Der Blankenheimer Forstbetrieb erzielt hohen Gewinn, steht aber vor zahlreichen Aufgaben, auch wegen des Klimawandels.
Hoher GewinnDer Wald bleibt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Blankenheim

Der Blankenheimer Gemeindewald, hier ein Gedenkkreuz im Dollendorfer Busch, ist zwar in erster Linie ein Wirtschaftswald. Doch auch die Freizeitnutzung und Erholungsfunktion spielt eine Rolle.
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Mit einem rekordverdächtig hohen Jahresgewinn von einer knappen Million – exakt sind es 914.892 Euro – schließt der Forstbetrieb der Gemeinde Blankenheim das jüngste Wirtschaftsjahr ab. Doch die Bilanz hat einen Makel: Fast die Hälfte des Gewinns stammt aus einer Billigkeitsleistung für den Wiederaufbau des Gemeindewaldes nach den Schäden durch den Starkregen und die Flut am 14. Juli 2021.
In der jüngsten Fachausschusssitzung hatten die Vertreter der Fraktionen zu diesem Tagesordnungspunkt keine Fragen und legten dem Gemeinderat die Jahresbilanz des Forstbetriebes einstimmig zur Zustimmung nahe. Fragen – warum auch? Der Gewinn des gemeindeeigenen Betriebes für das Berichtsjahr, das im Falle des Forstbetriebs vom 1. Oktober 2023 bis zum 30. September 2024 geht, ist eher ein Grund zur Freude. Vom Jahresüberschuss fließen 433.600 Euro ins Gemeindebudget von Kämmerer Robin Poensgen, 481.292 Euro bleiben als Rückstellung beim Forstbetrieb.
Nun werden klimawandelresilientere Bäume gepflanzt
Erfolgsmeldungen aus dem Gemeindewald ist man in Blankenheim im Prinzip gewohnt. Sieht man aber genauer hin, sind die aktuell hohen Gewinne eine Art Scheinriese: Alleine 439.620 Euro sind einer Billigkeitsleistung für den Wiederaufbau zu verdanken. Zieht man diese Summe vom Jahresgewinn ab, bleibt zwar immer noch ein Plus. Doch das liegt lediglich gut 40.000 Euro über der Prognose von 433.600 Euro.
Das ist natürlich alles kein Grund zur Klage, doch der Technische Betriebsleiter Martin Ritterbach warnte vor kostenintensiven Aufgaben, die auch angesichts des Klimawandels anstehen.
Der Gemeindewald hat wie die Wälder der Nachbarkommunen immer noch mehr für Schadkäfer anfälligen Nadelwald als resistenteren Laubwald: Zum Stichtag 2016 der noch bis 2026 geltenden Forsteinrichtung waren es 54 Prozent zu 46 Prozent. Der Laubwaldanteil nimmt seit Jahren langsam, aber kontinuierlich zu. Ausgelöst wird das durch die Strategie der klimawandelresilienteren Wiederbewaldung, die, so Ritterbach, weiter vorangetrieben werden müsse. Langfristig werden so etwa mehr Traubeneichen und Winterlinden das Waldbild bestimmen, in Gattern zunächst auch zunehmend Douglasien und Küstentannen. Zudem sei eine Stärkung der Biodiversität in den Waldökosystemen zu erwarten.
Im Blankenheimer Wald wurden mehr als 20.000 Festmeter eingeschlagen
Der rund 4300 Hektar große Gemeindewald, in mehrere Teilflächen zwischen dem Zitterwald im Westen und dem Ahrgebirge im Osten aufgeteilt, ist vor allem ein Wirtschaftswald. Hier sollen durch Einschlag und Verkauf Erlöse erwirtschaftet werden, die die Kommune etwa für Investitionen gut gebrauchen kann. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr betrug die Holzeinschlagmenge 20.417 Festmeter, veranschlagt waren 20.640, was einer Erfüllungsquote von fast 99 Prozent entspricht.
Die Erlöse aus dem Nutzholzverkauf betrugen den Angaben zufolge etwas mehr als eine Million Euro und lagen rund 73.000 Euro über dem Planansatz. Beim Brennholz wurden gut 200.000 Euro verdient, rund zwei Prozent weniger als erwartet. Weitere Erlöse erzielte der Eigenbetrieb durch die Jagdverpachtung: 305.779 Euro liegen rund 7.000 Euro über der Jahresplanung.
Die Preise auf dem Holzmarkt haben sich wieder erholt
Die Preise etwa für Fichtenstammholz (Güteklasse B/C, Stärkeklasse 2b, gerückt mit Rinde) lagen bei 110 Euro je Festmeter. Das ist ungefähr das Niveau des Jahres 2022/23 und liegt insgesamt über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Nachdem Flut, Trockensommer und Käferbefall große Mengen an nur unter dem gewohnten Niveau zu verkaufendem Schadholz verursacht haben, haben sich die Preise, etwa für Fichtenholz, aber wieder stabilisiert. Die Baumart, so Ritterbach, bleibe auch weiterhin der eigentliche „Brotbaum“.
Insgesamt steht der Eigenbetrieb nach wie vor solide da mit einem Anlagevermögen von rund 33 Millionen Euro, davon zu mehr als 99 Prozent Grund und Boden, Aufwuchs und Anlagen im Boden. Die Liquidität des Forstbetriebes betrug Ende September 2023 gut vier Millionen Euro und hat im Laufe des Berichtsjahres auf rund 2,3 Millionen abgenommen. Wesentlicher Grund: Rund 2,5 Millionen Euro benötigte die Gemeinde für den Neubau der fünfgruppigen Kindertagesstätte in Blankenheim.
Es soll weniger Geld in den Haushalt der Gemeinde fließen
Ritterbach wird in diesem Zusammenhang deutlich. Er verweist auf Unklarheiten über die Entwicklung des Holzmarktes und die anstehenden Aufgaben für den nötigen und langfristigen Waldumbau sowie die Beseitigung von Schäden durch Windwurf oder Borkenkäfer. Das seien zum Teil unwägbare und hohe finanzielle Risiken und Aufwendungen: „Insofern sollten derzeit Abführungen an den Gemeindehaushalt, ob nun in Form von Eigenkapitalentnahmen oder Gewinnabführungen, mit Augenmaß erfolgen.“
Zu viel Wild im Wald
Überhöht sind nach wie vor die Rotwildbestände. Das bereitet Martin Ritterbach, Technischer Betriebsleiter der Forstverwaltung der Gemeinde, große Sorgen: „Sie stellen ein Risiko für den Forstbetrieb dar und haben einen negativen Einfluss auf die Bewirtschaftung und Verjüngung des Waldes, gefährden eine ordnungsgemäße Forstwirtschaft und können Auswirkungen auf die vorhandene PEFC-Zertifizierung haben“, so Ritterbach in seinem Lagebericht zum Wirtschaftsjahr 2023/24. Bereichsweise gebe es starke Wildschäden in Form von Schäl-, Verbiss- und Fegeschäden.
Doch was tun? Zum einen fordert Ritterbach, zum Schutz von Neukulturen vermehrt Gatter aufzustellen. Die Kosten werden den Pächtern von der Gemeinde erstattet. Zum anderen weist der Betriebsleiter darauf hin, dass die Reduzierung des zu hohen Rotwildbestandes ein gemeinde- und besitzübergreifendes Problem sei, das nur durch ein gemeinsames Handeln mit dem Privatwald und den Nachbarkommunen sowie in Zusammenarbeit mit der Hegegemeinschaft und der Unteren Jagdbehörde angegangen werden könne. Ritterbach unmissverständlich: „Die Reduzierung des Rotwildes auf einen angepassten artenreichen gesunden Wildbestand ist dringend erforderlich.“
Eine Zähl-Überfliegung, das bestätigte Ritterbach in diesem Zusammenhang, wird es im kommenden Jahr in den Waldgebieten der Gemeinde Blankenheim und teilweise der Gemeinde Nettersheim geben. Zudem habe die Hegegemeinschaft zwei Zähl-Befahrungen am 22. März und 12. April angekündigt. Bis zum 15. März werden derzeit die Abschusspläne in den einzelnen Jagdrevieren erstellt, die bis zum 1. April der Unteren Jagdbehörde vorgelegt werden müssen. Von dort erfolgt die Bestätigung.