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Seltene Zwischenlandung100 Störche pausieren in Bad Münstereifel auf dem Weg nach Afrika

Lesezeit 3 Minuten
Störche rasten auf einer Wiese. Im Hintergrund stehen Häuser.

Auf einer Wiese in Bad Münstereifel-Kalkar haben sich etwa 100 Weißstörche niedergelassen.

Auf einer Wiese bei Kalkar landeten rund 100 der großen Vögel – insgesamt legen die Tiere rund 10.000 Kilometer auf ihrer Reise zurück.

An die 100 Weißstörche ließen sich vergangenen Samstagnachmittag auf einer Wiese bei Kalkar nieder – eine Seltenheit, die Leser Walter Leucht mit der Kamera festhielt.

Bad Münstereifel: Rund 100 Weißstörche wurden gesichtet

„Ich kann mich erinnern, dass um das Jahr 2000 einmal 75 Weißstörche bei Flamersheim gesichtet wurden“, sagt Dr. Dieter Rieck aus Bad Münstereifel. Er ist ehemaliger Zahnarzt und Naturschützer aus Leidenschaft.

Meist würden die Störche eher da landen, wo sie Nahrung finden, „nämlich Frösche, Mäuse, Schlangen, Würmer und auch Insekten“. Wohl fühlen sich die weiß-schwarzen Vögel mit dem langen roten Schnabel deshalb vor allem in feuchten Niederungen und Mooren.

Storchenlandung könnte von Wetter beeinflusst worden sein

Die Störche, die in Kalkar gesichtet wurden, hatten sich sicher nur zu einer Rast niedergelassen. „Das kommt in diesem Teil von Nordrhein-Westfalen eher selten vor“, sagt auch Erik Esser, der beim Nabu-Kreisverband Euskirchen im Bereich Ornithologie tätig ist.

„Es kann sein, dass die Vögel wegen eines Schlechtwetterereignisses gelandet sind, also wegen Starkregen oder Gewitter“, erklärt Esser, der als Tierpfleger im Kölner Zoo die Wildvögel betreut.

Einzelvögel dagegen könne man häufiger in den Sommermonaten in der Region beobachten, „beispielsweise, wenn die Bauern das Gras mähen“. Für Störche wie auch für Raubvögel sind diese Gelegenheiten im Wortsinn gefundene Fressen, denn die Vögel können die dann schutzlosen Kleintiere ohne große Mühe fangen und verspeisen.

Naturschauspiel: Zigtausend Störche fliegen über Meerenge

Rund 10.000 Kilometer fliegen die Weißstörche vor Einbruch des Winters in den Süden. Dabei gibt es zwei Hauptrouten: über den Balkan, den Bosporus, das Jordantal und die Sinai-Halbinsel bis Südafrika. Oder über Spanien und die Meeresenge bei Gibraltar.

Da Störche nicht gerne über offene Gewässer fliegen, kommt es hier zu einem jährlichen Naturschauspiel: Zigtausende Störche sammeln sich an der Meerenge und warten auf die passende Thermik und Witterung, um dann in großen Gruppen auf den afrikanischen Kontinent überzusetzen und ihre Winterquartiere anzusteuern.

„Ab Februar sind die Weißstörche dann zurück, ab März fangen sie an zu brüten, aber nicht in unserer Region“, so Rieck. Die großen Nester finden sich dann auf Hausdächern, Kirchtürmen und Masten vor allem im Norden und Osten Deutschlands. Über 90 Prozent der deutschen Storchpopulation findet man dann in den Regionen, die zum Wassereinzugsgebiet der Elbe gehören.


Mit Sendern bestückt

Den Zug der Störche hautnah miterleben kann man mittels eines Projekts, mit dem der Nabu bereits 2009 an den Start gegangen ist. „Störche auf Reisen“ heißt es. Mehr als 15 Vögel wurden seither mit einem 35 bis 50 Gramm leichten Spezialsender ausgestattet, der die Standortkoordinaten der Tiere sammelt und weiterleitet.

Die Solarsender, die wie kleine Rucksäcke auf dem Rücken der Tiere sitzen, speichern stündlich die GPS-Koordinaten und senden sie via Satellit an die Nabu-Experten, die die Daten dann auswerten.

„Die Satelliten-Telemetrie ermöglicht es, den Storchenzug quasi in Echtzeit zu verfolgen. Bisher unbekannte Rastplätze und Gefahrenzonen können entdeckt werden, und diese neuen Erkenntnisse können in zukünftige Schutzprogramme einfließen“, heißt es in der Projektbeschreibung des Nabu. Die Signale der Sender werden auf der Homepage in einer Karte dargestellt und in einem Tagebuch kommentiert, sodass jeder Interessierte die Reise der Störche in den Süden und wieder zurückverfolgen kann.