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WiederaufbauBestatter Lethert ist mitsamt der alten Kutsche zurück in Bad Münstereifel

Lesezeit 3 Minuten
Bestatter Gerd Lethert aus Bad Münstereifel steht in seinen frisch sanierten Räumen an einer historischen, schwarzen Kutsche.

Die alte Bestatter-Kutsche ist längst nur noch ein Ausstellungsstück. Sie steht in den wiederaufgebauten Räumen von Gerd Lethert.

Gerd Lethert hat in Bad Münstereifel seine Flutsanierung nach drei Jahren abgeschlossen. Nun ist auch die historische Bestatter-Kutsche zurück.

Die Flutnacht vor drei Jahren werden Bestatter Gerd Lethert und seine Familie nie vergessen. An ein Wunder glaubte auch er nicht, als er sich am Morgen des 15. Juli zum Geschäft an der Orchheimer Straße in Bad Münstereifel durchkämpfte. Auch seine Räume waren von den Wassermassen zerstört. Doch auch der Bestattungsunternehmer aus Esch ließ sich nicht unterkriegen. Nun, drei Jahre nach der Flut, hat er seine Räume wiedereröffnet.

„Es waren für meine Familie und mich verdammt harte und sehr lange drei Jahre“, sagt Lethert , der sein Geschäft seit 20 Jahren betreibt. In den ersten Tagen und Wochen nach der Katastrophe habe auch er sich gefragt, wie er das mit dem Wiederaufbau alles schaffen solle. Doch er musste es nicht alleine angehen: Zahlreiche Helfer packten mit an, räumten und rissen alles heraus, stemmten Wände ab. Erst nach Wochen, als die Trocknungsgeräte in seinen Räumen ihren Dienst verrichteten, habe er realisiert, was wirklich passiert sei. Da sei er oft nachts wach geworden: „Da kam das Kopfkino mit vielen Fragen.“

Bestatter Gerd Lethert fertigt Urnen aus Holz in Handarbeit an

Zum Glück, sagt der heute 47-Jährige, sei er nicht unbedingt auf die Räume in Bad Münstereifel angewiesen gewesen. Er habe schließlich von Esch aus weiterarbeiten können.

Heute ist er sehr froh darüber, den in dem denkmalgeschützten Haus nicht immer einfachen Wiederaufbau geschafft zu haben. Geholfen auf dem langen Weg haben auch Kleinigkeiten, etwa ein von seinen Kindern gemaltes Plakat mit Regenbogen und Schriftzug: „Wir bauen wieder auf – noch schöner.“ So ist mit dem Bestatter ein weiteres inhabergeführtes Geschäft in Bad Münstereifel zurück. „Es ist gut, dass nicht alles Outlet ist. Auch Familienbetriebe sind für eine solche Stadt sehr wichtig. Das darf man nicht vergessen“, sagt Lethert.

Zwei handgefertigte Urnen aus Holz stehen einzeln auf Regalböden aus Glas.

Die „Erdmöbelchen“, die von Gerd Lethert selbstgefertigten Urnen, sind ebenfalls wieder eingezogen.

In den frisch sanierten Räumen stellt er auch die „Erdmöbelchen“ aus. Diese Urnen fertigt Lethert in seiner Schreinerwerkstatt in Handarbeit an. Das Holz dafür – Eiche, Kirschbaum, Kiefer oder Nussbaum – bezieht er aus den Eifeler Wäldern in einem Umkreis von rund 30 Kilometern. Der Begriff „Erdmöbelchen“ geht laut Lethert auf einen Satz zurück, den ein Bekannter darüber mal gesagt habe: „Deine Urnen sehen wie ein Möbelstück aus, das man sich ins Wohnzimmer stellen könnte.“

Auch die alte Kutsche steht wieder in Bad Münstereifel

Dass er überhaupt Urnen selbst fertigt, ist wohl ein wenig der Familientradition geschuldet: Als sein Großvater das Unternehmen gegründet hatte, war es im Schwerpunkt eine Schreinerei. Mittlerweile sind seine Urnen über die Grenzen hinaus bekannt.

Lethert: „Es macht mich schon ein wenig stolz, dass zum Beispiel eine meiner Urnen den Weg bis ins ostfranzösische Taizé gefunden hat.“ Der Weg manchen „Erdmöbelchens“ hingegen ist deutlich kürzer: So habe ihm die Stadt mal das Holz einer auf dem Friedhof gefällten Birke angeboten. Die daraus gefertigte Urne wurde später für eine Bestattung auf demselben Friedhof genutzt.

Lethert stellt in seinen Räumen nicht nur Särge und Urnen aus, sondern auch die historische schwarze Kutsche ist aufgearbeitet und wieder da. Sie geht auf die Anfänge des Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg zurück.

Damals war die Bestattungskultur eine gänzlich andere. Die Aufbahrungen im Haus oder Hof des Verstorbenen waren üblich, infrage kamen nur Erdbestattungen in Holzsärgen. Zur Beerdigung fuhr dann ein Kutscher mitsamt vorgespanntem Pferd vor, dessen Hufe sogar zuvor mit schwarzer Schuhcreme eingeschmiert wurden. Der Sarg wurde aufgeladen, die Trauergemeinde folgte der Kutsche.

Heute ist das anders: Die Kutsche dient längst nur noch als Ausstellungsstück. Und die Zahl der Erdbestattungen im Sarg ist laut Lethert auf nur noch um die 30 Prozent gesunken. Während solche Entwicklungen einfach dazugehören, kann Lethert nicht jeder neuen Idee etwas abgewinnen: Die eines Berliners, der aus der Urnenasche Humus machen lassen möchte, lehnt er etwa ab.