In NRWDeutschlands kleinste Gemeinde hat neun Einwohner

Ortsbürgermeister Roderich von Greve-Dierfeld (parteilos) lehnt am Ortsschild Dierfeld.
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Dierfeld – Ein eigenes kleines Reich zu haben, um das man sich kümmern kann, der eigene Herr sein kann. Das ist in Dierfeld Realität. Bereits in dritter Generation ist der Gutshof von Dierfeld mit Wohnschloss und rund 170 Hektar Land im Besitz der Familie Greve-Dierfeld.
Aktuelles Familienoberhaupt ist Roderich von Greve-Dierfeld. Und noch etwas ist besonders an dem kleinen Ort in der Vulkaneifel. Mit neun Einwohnern ist Dierfeld die kleinste Gemeinde Deutschlands und der 41-Jährige ist ihr gewählter Ortsbürgermeister.
Seine Familie stellt sechs der neun Einwohner
„Mein Großvater kam aus Münster hierher und kaufte den Hof im Jahr 1909“, berichtet Roderich von Greve-Dierfeld. „Es gehörte damals zum guten Ton, sich so ein Cottage zu kaufen“, sagt der Gutsherr und lacht. Der Hof sei an seinen Vater und dann an ihn selbst vererbt worden. Zusammen mit seiner Familie, die sechs der neun Einwohner von Dierfeld stellt, lebt er seit 2016 auf dem Hof.
Er habe zwar auch seine Kindheit dort verbracht, aber als Jugendlicher auch mal etwas anderes sehen wollen, erklärt er. „Ich habe zwischendurch gut zehn Jahre in Spanien gelebt und als Landschaftsbauer gearbeitet. Am Ende bin ich der Liebe wegen zurückgekommen.“

Ortsbürgermeister Roderich von Greve-Dierfeld (parteilos) hält am im Hofgut das Bürgermeisterschild.
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Keine Arbeitslosigkeit und keine Corona-Fälle in Dierfeld
Die Familie, das sind seine Frau, ihre drei Kinder und seine Schwester, die ebenfalls in der Gemeinde gemeldet ist. Drei Mitarbeiter des Betriebs machen die neun Einwohner voll. Das Amt des Ortsbürgermeisters hat der 41-Jährige von seinem Vater, Gerhard von Greve-Dierfeld, übernommen. „Aber ich bin auch gewählt worden“, betont er.

Im Saal des Gutshofes der Familie Greve-Dierfeld finden Sitzungen und Wahlen statt(o.).
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Als selbstständige Gemeinde müsse sich Dierfeld wie jede andere Gemeinde auch mit aktuellen wirtschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzen. „Wir wollen zum Beispiel auch unseren Teil zu Energiewende beitragen und eine Solaranlage bauen“, sagt der Ortsbürgermeister. „Auch da musste der Gemeinderat demokratisch zustimmen, ganz klassisch.“
Aushängeschild von Gemeinde
Ansonsten sei Dierfeld aber fast schon ein Aushängeschild von Gemeinde, berichtet Greve-Dierfeld stolz. „Wir haben hier zum Beispiel keine Arbeitslosigkeit, einen ausgeglichenen Haushalt und keine Corona-Fälle.“ Schon seit die erste Familiengeneration hier lebte, ist der Ort selbstständig und das solle auch so bleiben, sagt der Ortsbürgermeister.
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„Nachdem mein Großvater starb, wurde meine Großmutter hier Ortsbürgermeisterin.“ Und das sei zu Kriegszeiten ja schon etwas besonderes gewesen. „Wir möchten die Gemeinde auf jeden Fall so erhalten“, sagt Von Greve-Dierfeld. „Wir möchten hier autark und selbstständig bleiben.“
Gemeinde-Ranking und Regeln für Verbandsgemeinden
Die zweitkleinste Gemeinde hinter Dierfeld war Ende 2021 Wiedenborstel im schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg mit elf Einwohnern. Die bevölkerungsreichste Gemeinde war zum Jahresende 2021 die Bundeshauptstadt Berlin mit 3 677 472 Einwohnern (Statistisches Bundesamt).
Im Gegensatz zu Nordrhein-Westfalen sind in Rheinland-Pfalz selbstständige Gemeinden mit diesen geringen Einwohnerzahlen möglich, weil die dortige Gemeindeordnung Verbandsgemeinden vorsieht. Verbandsangehörige Ortsgemeinden wie zum Beispiel Dierfeld können so wichtige Verwaltungsgeschäfte an die übergeordneten Verbandsgemeinden abgeben. Bei Dierfeld ist das seit 2014 die Verbandsgemeinde Wittlich-Land.
Verbandsgemeinden haben eine eigene gewählte Gemeindevertretung (Verbandsgemeinderat) und eine eigene Verwaltung (Verbandsgemeindeverwaltung) mit einer hauptamtlichen Bürgermeisterin oder einem hauptamtlichen Bürgermeister als Verwaltungsleiter. Diese können in Personalunion Bürgermeister einer Verbandsgemeinde und ehrenamtlich Bürgermeister einer Ortsgemeinde wie Dierfeld sein (§ 71 der Gemeindeordnung Rheinland-Pfalz). (dhi)