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Wachtberger Bürgermeister„Bonner Windräder stören Sicht des Radars“

Lesezeit 4 Minuten
Das Radom in Werthhoven bei Berkum in der Gemeinde Wachtberg gehört zu einer militärisch genutzten Radaranlage, an der auch Fraunhofer-Institute forschen.

Das Radom in Werthhoven bei Berkum in der Gemeinde Wachtberg gehört zu einer militärisch genutzten Radaranlage, an der auch Fraunhofer-Institute forschen.

Das Vorhaben der Bonner Stadtwerke, an der Gemeindegrenze von Wachtberg Windräder zu bauen, dürfte an der militärischen Anlage in Berkum scheitern.

Die Pläne der Bonner Stadtwerke, im Bereich Heiderhof an der Grenze zur Gemeinde Wachtberg zwei Windräder auf die Rheinhöhe zu bauen, sind nach Auffassung von Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) zum Scheitern verurteilt. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass den Bonnern der seitliche Messwinkel der militärischen Anlage von Fraunhofer bekannt ist“, sagte Schmidt der Rundschau, nachdem ihm die Pläne in der Bundesstadt vorgestellt worden waren. Letztlich müsse aber Fraunhofer oder das Verteidigungsministerium reagieren, findet der Bürgermeister. Die Informationsveranstaltung fand er jedenfalls „sehr aufschlussreich“.

Die Bonner Stadtwerke hatten bei der Bekanntgabe der Pläne Anfang Oktober (wie berichtet) bereits mitgeteilt, dass die Betreiber der Verteidigungsanlage auf einen Schutzradius von vier Kilometern hingewiesen hätten. Denn das Radom ist nur 3400 Meter von der Stadtgrenze entfernt. Die Stadtwerke erklärten darum: „Da die Planungen auf Flächen außerhalb dieses Schutzradius vorangetrieben werden, entstehen keine Einschränkungen für das Projekt.“

Laut Schmidt sollen die beiden Windräder 4200 Meter vom Radom weg geplant werden, aber es sei nicht nur das direkte Umfeld der Radaranlage von störenden Einrichtungen freizuhalten, sondern auch eine Sichtachse nach Osten mit einem bestimmten Messwinkel. Der betrage 1,4 Grad. Ansonsten habe die Anlage, die vor allem zur Überwachung von Raketenstarts im Osten gebaut worden sei, keine freie Sicht mehr. „Die Flügelspitze darf nicht ins Messfeld ragen, egal wie viel“, so der Wachtberger Bürgermeister.

Die Flügelspitze darf nicht ins Messfeld ragen, egal wie viel
Jörg Schmidt, Bürgermeister von Wachtberg (CDU)

Laut Schmidt werde der Bau von vorerst zwei Anlagen mit einer Höhe von 260 Metern untersucht. Nach seiner Kenntnis dürfte ein Windrad auf der Rheinhöhe maximal 190 Meter hoch sein, um das Radar nicht zu stören. Für Windräder in dieser geringen Größenordnung gebe es aber wohl keinen Interessenten. Dasselbe Problem hat Wachberg, denn die Kommune sei durchaus an Windkraft interessiert. Fast das gesamte Gemeindegebiet sei jedoch von militärischen Anlagen blockiert - der Großteil von der Anlage bei Berkum, nahezu der Rest durch die Anlage in Grafschaft-Gelsdorf. So bleibt uns nur ein kleines Areal bei Arzdorf, wo Windräder von etwa 200 Metern möglich sind.

Um die Interessen der Gemeinde zu wahren und auf dem Laufenden zu bleiben, steht Schmidt in engem Kontakt mit Fraunhofer als Betreiber der Anlage bei Berkum: „Meines Wissens ist dort aber noch keine Entscheidung getroffen worden.“

Bonn will Wachtbergern 0,1 Cent je Kilowattstunde zahlen

Schmidt findet es grundsätzlich gut, dass die Bonner die Bürger von Wachtberg in zweierlei Hinsicht an der Anlage beteiligen wollten. Zum einen sei eine zusätzliche Bürgerinformation im kommenden Jahr in Wachtberg beabsichtigt, für die die Gemeinde gerne den Raum zur Verfügung stelle. Zum anderen stünden den Wachtbergern verbilligter Strom und ein Anteil an der Windenergie in Aussicht. Von einem Cent je Kilowattstunde sei die Rede. Laut den Bonner Stadtwerken geht es um zweierlei: Der Gemeinde sollen 0,1 Cent je Kilowattstunde gezahlt werden, den direkten Anwohnern in einem noch nicht festgelegten Umfeld, aber nicht in der gesamten Gemeinde Wachtberg, ein Stromrabatt.

Schmidt hat sich allerdings auch einige grundsätzlich Gedanken über Windräder gemacht. „So ein Windrad benötigt ein enormes Fundament. Was passiert nach der Nutzungsdauer? Wie sicher ist es dann dort im Wald für Spaziergänger?“ In anderen Teilen der Republik seien Menschen schon an Windräder gewöhnt, in Wachtberg aber nicht. „Wir wollen die Bürger nicht belasten“, betonte Schmidt und versicherte, dass ihm Windräder willkommene Energielieferanten wären: „Was will man haben, damit die Bude warm ist? Das ist doch die Gretchenfrage!“

Gleich, nachdem die Bonner Stadtwerke ihre Absichten Anfang Oktober bekannt gemacht hatten, erhielt Schmidt bereits die ersten Zuschriften besorgter Bürger von Pech und Ließem. „Die Windräder sollen ja genau auf dem Bonner Stadtzipfel dazwischen gebaut werden.“ Umso gespannter war er nun auf die Präsentation Anfang Dezember. „Aber die war doch eher schmal. Es gab drei Folien zu sehen. Und es klang nicht so, als ob sie wüssten, dass der Sichtbereich der militärischen Anlage nicht gestört werden darf.“


Trianel als Projektentwickler

Das Vorhaben der Bonner Stadtwerke reicht bis zu 800 Meter an die nächste Wohnbebauung ran und wäre ohne die im Herbst erfolgte Abschaffung des Abstandgebots von einem Kilometer gar nicht möglich gewesen. Gemeinsam mit Trianel als Projektentwickler waren in der Bundesstadt geeignete Flächen gesucht worden, letztlich fand sich nur diese, bei der auch der Eigentümer Interesse hat. Zwei oder drei Anlagen von je 6,5 Megawatt Leistung stehen zur Debatte. Jede soll im Jahr 15 Millionen Kilowatt Strom erzeugen, was für etwa 4300 Haushalte reichen soll. Beabsichtigte Nabenhöhe: 170 Meter.