Aus dem Unternehmen Peter Greven mit Sitz in Bad Münstereifel-Iversheim wurde ein Global Player mit Kunden aus der chemischen Industrie.
FirmenjubiläumVor 100 Jahren gründete Peter Greven in Bad Münstereifel eine Seifenfabrik
Am Anfang war der Wunsch nach Selbstständigkeit. Zwar hätte Peter Greven einfach seinem Beruf bei Mäurer & Wirtz in Stolberg, deren bekannteste Marke mit Sicherheit das Waschmittel Dalli war, nachgehen können. Bis zum Betriebsleiter hatte es der Seifensieder Greven dort nach seiner Hochschulzeit gebracht. Doch Greven wollte mehr.
Bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück wurde er an der Erft in Iversheim fündig. Der Fluss als Wasserquelle schien ihm geeignet. Greven zog aus dem Raum Stolberg nach Iversheim, das Wohnhaus, das zuletzt als Verwaltungsgebäude diente, befand sich bis vor wenigen Jahren noch auf dem Firmengelände.
Soda, Haushaltsseifen und Waschpulver waren die Kernprodukte
1923, also vor 100 Jahren, gründete der Unternehmer die „Seifen- und Glyzerinfabrik“. Hergestellt wurden Soda, Haushaltsseifen und Waschpulver. In den folgenden Jahrzehnten sollte der Standort immer weiter wachsen und neue hinzukommen. „Für Iversheim sind wir sehr präsent, auch was den Geruch angeht. Aber das ist in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen“, gibt Peter Greven, der gleichnamige Enkel des Firmengründers, zu.
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Nur während des Zweiten Weltkriegs (und natürlich kurz nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021) stand der Betrieb still. Er erhielt keine Rohstoffe mehr. Greven kennt den Schriftwechsel, den sein Großvater deswegen führte.
Die zweite Generation richtete das Unternehmen neu aus
Dafür ging es nach dem Krieg mit großen Schritten voran. Heinz und Günther Greven, die schon vor dem Krieg Volontariate in großen Chemieunternehmen absolviert hatten, stiegen in die Firma ihres Vaters ein. „Gerade in den 50er- und 60er-Jahren gab es ein sehr starkes Wachstum bis hinein in die 90er“, erinnert sich Peter Greven, der Sohn von Günther Greven. Zwar habe es bei der Doppelspitze auch immer wieder Konflikte gegeben. „Aber immer konstruktiv zum Wohl des Unternehmens“, fasst es Peter Greven zusammen.
Die zweite Generation war es auch, die eine Neuausrichtung des Unternehmens vorantrieb. Weg von der Stückseife, hin zur Metallseife für industrielle Anlagen. Es war ein richtiger Schritt, wie Peter Greven heute bemerkt: „Früher gab es einmal 300 Seifenfabriken in Deutschland. Heute gibt es keine einzige mehr. Die Entscheidung für B2B war eine gute.“
Die Peter-Greven-Gruppe ist auf der ganzen Welt aktiv
Es führte auch dazu, dass aus der „Seifen- und Glyzerinfabrik“ die Peter-Greven-Gruppe wurde. Und die ist das, was man heute einen Global Player nennt – ein Unternehmen, das auf dem ganzen Erdball tätig ist. Hauptantreiber dafür war der jetzige Firmenchef, also die dritte Generation. Dabei war der erste Schritt zur Expansion aus dem Standort Iversheim hinaus eher regional.
Im niederländischen Venlo wurde ein Produktionsbetrieb übernommen, die Geschäfte werden von Peter Greven Nederland geführt. Hergestellt werden Metallseifen auf pflanzlicher Basis. Mitten in der Wirtschaftskrise übernimmt Greven 2005 das Stearat-Geschäft der Firma Ceca und erweitert Produktportfolio, Kundenstamm und Marktposition.
Wirklich global wird es dann 2007: Greven gründet Peter Greven Asia und führt fortan ein Werk in Malaysia. Vier Jahre später wird von Peter Greven US ein Vertriebsbüro in New Jersey eröffnet. „Die Idee mit der Expansion hatte ich bei meinem Start noch nicht“, gibt Greven zu.
Onkel war der Techniker, Vater war der Kaufmann bei Greven
Vielmehr sei er kritisch beäugt worden von seinem Vater und seinem Onkel. Letzterer war der Techniker im Unternehmen und bereits ausgeschieden, sein Vater war eher für den kaufmännischen Bereich zuständig und, auch aufgrund seines Alters von über 70 Jahren, gewillt, das Unternehmen in die Hände seines Sohnes zu übergeben. Auch Peter Greven ist für das Kaufmännische zuständig.
Aber nicht nur in die Welt hinaus ging es für Greven. Auch im Kreis Euskirchen wurde gebaut. 2008 wurde die zur Gruppe gehörende Peter Greven Physioderm GmbH gegründet, und zwar im Industriepark am Silberberg in Großbüllesheim. „Es gab damals in Bad Münstereifel keine Flächen mehr“, erklärt Peter Greven den Schritt. Im Tochterunternehmen dreht sich alles um die Prävention beruflicher Hauterkrankungen. Produziert werden Hautschutz, -reiniger und -pflege sowie Desinfektionsmittel.
Schrittweises Wachstum lautet die Firmenphilosophie
Dieses schrittweise Wachstum des Unternehmens sei auch die Firmenphilosophie. „Wir machen nie alles ganz neu“, sagt er, was das lange Festhalten am großelterlichen Wohnhaus mitten auf dem Iversheimer Gelände zeigte. Vielmehr gehe es um kontinuierliche Investitionen.
Aktuell macht die Gruppe, der weltweit 450 Beschäftigte angehören (davon 250 in Iversheim), einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro. Die Kunden sind heute fast alle in der chemischen Industrie zu finden (Kunststoff oder Bau, früher auch Papier).
Wasser nach der Flut stand im Kesselhaus 2,50 Meter hoch
Das letzte einschneidende Ereignis war die Flutkatastrophe am 14. Juli 2021. „Wir hatten schon 2007 ein Hochwasser im Unternehmen, das war aber kein Vergleich“, erinnert sich Greven. Die nach dem 2007er-Ereignis erfolgten Schutzmaßnahmen nützten nicht viel. 2,50 Meter hoch stand das Wasser im Kesselhaus, 1,80 Meter in den Lagerhallen.
Peter Greven selbst war im Urlaub und wurde über das Ausmaß des Schadens per Telefon informiert. Weil er das Geschehene nicht fassen konnte, fuhr er noch in der Nacht in die Heimat zurück. Erneut wurden Maßnahmen getroffen. Auf die Mauern können Spundwände gesetzt werden, Bereiche in der Nähe der Erft, die mitten durchs Firmengelände fließt, wurden aufgeschüttet. An den unteren Gebäuden wurden Fenster entfernt. Klar ist auch, dass nicht mehr so viel auf dem Gelände im Freien zu finden ist. Denn das wurde bis nach Iversheim, Arloff, ja sogar bis Kreuzweingarten und Rheder gespült.
Preisschock durch den Krieg trifft das Unternehmen nicht so stark
Auch der Ukraine-Krieg hat das Unternehmen vor eine Herausforderung gestellt. „Wir decken uns zum Glück immer langfristig mit Energie ein, deshalb hat der Preisschock uns nicht so stark getroffen“, so Greven. Erst Ende 2022, als der Vertrag ausgelaufen sei, habe man etwas gemerkt – und sogar Heizöl gekauft, falls das Gas abgestellt würde. Für den Unternehmer ist aber klar: Die Strompreise seien aktuell zu hoch. „Uns fehlen Kraftwerke“, stellt er fest. Die erneuerbaren Energien seien noch nicht so weit.
Und wie sieht die Zukunft aus? Greven setzt weiterhin auf die Entwicklung Schritt für Schritt. Der Metallseifenbereich bekomme eine neue energieeffiziente Anlage, den Seifenbereich wolle man erweitern.
Und auch um sein Ausscheiden aus dem operativen Geschäft macht er sich Gedanken. 2030 bis 2033 soll das der Fall sein. Das Renteneintrittsalter erreicht er 2031. Eine vierte Familien-Generation existiert zwar, ist aber noch zu jung. Greven wird wohl erstmals operativ nicht familienintern geführt.