AboAbonnieren

Vermessung der BäumeIm Ahrgebirge bei Blankenheim werden wertvolle Bäume erfasst

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau misst mit einem Maßband den Umfang eines Baumstammes.

An einer alten Eiche nahe der B258 zwischen Ahrhütte und Ahrdorf nimmt Ute Köhler von der Biologischen Station Maß.

Rund 140 wertvolle Bäume werden bei Blankenheim im Vogelschutzgebiet Ahrgebirge durch die Biologische Station kartiert.

In 400 Stunden kartieren derzeit Biologinnen der Biostation des Kreises Euskirchen ökologisch wertvolle Bäum im NRW-Teil des Vogelschutzgebietes Ahrgebirge. Im Ergebnis werden es an die 140 Bäume sein, die erfasst sind. Sie dienen Wildvögeln als Brut- oder Horstplatz.

Ute Köhler hat ein besonderes Maßband in der Hand und sieht sich die knorrige Eiche vor ihr genauer an. Das Band ist gespannt, markiert, sie hat gerade den Durchmesser des Altbaums berechnet: 80 Zentimeter. Nun wird die Höhe bestimmt: Das Exemplar bringt es auf 15 Meter.

580 Hektar Wald werden im Kreis Euskirchen untersucht

Die Daten werden per GPS direkt online in die Datenbank des   Lanuv (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) eingetragen. Fertig ist die Vermessung eines weiteren Baums im Rahmen des Biotopkartierungsprojekts im NRW-Teil des Vogelschutzgebietes DE-5506-471 des Ahrgebirges.

Vier Frauen sind im Wald unterwegs, um Bäume zu vermessen.

Das Quartett der Biotopkartiererinnen ist unterwegs im Blankenheimer Gemeindewald, der Teil des Vogelschutzgebietes Ahrgebirge ist.

Das Schutzgebiet liegt zwar zum größten Teil auf rheinland-pfälzischer Seite. Aber immerhin 580 Hektar sind es auch im Kreis Euskirchen, so Rebekka Vogel von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Euskirchen. Sie hat sozusagen die behördliche Aufsicht über den Trupp der vier Frauen, die gerade auf halber Höhe zwischen Ahrdorf und Ahrhütte im Blankenheimer Gemeindewald unterwegs sind.

Die Frauen gehen nicht einfach nur im Blankenheimer Wald spazieren

„Jedenfalls gehen wir nicht einfach im Wald spazieren“, rückt Ute Köhler falsche Erwartungen zurecht. Wer das mache, der sehe die möglicherweise ökologisch besonders wertvollen Bäume vor lauter Bäumen nicht, so Vogel: „Dafür muss man stehen bleiben.“

Gesucht werden Horst- und Höhlenbäume, Alt- und Totholz, aber auch Bäume mit Pilzkonsolen, Efeubewuchs oder abstehender Rinde: Die können Hinweise auf für Vögel interessante Bäume sein, die nicht nur als Nahrungsangebote sinnvoll sind, sondern sich vor allem auch als Brutorte, etwa für Spechte, eignen. Dichte Astkronen etwa werden gerne von Schwarzstörchen oder Rotmilanen für den Horstbau genutzt.

Biologin Nato Tephnabze-Hörnchen gibt die Daten der erfassten Bäume direkt in das digitale Datennetz ein, via Antenne und Satellit werden sie übermittelt.

Biologin Nato Tephnabze-Hörnchen gibt die Daten der erfassten Bäume direkt in das digitale Datennetz ein, via Antenne und Satellit werden sie übermittelt.

Im Blankenheimer Gemeindewald – etwa entlang des Auelbachtals zwischen Lommersdorf und Neuhof, im Ahrdorfer und Lommersdorfer Wald – sieht es aus Sicht von Ute Köhler und ihren Kolleginnen gut aus. Ihr Zwischenergebnis: „Im Bad Münstereifeler Wald war es auf einen Hektar nur ein Baum, der die Kriterien erfüllt. Da ist es hier doch wesentlich erfreulicher.“ Seit Anfang Januar und noch bis Ende April sind sie, Rebekka Vogel, die Biologin Nato Tephnabze-Hörnchen und Alina Bach, die bei der Biologischen Station Euskirchen gerade ihren Bundesfreiwilligendienst ableistet, unterwegs.

Die Daten werden per Satellit direkt aus dem Wald übertragen

Tephnabze-Hörnchen wirkt dabei auf den ersten Blick etwas kurios: Im Rucksack trägt sie einen Sender mit Antenne, vor sich hat sie den Laptop geschnallt, ein Geotec-Gerät genauer, in das sie Datum und Baumdaten nebst Standort per GPS auf 50 Zentimeter genau ins Lanuv-Netz stellt. So können die Kommunen, in diesem Fall die Gemeinde Blankenheim und ihr Forstamt, jederzeit das Update der Kartierungsarbeit abrufen. „Die Kommunen können diese Bäume aus der wirtschaftlichen Nutzung herausnehmen und werden dafür entschädigt“, erklärt Vogel. Ähnlich werden auch FFH-Gebiete erfasst. In jedem Einzelfall eines erfassten Baums wird mit einer schwungvoll aufgetragenen, weißen Wellenmarkierung aus der „Förster-Farbe“-Spraydose der Vorgang formal korrekt abgeschlossen. So viel Ordnung muss sein.

Langsam macht sich das Quartett der Biotopkartiererinnen nun bergan in den Wald. Laub raschelt unter den Füßen, ansonsten ist es still. Von denen, für die das alles gedacht ist, ist gerade nichts zu sehen und nur wenig zu hören. Und reicht die Zeit für die Erfassung, die nur außerhalb der Laubbildung der Bäume möglich ist, im Frühjahr nicht aus, kommen Vogel, Köhler, Tephnabze-Hörnchen und Bach eben im Herbst wieder.