Investitionen für den Erhalt eines Gotteshauses geht, aber auch zum Beispiel um die Beseitigung von Schimmel an der Kirchenorgel.
40 Prozent der 642.400 Euro aber verblieben bei der Rohrer Kirchengemeinde, das sind in diesem Fall 256.960 Euro. Wer soll das bezahlen? „Über Sonderkollekten, einen Spendenaufruf im Pfarrbrief, wenn die Arbeiten beginnen, vielleicht gibt es noch freies Geld im Kirchenfonds oder in anderen Töpfen des Bistums“, hofft Pfarrer Andreas Züll.
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Der gebürtige Rohrer Hermann Josef Scholl deutet auf die Pfarrkirche seines Heimatortes von einem Aussichtspunkt oberhalb von Rohr: „Von hier aus können Sie die ganze Kirche sehen. Ich bin 70, seit ich denken kann, wurde an dem Dach nur rumgeflickt“, meint er nur. Es wird eben Zeit.