Erben verzichten, der Staat springt einDenkmal in Leverkusen verfällt
Leverkusen – Der Kontrast kann kaum größer sein: Eine Hälfte des Fachwerkhauses an der Ecke Wuppertal- /Burscheider Straße ist offenbar toll in Schuss, die andere sieht schlimm aus. Dieser äußere Eindruck täuscht keineswegs, wie ein Bericht der städtischen Bauaufsicht zeigt. Eine Hälfte es im Jahr 1766 errichteten Baus ist sogar einsturzgefährdet. Das habe sich vor gut einem Jahr gezeigt, als das Haus von der Stadtverwaltung unter die Lupe genommen wurde. Dazu gab es Anlass: Das Gebäude steht seit August 1983 unter Denkmalschutz – wie einige Gebäude in diesem Teil von Bergisch Neukirchen. Weil die beiden Erben des früheren Besitzers ihre Haushälfte augenscheinlich verkommen ließen, schritt die Bauaufsicht zur Tat.
Das war auch dringend erforderlich. Das zeigt der Bericht, der im Amtsblatt veröffentlicht wurde, nachdem Benedikt Rees von der Klimaliste wissen wollte, was los ist mit dem an sich recht repräsentativen Haus. Bei der Begehung habe sich herausgestellt, dass im Keller die Deckenkonstruktion derart marode war, dass Einsturzgefahr herrschte. Das hätte dann sicher auch die Bewohner der anderen Hälfte des Hauses gefährdet. Deshalb sei die Stadtverwaltung eingeschritten und habe an zwei Stellen Baustützen im Keller anbringen lassen. Das sei im Rahmen einer „Ersatzvornahme“ geschehen, heißt es im Bericht der Bauaufsicht.
Es wurde gefährlich
Darauf, dass sich die Eigentümer um den bedrohlichen Zustand des Fachwerkhauses kümmern, konnte die Stadt nicht mehr warten. Denn längst habe sich gezeigt, dass sich die nicht mehr um das historische Gebäude kümmern. Das Amt für Denkmalschutz habe zuvor „verschiedene ordnungsbehördliche Verfahren eingeleitet“, damit wenigstens die Gebäudehülle in einem Zustand bleibe, „um die Haushälfte zu schützen“. Das wäre auch wichtig für die Bewohner der anderen Haushälfte gewesen, die sich „vorbildlich um die Erhaltung des Denkmals kümmern“, schreibt die Bauaufsicht.
Allerdings hätten die Erben auch nach dem Einbau der Stützen keine Reaktion gezeigt. Auch das aus Sicherheitsgründen ausgesprochene Verbot, das Haus noch zu Wohnzwecken zu benutzen, habe die Eigentümer in Bewegung gebracht. Jedenfalls nicht in der Art, wie sich die Bauaufsicht das vorgestellt hat: Im vorigen April verzichteten die Denkmal-Erben nämlich auf ihr Eigentum. Das belegten die Grundbuch-Akten des Amtsgerichts. Seitdem sei das Grundstück „herrenlos“. In solchen Fällen springt das Land mit seinem Bau- und Liegenschaftsbetrieb ein.
Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Eine Reihe von Denkmal-Liebhabern habe bei der Bauaufsicht Interesse an dem Haus von 1766 bekundet. Bei zwei Besichtigungen sei ihnen erläutert worden, was zu tun wäre, um das Haus zu sichern und seinen Denkmalwert zu erhalten, heißt es in dem Bericht. Klar ist: Es muss sofort etwas getan werden.
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Deshalb hofft die Stadt, dass der gefährdete Bau schnell wieder in private Hände übergeht und der BLB sich schnell mit einem der Interessenten einigt: „Das Grundstück wird hoffentlich bald einem neuen Eigentümer zugeordnet.“ Mit dem soll dann die Sanierung des Denkmals Burscheider Straße 103 besprochen werden.