Im Einsatz für die seltenen OrchideenPflegemaßnahme im Kalksumpf bei Ripsdorf
Blankenheim-Ripsdorf – Der Feind des Sumpfständelwurz ist die Zitterpappel. Wer nicht weiß, was das bedeuten soll, der konnte sich am Samstag beim alljährlichen Pflegeeinsatz im Kalksumpf bei Ripsdorf aufklären lassen. Dort ist ein kleines, besonders wertvolles Schutzgebiet für heimische Orchideenarten.
Die Blätter an ihren langen Stielen zittern im Wind, daher kommt der Name: Veronika Neumann vom Kreisverband Natur- und Umweltschutz (KNU) Euskirchen, Ortsarbeitskreis Blankenheim, steht am Rand des 4,5 Hektar großen Kalksumpfgebietes zwischen Ripsdorf und Alendorf und zeigt auf eine große Zitterpappel. Im leichten Spätsommerwind ist das „Zittern“ der Blätter ein kleines Naturschauspiel für sich.
Zitterpappeln nehmen den Orchideen die Luft
Aber es ist nicht erwünscht an den bis zu zwei Meter hohen Sämlingen daneben im eigentlichen Schutzgebiet, in deren Geäst ebenfalls die Zuck-Bewegung zu beobachten ist. „Die müssen raus. Sie überdüngen den Boden und nehmen den Orchideen die Luft“, so Maja Jenniches vom Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO).
Das Wachstum eines Jahres – in den vergangen zwölf Monaten war es offenbar besonders groß – stört die besonders schutzwürdigen Orchideen im Gebiet und stellt die 15 Freiwilligen, die zum Pflegeeinsatz bis aus Köln angereist sind, vor eine Aufgabe: Die Sämlinge werden sonst mit der Elektrosense abgemäht, doch in diesem Jahr sind sie dafür zu groß. „Und sie haben schon bis zu einen halben Meter tiefe Wurzeln. Die kriegen wir nur mit dem Ampferstecher rausgehoben“, so Neumann. Die Geräte haben sich die Orchideenschützer bei der Biologischen Station des Kreises Euskirchen ausgeliehen.
Biotop mit Besonderheiten
Denn darum geht es: Sumpfständelwurz, Mückenhändelwurz und Grünliche Waldhyazinthe sind drei der heimischen Orchideenarten, die dort ideale Standortbedingungen vorfinden. Der kalkhaltige Boden speichert das Wasser normalerweise nicht, es versickert. „An diesem Standort aber steht darunter tonige Erde an, die hilft, das Oberflächenwasser aufzustauen“, erklärt die Orchideenfachfrau Jenniches die Besonderheiten des kleinen Biotops.
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Orchideenstandorte gebe es zwar in der Kalkeifel häufiger, doch in dieser besonderen Bodenkonstellation nur bei Ripsdorf. „Für den Sumpfständelwurz ist das das größte Vorkommen in ganz Deutschland“, so Neumann. Davon ist gerade wenig zu sehen: Die Biotoppflege findet Mitte September statt, dann ist die Rarität schon verblüht. Stattdessen haben gerade der Fransenenzian und auch die Küchenschelle Blühkonjunktur.
Letztere, zusammen mit der Mädesüß, ist allerdings ebenso Standortrivale für die Orchideen wie die Pappelsämlinge. Und auch in diesem Fall gilt: Was seltener ist, soll bevorzugt geschützt werden. Also wird gemäht, was zu hoch und zu dicht gewachsen ist, und das Mahdgut aus dem Schutzgebiet mit dem kleinen Pfad für die Besucher gebracht.
Im Sommer 2021 geht es weiter
Für die Helfer ist es eine gut vierstündige Arbeit, bei der sie in Gesprächen mit den Fachleuten einiges über das kleine Orchideenparadies erfahren – die gemütliche Kaffee- und Kuchenrunde zum Abschluss gehört natürlich auch dazu. „Es sind in diesem Jahr viele jüngere Leute dabei. Die ältere Generation fehlt, aber nicht wegen Corona, sondern wegen der Kinderkommunionfeiern, die noch stattfinden“, so Neumann schmunzelnd.
Sie will im Sommer 2021 einen zweiten Biotoppflegetermin veranstalten: „Dann muss die Mädesüß raus aus dem Gebiet, die unseren Orchideen die Luft zum Atmen nimmt.“