Naoko Sonoda und Friedrich Thiele ließen beim jüngsten Wallgrabenkonzert in Bad Münstereifel keine Wünsche beim Publikum offen.
WallgrabenkonzertePublikum in Bad Münstereifel sparte nicht mit Bravo-Rufen
Die ersten Bravo-Rufe gab es schon gleich nach dem ersten Stück. Das Duo Friedrich Thiele (Violoncello) und Naoko Sonoda (Klavier) wusste sein Publikum restlos zu begeistern. Zum Wallgrabenkonzert am Sonntagabend hatten die beiden ein tolles Programm mitgebracht, das sie packend und zugleich mit frischer Ausstrahlung zum Besten gaben.
Die Auswahl reichte von der Wiener Klassik bis ins frühe 20. Jahrhundert. Da gab es etliche musikalische Juwelen zu entdecken. Locker und mit zartem Schwung ging es los. „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ lautete der Titel der Variationen über ein Thema aus Mozarts Zauberflöte aus der Feder von Ludwig van Beethoven.
Viel Staccato und wirkungsvolle dynamische Kontraste gaben dem Stück ebenso viel Reiz wie die zauberhafte Melodik. Bereits hier bewunderte das Publikum den herrlichen Ton des Cellos aus der Werkstatt von Gaetano Sgarabotto, ein wundervolles Instrument, das bei dem jungen Friedrich Thiele in den würdigsten Händen ist. Dem warmen Klang setzte Naoko Sonoda leichte Klaviertöne wie Glasperlen hinzu.
Duo begeisterte mit viel Gefühl und dramatischem Ausdruck
Dann wurde es ernster. Johannes Brahms, damals 27 Jahre alt und unglücklich verliebt in Clara Schumann, schrieb mit der Sonate für Violoncello und Klavier e-moll op. 38 ursprünglich ein viersätziges Werk im klassisch-romantischen Stil. Friedrich Thiele vertrat in seiner geistreichen Moderation die Theorie, dass Brahms durch seine Kompositionen das Herz Claras zu gewinnen versuchte. Als seine Liebe jedoch weiterhin unerwidert blieb, strich er das Adagio. Zurück blieben drei energische Sätze, die von Leidenschaft und Schmerz geprägt sind.
Mit viel Gefühl und dramatischem Ausdruck interpretierte das sympathische Duo dieses sehr persönliche Stück, erdrückte die Zuhörerinnen und Zuhörer des Konzerts in Bad Münstereifel aber keineswegs.
Diese erste Cello-Sonate von Brahms gerät schnell zu dick, doch Friedrich Thiele und Naoko Sonoda verliehen ihr durch Hingabe und Präsenz ihre fesselnde Wirkung, nahmen immer wieder Druck raus und ließen die Musik mit all ihren Gefühlen und Ausdruckskraft fließen, was dank der organischen Motorik der Pianistin und der hervorragenden Technik des Cellisten beeindruckend gelang.
Mal blumig romantisch, mal markant bis kratzig
Nach der Pause wurde das Programm kleinteiliger, aber nicht weniger intensiv. Im Jahr 1849 erschienen die Fantasiestücke op. 73 von Robert Schumann. Diese Komposition lag Friedrich Thiele besonders am Herzen, wurde es doch in seiner Heimatstadt Dresden geschrieben, wo er seit 2021 Erster Konzertmeister der Violoncelli in der Sächsischen Staatskapelle ist. Im ersten Satz war das Stück gleich voll da. Das Duo interpretierte die drei ineinanderfließenden Sätze mal blumig romantisch, mal markant bis kratzig. Thiele spielte teilweise in spektakulärem Pianissimo, in dem der Ton nichts an Klarheit und Direktheit einbüßte.
Die Französin Nadia Boulanger blieb im Gegensatz zu ihrer Schwester Lili als Komponistin weitestgehend unbekannt, ging aber als erste Frau am Dirigentenpult des Boston Symphony Orchestra in die Musikgeschichte ein. Die „Trois pièces“ für Violoncello und Klavier überzeugten das Bad Münstereifeler Publikum allerdings auch von ihrem kompositorischen Talent.
Bad Münstereifeler Publikum verließ den Konzertsaal ganz beseelt
Effektvolle Spieltechnik und ein raffinierter Klaviersatz sorgten zu Beginn für sphärische Klänge und machten dann einem verträumten Mittelsatz Platz. Sagenhaft war vor allem der Schlusssatz, der mit seiner Überschrift „Vite et nerveusement rythmé“ schon ahnen ließ, wo es hin gehen sollte. Spritzig, getrieben und in rasendem Tempo spielten Thiele und Sonoda diesen virtuosen Satz.
Die große Freude am Musizieren war bei den beiden herausragenden Künstlern nicht zu überhören und zu übersehen. Der Cellist versank ganz und gar im Instrument, begleitete sein Spiel mit ausdrucksvoller Mimik und Körpersprache, die vom Schmerz bis ins Schelmische reichten. Am Flügel ließ Naoko Sonoda die Werke glänzen und auch bei großer Virtuosität ganz natürlich und authentisch klingen.
So bereicherten sie auch die Sonate für Violoncello und Klavier L. 135 von Claude Debussy, die von Thiele nahezu szenischen Ausdruck erhielt. Markant, abwechslungsreich in Registern und Techniken und mit toller dynamischer Ausarbeitung begeisterte diese Interpretation.
Mit den Variationen über ein Thema von Rossini für Violoncello und Klavier von Bohuslav Martinu beendete das charmante und überaus nahbare Duo sein Programm. Das Publikum verließ ganz beseelt den Saal und schwärmte auf dem Weg nach draußen von diesem wundervollen Konzert.
Am 2. Februar 2025 spielt ab 18 Uhr das Schnitzlerquartett mit Gästen das dritte Wallgrabenkonzert der Saison 2024/25. Der Vorverkauf beginnt am 10. Januar 2025. Weitere Informationen dazu auf der Website der Konzertreihe.