Neben der Bundestagswahl gibt es im kommenden Jahr auch Kommunalwahlen in NRW. Die CDU-Landeszentrale um Generalsekretär Ziemiak gibt teils überraschende Tipps in einem dicken Handbuch.
Kommunalwahlen in NRWCDU-Handbuch empfiehlt nur drei Minuten Wahlkampf an der Haustür
Die CDU in NRW empfiehlt ihren Kandidaten und Helfern vor der Kommunalwahl 2025 „eine Art Drehbuch“, wie es in einem internen Leitfaden heißt, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach sollen die Wahlkämpfer bereits zu Beginn des Jahres mit „einer eher unpolitischen Ansprache der Wählerinnen und Wähler damit beginnen, die Ihnen wichtigen Themen zu setzen.“ Zu den zahlreichen Tipps gehört auch ein Zeitlimit für den Haustür-Wahlkampf und Ratschläge zu Karneval.
„Warten Sie vor allem bei der Setzung neuer Themen nicht bis kurz vor der Wahl, weil Ihnen dies als Wahlkampftaktik und kurzfristige Erfolghascherei ausgelegt wird“, heißt es in dem 171 Seiten dicken „Service-Handbuch“ zur Kommunalwahl. Daher könne man im „Vorwahlkampf“ (laut dem Leitfaden bis zum Ende der Osterferien) auch schon mal Neujahrsempfänge und eben Karneval nutzen: „Erkundigen Sie sich in Karnevalshochburgen, wie dort auch in den tollen Tagen der Kontakt mit dem Wähler aufrechterhalten wird.“
Zentraler Slogan: „SO! geht...“
Die Autoren des Handbuchs führen gleich zu Beginn das zentrale Wahlkampfmotto (englisch „Claim“) ein: „Das „Rumgeampel“ im Bund hat zu einer großen Unzufriedenheit geführt. Der Wunsch nach klaren Positionen und konkreten Lösungen ist allgegenwärtig. Darauf soll unser zentraler Claim einzahlen. Wir zeigen, wie‘s gemacht wird. Denn „SO! geht Heimat!“, „SO! geht meine Stadt!“.“
Die CDU-NRW-Zentrale um Generalsekretär Paul Ziemiak warnt in dem Leitfaden: „Wahlkämpfe sind nie Selbstläufer. Sie sind harte Arbeit. Damit ein Wahlkampf jedoch nicht im „Höllenritt“ endet, wie einmal ein Kampagnenmanager seine Erfahrungen formulierte, braucht es eine umsichtige und gute Planung.“ Dazu ist das Handbuch in mehrere Kapitel eingeteilt.
Kandidat soll „Kümmerer und Gestalter“ sein
Bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten heißt es in dem Papier, es gehe um „Persönlichkeit: Zugewandtheit, Offenheit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Sympathie, Authentizität, Ausstrahlung und Bürgernähe, Lebenserfahrung und Erfahrung im Umgang mit Politik, Führungsstärke und Durchsetzungskraft, Kompetenz und Leistungsfähigkeit.“ An anderer Stelle heißt es: „Als CDU suchen wir Kümmerer und Gestalter mit Charakter aus allen Bevölkerungsgruppen.“
Und: „Sicher ist es richtig und wichtig, dass detaillierte Programme erarbeitet werden“, so das Servicehandbuch: „Vor allem aber kommt es darauf an, sich auf wenige Kernaussagen zu konzentrieren und damit die wesentlichen Zielgruppen anzusprechen. Kompetenz lässt sich dann besonders gut vermitteln, wenn die thematischen Botschaften zum Profil des Kandidaten passen.“ Wenn sich der junge Familienvater zum Beispiel für bessere Kinderbetreuung einsetze, „wirkt das glaubwürdig und verlässlich.“
Vorsicht bei externen Veranstaltungen
Auch zu Terminen werden Tipps gegeben: „Prüfen Sie bei Einladungen externer Veranstalter nicht nur das Thema, sondern auch die personelle Seite. Sind z. B. Moderator und Zusammensetzung eines Podiums bei einer Diskussion einseitig, d.h. gegen Sie gerichtet oder ausgewogen? Werden Sie bei der Sitzordnung und den Redezeiten fair behandelt?“
„Effektvoll und Erfolgversprechend“ seien Veranstaltungen immer dann, „wenn sie durch unterhaltende Elemente angereichert werden und vor allem Gelegenheit zum Dialog mit den Kandidaten durch Fragen und Diskussion geben.“
Wahlkampf in den Sommerferien für „Daheimgebliebene“
Die Kommunalwahlen sind am 14. September (Stichwahlen 28. September), die Wahlkämpfer sollen daher auch an die Sommerferien denken: „Auch wenn viele Menschen aus Ihrem Wahlkreis in dieser Zeit im Urlaub sein werden, sollten Sie sich auch in dieser Zeit zeigen und durch Aktionen und das Setzen von Themen auffallen. Kümmern Sie sich um die Daheimgebliebenen.“
Den Schulstart solle man nutzen, „um vor allem den neu eingeschulten Kindern in Form eines Stundenplans oder einer Brotbox eine kleine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.“ Dazu werde es „konkrete Kampagnen-Angebote der CDU-Landesgeschäftsstelle geben.“
Nicht länger als drei Minuten an der Haustür
Für den Haustür-Wahlkampf solle man Straßen lokalisieren, „in denen Ihr Wählerpotenzial überdurchschnittlich groß ist. Verschwenden Sie keine Energie.“ Morgens vor 9 Uhr und abends nach 20 Uhr seien „keine Hausbesuche zu empfehlen. Denken Sie auch an die Mittagspause oder bestimmte Sendungen im Fernsehen (z. B. Spiele der deutschen Nationalmannschaft).“ Ein Hausbesuch solle „nie länger als drei (!) Minuten dauern“, so das Handbuch.
TikTok-Tipps für die Kandidaten
Die Wahlkämpfer bekommen auch Tipps für Social Media. So sollen TikTok-Videos „auffällig und dynamisch sein, um Aufmerksamkeit zu erregen. Trends, Challenges und Hashtags sind entscheidend, um Reichweite zu generieren. Wer nicht nach 3 Sekunden den User am Haken hat (hooked), hat keine Chance.“
Abschließend heißt es in dem Handbuch: „Die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen der Landesgeschäftsstelle der CDU Nordrhein-Westfalen helfen Ihnen gerne bei allen Fragen rund um die Kommunalwahlen. Zögern Sie nicht und kontaktieren Sie uns, wenn es um Analyse, Kampagnengestaltung, politische oder handwerkliche Fragen geht oder Sie juristischen Rat benötigen – wir sind für Sie da!“ (dpa)