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Anwohner in NettersheimAngst vor Hochwasser am Genfbach bleibt

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Nettersheim – Seit der Landesbetrieb Straßen NRW begonnen hat, auf Blankenheimer Gemeindegebiet ein Regenrückhaltebecken an der B 51 zu bauen, schlagen die Emotionen in Nettersheim hoch. Nicht anders war es am Donnerstagabend, als im Holzkompetenzzentrum Experten von Kreis und Landesbetrieb angetreten waren, um sich mit den Sorgen der Bürger auseinanderzusetzen. Rund 50 Nettersheimer nahmen die Gelegenheit wahr, Einblick in die Planung der Ingenieure zu nehmen. Sie befürchten, dass durch die zusätzliche Einleitung die Hochwassergefahr am Genfbach, der durch Nettersheim fließt, gesteigert wird.

„Sie wollen mir erzählen, dass es besser wird, wenn noch mehr Wasser kommt?“, wandte sich ein aufgebrachter Anlieger an die Ingenieure, die die Planungsunterlagen erläutert hatten. Mit Bernd Egenter, Abteilungsleiter in der Niederlassung Ville/Eifel des Landesbetriebs Straßen NRW, Achim Blindert, Geschäftsbereichsleiter beim Kreis Euskirchen, und zwei Mitarbeitern der Unteren Wasserbehörde waren die maßgeblichen Personen bei dem Termin, die Auskunft geben konnten.

Dabei waren die Berechnungen der zuständigen Ingenieure für die besorgten Anlieger kaum nachzuvollziehen. „Das ist das in Deutschland übliche Verfahren“, verteidigte Hartwig Kaven, Untere Wasserbehörde, seine Daten, die aussagen, dass sich am Ende trotz der Mehreinleitung eine Reduktion der gesamten Wassermenge ergibt.

Bereits zu Beginn erläuterte Bürgermeister Wilfried Pracht anhand einer Übersichtskarte, dass die wahren Probleme am Genfbach nicht in der Hauptsache an der B51, sondern woanders lauerten: An acht verschiedenen Stellen fließt Wasser in den Genfbach, der Löwenanteil stammt aus der Entwässerung der A1, der parallel verlaufenden Bundesstraße B 477 und des Ortes Engelgau.

„Von der Autobahn  1 darf an drei Stellen Niederschlagswasser in den Genfbach eingeleitet werden“, so Pracht. Insgesamt 182 Liter pro Sekunde dürfen laut der wasserrechtlichen Genehmigung aus den 1970er -Jahren, als die Autobahn gebaut wurde, eingeleitet werden. Mehr als 200 Liter pro Sekunde können bei einem Starkregen außerdem von der B 477 in den Genfbach fließen.

Doch manches bleibe, so Pracht, unklar. So sei in den Unterlagen zur A1 ein weiteres Rückhaltebecken bei Tondorf beschrieben. „Ich weiß gar nicht, wo das sein soll“, so Pracht.

Die Erläuterungen der Fachleute in all ihren technischen Details waren kaum geeignet, die Bürger zu beruhigen. „Irgendeiner rechnet hier so lange, bis es passt“, vermutete wie viele Albert Müllenborn, Wortführer der Anlieger des Genfbaches in Nettersheim. Kaven widersprach: „Die Einleitung ist hochwasserneutral.“

Die isolierte Betrachtung des Beckens, das im Quellgebiet des Genfbaches liegt, kritisierte Franz-Josef Hilger: „Das Verfahren finde ich abenteuerlich.“ Das Becken werde geplant, ohne die Einleitungen im weiteren Verlauf zu berücksichtigen.

Achim Blindert bemühte sich, die Wogen zu glätten. „Da gibt es Nachholbedarf“, gab er zu. Der Kreis stehe mit den Mitarbeitern der Unteren Wasserbehörde bereit, um die Hochwassersituation zu verbessern.

Die Vorlage nahm Bürgermeister Wilfried Pracht auf und lud die Vertreter des Kreises ein, mit ihm am Samstag, 21. März, 10 Uhr, eine Begehung der Einleitungen in den Genfbach durchführen. Start zu der Wanderung, zu der auch die Bürger eingeladen sind, wird am Hochbehälter in Tondorf sein. „Wir müssen daraus das Beste machen“, sagte er. Die Situation an der B 51 sei ärgerlich, aber wohl nicht zu ändern. Durch die Bearbeitung der Einläufe im weiteren Verlauf des Genfbaches, die eventuell im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie erfolgen könne, sei es aber möglich, dass am Ende ein besseres Ergebnis erzielt werden könne als vorher.