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Pallottihilfe RheinbachLastwagen für weitere große Tour in die Ukraine fehlt

Lesezeit 4 Minuten
R Pallottihilfe

Medizinisches Gerät hatten die Helfer aus Rheinbach bei ihrer Tour in die Ukraine an Bord.

Rheinbach – Wer Hilfsgüter in die Ukraine transportieren will, darf auf keinen Fall Schokolade vergessen. Viel Schokolade. Aber nicht für die Flüchtlinge in dem von Putins Russland überfallenen Land, sondern für die Zöllner an der polnisch-ukrainischen Grenze. „Das sind ganz arme Teufel, die von ihrem kümmerlichen Gehalt eigentlich nicht leben können“, weiß Alfred Eich von der Rheinbacher Hilfsorganisation „Katastrophenhilfe Pallotti“.

2500 Kilometer Anfahrt

Eich hat mittlerweile zum vierten Mal einen Hilfskonvoi in das Kriegsgebiet organisiert. Wegen der Schokolade verkürzen sich die Wartezeiten an der Grenze von anfänglich mehreren Stunden auf wenige Minuten. Für die Rheinbacher ein Segen. Schließlich ist die Fahrt in das 2500 Kilometer entfernte Charkiw im Nordosten der Ukraine ohnehin schon ziemlich lang. Gute zwei Tage kalkulieren Alfred Eich und seine beiden Mitorganisatoren Jakob Kharkow und Andreas Klassen für den einfachen Weg. Eich: „Wir wechseln uns beim Fahren natürlich regelmäßig ab und machen auch alle paar Stunden eine Pause, aber trotzdem ist so ein Ritt schon ziemlich anstrengend.“

„Wir kennen das Risiko“

Die Nachrichten sind voll von Raketenangriffen. „Wir kennen das Risiko“, sagt Eich. Dennoch  glaubt er, sehr gut vorbereitet zu sein. Auf ukrainischem Gebiet werde der Konvoi stets von einheimischen Offiziellen unterstützt. Jakob Kharkow kommt aus Charkiw und verfügt deshalb über hervorragende Ortskenntnisse und jede Menge Kontakte. Gefahrenwarnungen nehmen die Rheinbacher ernst und meiden Gebiete mit akutem Gefechtsrisiko.

Am Dienstag in aller Herrgottsfrühe brachen die beiden roten Ford-Transit aus Rheinbach  auf, pickepackevoll bis unters Dach mit Hilfsgütern. Vor allem Medikamente und medizinisches Gerät  war geladen. Das größte an Bord: ein Ultraschallgerät, das auf Vermittlung des Rheinbacher Arztes Marc El-Sawaf vom Medizintechnik-Hersteller Fischer aus Bremen-Stuhr bereitgestellt wurde und künftig im Central Hospital von Chuguev, zehn Kilometer südöstlich von Charkiw, eingesetzt werden soll.

Das 350 Kilogramm schwere Gerät ist vom Hersteller generalüberholt und schon ab Werk auf die ukrainische Sprache eingestellt worden. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow und der ärztliche Direktor der Klinik nahmen das Gerät in empfang.

Krankenhäuser auf der Reiseroute

Die beiden Transporter des Rheinbacher Autohändlers Mathias Warsinski, die den Pallotti-Helfern kostenlos zur Verfügung stehen, waren nach dem Ausladen noch mit Krankenfahrstühlen und Infusionsflaschenhaltern für andere Krankenhäuser bei Charkiw bestückt – auch mit Lebensmitteln und Winterkleidung in allen Größen, denn  im Nordosten der Ukraine sind die Winter mitunter eisig.

Dass Eich einmal Hilfsgüter in die Ukraine fahren würde, hatte er sich nicht träumen lassen, als die „Katastrophenhilfe Pallotti“ im Juli 2021 gegründet wurde. Damals ging es darum, den Opfern der Starkregenkatastrophe, von denen viele sämtliches Hab und Gut verloren hatten, mit Sachspenden unter die Arme zu greifen. Die kurz zuvor profanierte Pallotti-Kirche war dafür zum Sammellager umfunktioniert worden und quoll zeitweise über vor Spenden aller Art.

„Katastrophenhilfe Pallotti“ wurde für die Starkregenopfer gegründet

Rheinbachs ehemaliger Bürgermeister Stefan Raetz, der erst wenige Monate zuvor in den Ruhestand getreten war, scharte damals als Galionsfigur eine Vielzahl ehrenamtlicher Helfer um sich, die sich der Flutopfer annahmen. Doch irgendwann ließ die Nachfrage nach, und ein Ende der Sammeltätigkeit war schon beschlossene Sache, als Russland die Ukraine überfiel. So verlagerte sich das  Hilfsangebot.

Zunächst organisierte Eich zwei Hilfstransporte über Rumänien in die westukrainische Stadt Czernowitz, wobei er von der Bornheimer Hilfsorganisation „Hoffnungswerk“ bei der Bewältigung der zahlreichen bürokratischen Hürden unterstützt wurde. Das „Hoffnungswerk“ habe sich jedoch zwischenzeitlich den Wiederaufbau im Ahrtal konzentriert, und so beschloss Eich: „Dann machen wir eben allein weiter.“ So unterstützt die Rheinbacher Hilfsorganisation  weiterhin große Lager in Czernowitz, in denen ukrainische Kriegsflüchtlinge aus anderen Teilen des Landes untergebracht sind.

Lastwagen fehlt für weitere Transporte

Doch wenn das Trio mit Eich am kommenden Dienstag wieder aus der Ukraine zurückkehrt, wird erst einmal eine Spendensammelpause bis zum 26. November eingelegt. Danach erst will das Team überlegen, ob und wie es weitergehen soll. Denn was fast alle Spender vergäßen, gibt Eich zu bedenken, dass die Transporter mit Diesel fahren und die Fahrt von Rheinbach nach Charkiw und zurück eine ganze Stange Geld koste. Die Tankkosten seien bislang  größtenteils von den Helfern aus eigener Tasche bezahlt worden, sagt Eich. Von etwa 1500 Euro pro Tour ist die Rede. Also eine ordentliche Summe.

„Die Spende wird zu 100 Prozent für die Ukraine-Hilfe genutzt“

Die Fahrt mit den kleinen Transportern ist auch nicht ganz so ökonomisch. „Eigentlich bräuchte man  einen 7,5-Tonnen-Lkw, um die Spenden an den Bestimmungsort zu bringen“, findet Eich. Aber der würde noch einmal mehr kosten. Ein Lebensmittelunternehmen habe eine große Sachspende angekündigt, die sinnvollerweise jedoch nur mit einem Lastwagen transportiert werden könne. Eine Lösung für das Problem müsse erst noch gefunden werden.

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Wer Geld für die Ukraine-Hilfe spenden möchte, kann dies auf das Spendenkonto des Hilfswerks Lions Club Rheinbach  bei der Raiffeisenbank Rheinbach Voreifel unter dem Stichwort „Ukrainehilfe“ einzahlen. Eich versichert jedem einzelnen Geldgeber ausdrücklich: „Die Spende wird zu 100 Prozent für die Ukraine-Hilfe genutzt.“