Bad MünstereifelStadtwald nimmt an „Deutschen Waldtagen“ teil
Bad Münstereifel – 3100 Hektar groß ist der Stadtwald von Bad Münstereifel, einer der größten Kommunalwälder in NRW. Grund genug für die Stadt, an den ersten „Deutschen Waldtagen“ teilzunehmen.
„Wir wollen den Leuten zeigen, was mit ihrem Stadtwald in Zeiten des Klimawandels alles passiert!“ Julia Nies, Försterin im „Revier Nord“ des 3100 Hektar großen Stadtwaldes von Bad Münstereifel, steht an ihrem kleinen Ausstellertisch neben der Schutzhütte „In den Stöcken“ oberhalb von Arloff und wirkt entschlossen. Und auch wenn Forstdienstbegleithund Birka im Halbschatten döst, ist ihr eigentlich hier, auf dem „Waldmarkt“ mit einer Handvoll Ausstellern zum Thema, nicht unbedingt nach purer Entspannung zu Mute.
Wald war lange nicht mehr so ein großes Thema
Vor sich hat sie ein großes Stück Rinde liegen. Auf den Innenseite sind die dichten Gänge der Fraßspuren des Borkenkäfers unübersehbar. „Die kleinen schwarzen Punkte, das ist der Käfer“, deutet die Fachfrau auf das dichte Muster.
Für den Baum gesund ist das nicht. Und ob es das ist, was die Spaziergänger und Wanderer mit ihrem Stadtwald als erstes verbinden, wohl eher fraglich. Aber es ist die Realität, genauso wie die vielen Menschen, die „man hier im Wald noch nie gesehen hat“, so hat Nies beobachtet. Ein Ergebnis des monatelangen Lockdown. Lange nicht mehr war der Wald, und wie es um ihn im dritten zu trockenen Sommer hintereinander steht, so ein großes Thema.
Stadtwald geht es alles andere als gut
Ihnen allen will die Revierförsterin jedenfalls auf dem „Waldmarkt“ erklären, dass es selbst dem Bad Münstereifeler Stadtwald mit seinen zwei großen FFH-Schutzgebieten „Eschweiler Tal und Kalkkuppen“, sowie „Münstereifeler Wald“ alles andere als gut geht. „In meinem Revier, das 1400 Hektar groß ist, sind 30 Prozent Fichten, von denen 50 Prozent schon geerntet worden sind“, so Nies.
So nennt sie das, was man auch streckenweise schlicht Kahlschlag nennen könnte. Aus der Not geboren, weil der Borkenkäfer die befallenen Nadelbäume nicht mehr überlebensfähig zurückließ. Dann heißt es für die Forstverwaltung schnell zu handeln, um wenigstens noch von der ohnehin geringer als üblichen Marge für den Festmeter auf dem Markt zu profitieren.
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Schon im kommenden Jahr, so Nies, gehe sie davon aus, „dass nur noch fünf bis zehn Prozent der Fichtenbestände in meinem Revier übrig sind“. Mit anderen Worten: Ihr Wald wird um ein Viertel geschrumpft sein. Die gezielte Wiederaufforstung vor allem mit Laubmischwald und dessen Hege und Pflege werde wohl ihre Aufgabe bis zum Dienstzeitende sein. Düstere Aussichten, auch wenn man hier, an der Wanderhütte oberhalb des Parkplatzes Am Eichelkamp, davon auf Anhieb eher wenig sieht: Der Laubmischwald drum herum steht prächtig. Am Rand aber ist die eine oder andere Kastanie verdorrt, und Buchen, „gerade die dicken, haben Sonnenbrand bekommen“, so die Revierförsterin.
Das alles zeigt sie den Kindern, die mit ihren Eltern neugierig zu ihrem Stand kommen, aber nicht. Sie animiert sie stattdessen, ihr Gedächtnis beim „Baumarten-Quiz“ zu schulen. Oder sie erklärt, wie sie mit dem Teleskopmessstab und der Kluppe Baumhöhe und Stammumfang ermittelt. Aus einem Korb kann man im Wald geerntete Äpfel probieren. Es gibt Waldbienenhonig zu kaufen, der nächste Maibaum kann hier für zehn Euro ganz legal bestellt, und das Formular für das benötigte Brennholz vor dem nächsten Winter ausgefüllt werden.
„Deutschen Waldtage“ sollen Positives vermitteln
Die ersten „Deutschen Waldtage“, vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgerufen, sollen ja auch Positives vermitteln. Da ist Timo Gutermuth, Revierjäger im Revier „Arloffer Berg“, der richtige Ansprechpartner. Bei ihm ist der Wald kein Problemfall, sondern teilweise wieder neue Heimat einer großen Artenvielfalt: Der Uhu ist zurück, aber auch die Wildkatze: „Die sehen wir, wenn wir sehr leise sind, beim frühmorgendlichen Gang durchs Revier“, so Gutermuth. Es kommt nur auf eine gewisse Sensibilisierung der Sinne an.
Damit ist er ganz im Einklang mit Katrin Dahmen. Seit drei Jahren bietet sie „Waldbaden in der Eifel“ an, am vergangenen Wochenende als kostenloser „Schnuppergang“ auch bei den „Deutschen Waldtagen“. Rund 45 Minuten sind die Teilnehmer mit ihr unterwegs. Hören, Sehen, Riechen, Tasten – eine Kurzunterrichtung in Achtsamkeit. Wie fühlt sich Baumrinde an, wie ändert sich die Wahrnehmung, wenn man mitten im Wald erst die Augen schließt, nur dem Vogelgezwitscher und dem Rauschen der Blätter im Wind lauscht, und sie dann wieder öffnet?
Pilzsaison und Hirschbrunft
Albert Anton aus Arloff sitzt im Schatten unter Bäumen und schaut dem munteren Treiben vor ihm beim „Waldmarkt“ zu. Einen Verbesserungsvorschlag hat er aber: „Die Stadt hätte das wesentlich offensiver im Vorfeld bewerben müssen. Und warum keine Flyer in den Kindergärten verteilen? Und die Ausschilderung hierhin ist einfach schlecht.“
Mit der Kritik steht er an diesem Tag nicht allein. Dabei lohnte der Weg zum „Aktionspunkt“ an der Wanderhütte schon aus ganz anderen Gründen. Revierjäger Timo Gutermuth: „Die Pilzsaison hat begonnen. Sie ist etwas stärker als im vergangenen Jahr, doch noch ist es zu trocken. Ein, zwei Tage Regen, dann schießen die so richtig aus der Erde!“
Stimmt die Wettervorhersage, könnte seinr Prognose ab Mitte dieser Woche Realität werden. Allerdings sollten die Pilzsucher im Wald sehr umsichtig sein, rät er noch. Gutermuth: „Denn auch die diesjährige Hirschbrunft hat schon begonnen.“ (sli)
„Man meint, seinen Wald in- und auswendig zu kennen“, staunt da auch Udo Wiedemann aus Bad Münstereifel. Ein Irrtum, wie er jetzt weiß. Stattdessen hat er unter der behutsamen Anleitung von „Waldbademeisterin“ Katrin Dahmen gelernt, „dass es sich lohnt, am Baum auch einfach mal um die Ecke zu gucken“ – und so etwa ein Vogelnest zu entdecken.
Mit Esoterik habe diese Art von Naturexkursion, die aus Japan nach Europa gekommen ist, jedenfalls nichts zu tun, betont die Fachfrau. „Wir umarmen keine Bäume, wenn sie das meinen.“