AboAbonnieren

Kampf gegen BlutkrebsMünstereifelerin spendete Stammzellen für Frau aus den USA

Lesezeit 3 Minuten
Alfred Jaax und Sacha Reichelt haben Jennifer Corsten in ihre Mitte genommen. Sie hält einen Blumenstrauß in den Händen.

Euskirchens Erster Beigeordneter Alfred Jaax (l.) und Bürgermeister Sacha Reichelt empfingen im Rathaus die städtische Erzieherin Jennifer Corsten, um ihr Engagement als Stammzellenspenderin zu würdigen.

Jennifer Corsten hatte sich vor mehr als zehn Jahren typisieren lassen. Nun waren ihre Stammzellen gefragt, um einer kranken Frau zu helfen.

Seit einigen Wochen weiß Jennifer Corsten, dass sie einen genetischen Zwilling in den USA hat. Es handelt sich um eine Frau, um die 30 Jahre alt, die an Blutkrebs erkrankt ist. Kürzlich hat die 37-Jährige, die in Bad Münstereifel lebt, für die Amerikanerin Stammzellen gespendet. Mit der Transplantation dieser Zellen wird sie womöglich das Leben der Frau retten, von der sie – Datenschutzbestimmungen wollen es so – nichts weiß, sieht man von der vagen Altersangabe ab.

Mitte September hatte Jennifer Corsten Post von der DKMS bekommen, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei. Da wurde ihr wieder bewusst, dass sie vor ziemlich langer Zeit in Bad Münstereifel an einer Typisierungsaktion teilgenommen hatte. „Das war in der Heinz-Gerlach-Halle, vor mehr als zehn Jahren. Damals wurde ein Stammzellenspender für einen kleinen Jungen gesucht“, erinnert sich die 37-Jährige. Seither ist sie mit den für die DKMS relevanten Angaben in der Datei gespeichert.

Die Münstereifelerin bekam Post von der DKMS

Mit der Postsendung, die ein Testpaket mit acht Röhrchen enthielt, erfuhr sie, dass sie als Stammzellenspenderin für einen erkrankten Menschen in Betracht komme. Die Röhrchen schickte Jennifer Corsten an die DKMS zurück, gefüllt mit Blut, das ihr der Hausarzt abgenommen hatte. „Dann überschlugen sich die Ereignisse“, erzählte sie jetzt im Gespräch mit dieser Zeitung.

Ihr Blut erwies sich als tatsächlich geeignet für die geplante Transplantation. Nach einer Voruntersuchung im DKMS-Collection-Center in Dresden, Ende September, wurde Corsten als Stammzellenspenderin zugelassen. Der Tag der Entnahme wurde auf den 15. Oktober terminiert. Wieder ging es im Auto zum Entnahmezentrum in Dresden, diesmal mit der Schwester an ihrer Seite, nachdem sie auf der ersten Tour von ihrem Vater begleitet worden war.

Gleichzeitig wird man demütig, wenn man mit einer Krankheit wie Blutkrebs konfrontiert wird.
Jennifer Corsten

Die Fachleute wendeten bei Corsten die Apherese an, um Stammzellen aus dem Blut zu gewinnen. Dafür wurden ihr Zugänge in beide Armvenen gelegt, „ähnlich einer Dialyse“, wie es die DKMS beschreibt. „Man wird warm eingepackt, weil der Körper durch die Blutentnahme auskühlt“, so Corsten.

Vorher hatte sie über fünf Tage hinweg Spritzen mit einem Medikament bekommen, das die Produktion der Stammzellen anregt und sie in die Blutbahn ausschwemmt. „Ich bekam Gliederschmerzen und andere grippeähnliche Symptome.“ Das Gefühl, jemandem helfen zu können, habe diese Belastung aber mehr als wettgemacht.

Und überhaupt: „Als feststand, dass ich als Spenderin sozusagen auserwählt bin, war meine Freude so groß, dass ich sie gar nicht in Worte fassen konnte“, sagt Corsten. „Gleichzeitig wird man demütig, wenn man mit einer Krankheit wie Blutkrebs konfrontiert wird. Da wurde mir wieder klar, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, gesund zu sein.“

Die Stadt Euskirchen sprach der Erzieherin ihren Dank aus

Jennifer Corsten arbeitet als Erzieherin in der städtischen Kita in Euskirchen-Kreuzweingarten. Wegen der Stammzellenspende samt Vorbereitungen fehlte sie dort mehrere Tage. Sie danke dem gesamten Team um Leiterin Nicole Jonas-Schumacher und der Stadt Euskirchen dafür, dass sie die Spende möglich gemacht hätten, sagt sie.

Ihr Arbeitgeber gab die Komplimente zurück. Bürgermeister Sacha Reichelt und der Erste Beigeordnete Alfred Jaax luden Corsten kürzlich ins Rathaus ein, „um ihr im Namen der Stadt die Anerkennung für ihr Handeln auszusprechen“, wie es in einer Mitteilung heißt. „Wir finden es sehr anerkennungswürdig, wenn Menschen sich typisieren lassen und dann die Chance bekommen, mit ihrer Spende Leben zu retten“, ließ sich Reichelt darin zitieren.

Jennifer Corsten wird möglicherweise später Genaueres über die Empfängerin ihrer Stammzellen erfahren: „Wenn die Spende erfolgreich war, darf mehr mitgeteilt werden – wie das exakte Alter und der Herkunftsort.“ Ein anonymer Briefkontakt über die DKMS sei dann ebenfalls erlaubt. Werde es von beiden Seiten gewünscht, könnten zu gegebener Zeit schließlich auch Namen und Adressen ausgetauscht werden, erklärt Corsten und fügt hinzu: „Ich bin sehr gespannt, wie sich diese Geschichte weiter entwickelt.“