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Trauer in WachtbergSpielleiterin des Laienspielkreises Oberbachem plötzlich gestorben

Lesezeit 3 Minuten
Der Erlös der Laienspiel-Aktivitäten ging regelmäßig an den bunten Kreis, hier bei der Übergabe 2017 mit Ruth Thelen (l.)

Der Erlös der Laienspiel-Aktivitäten ging regelmäßig an den bunten Kreis, hier bei der Übergabe 2017 mit Ruth Thelen (l.)

Ruth Thelen ist tot. Die äußerst geschätzte Spielleiterin des Laienspielkreises Oberbachem starb im Alter von 66 Jahren. Die Trauer ist groß.

Mord war ihr Hobby, aber auch lustigste Verwicklungen im ländlichen Milieu – Ruth Thelen hat mehr als ein Vierteljahrhundert lang als Spielleiterin im Laienspielkreis Oberbachem das jährliche Stück für die Aufführungen im Frühjahr geprägt. Sie schnitt Literatur auf die Oberbachemer Darsteller zu, nähte selbst die Kostüme und hatte für die auf mehrere Monate aufgeteilte Probenzeit stets einen genau ausgearbeiteten Ablaufplan. Ein Teil des Applauses jeder Aufführung galt immer auch ihr, doch nun ist der letzte Vorhang gefallen. Ruth Thelen starb am Dienstagmorgen plötzlich und unerwartet im Alter von 66 Jahren – kurz nach Ende der diesjährigen Spielzeit. Das Herz, das ihr schon lange Probleme bereitete, wollte nicht mehr.

„Das Theater war ihre Leidenschaft, und sie hat mit unermüdlicher Hingabe für unseren Verein gewirkt“, meldete der Laienspielkreis am Dienstagabend in aller Betroffenheit. Melanie Jäger, die zweite Vorsitzende, ist dankbar: „Ruth hat uns stets dazu ermutigt, unser Bestes zu geben, und ihr Verlust hinterlässt eine große Lücke in unseren Herzen und im Verein.“ Und so heißt es im Internet vom Laienspielkreis: „Leev Ruth – mach et joot! Wir werden dich nie vergessen.“

„Sie hat uns durch eine wilde Zeit gebracht. Und auch aktuell hatten wir wieder eine hervorragende Spielzeit. Fast alle Kostüme hatte sie neu angefertigt“, sagt Jäger. Klar sei abgestimmt worden, welches Stück gespielt werden soll. Aber Thelen habe schon beim Lesen gleich gewusst, wer welche Rolle nehmen müsse und wie das auszusehen habe.

Da brandete schon der Applaus auf, wenn sie die Bühne betrat. Sie hat ihre Rollen zelebriert. Sie war das Herzstück seit so vielen Jahren. Alle ihre freie Zeit hat sie darin investiert.
Melanie Jäger, Vorstand Laienspielkreis Oberbachem

Dahinter steckte auch ihre lange Erfahrung. „Sie war schon früher bei der Studiobühne dabei und hat mindestens ein Vierteljahrhundert hier mitgewirkt“, sagt Jäger. Am Anfang spielte Thelen selbst mit. „Da brandete schon der Applaus auf, wenn sie die Bühne betrat. Sie hat ihre Rollen zelebriert. Sie war das Herzstück seit so vielen Jahren. Alle ihre freie Zeit hat sie darin investiert.“

Monatelang probten die Darsteller strikt nach Thelens Ablaufplan. „Erst gab es eine Leseprobe, dann ging es in den Raum, auf die Bühne, dann mit einzelnen Möbelstücken, anfangs nur auf Holzstühlen.“ Und die Spielleiterin gab die Anweisungen: Du gehst so rum, dann machst Du das. Alles wurde schriftlich festgehalten, und sie schaute, ob es gut aussieht und machte der Maske genauste Vorgaben.

Der stellvertretende Bürgermeister Volker Gütten, der mehrfach mit ihr auf der Bühne stand, trauert mit: „Sie war eine Ikone, ein Original! Für Wachtberg und die Vereine hat sie viel geleistet. Sie war eine Mitspielerin, die beflügelnd war. Hatte eine nicht zu kopierende Art, ob sie die feine Dame gab, die Oma oder Dienstmagd Ludmilla.“ Gütten behält Thelen als kreativ, mitfühlend, empathisch versinkend in Erinnerung. „Sie hat alle anderen mitgezogen. Auch ich habe mich in Anlehnung an sie entwickelt. Sie hat den Verein geliebt und die Menschen darin.“ Er bewundert auch die Akribie, mit der sie historische Kostüme originalgetreu für die benötigte Epoche, in der ein Stück spielte, schuf: „Das sucht seinesgleichen.“

Ruth Thelen hinterlässt zwei Schwestern, Neffen und weitere Verwandte, auch im Ausland. Eine der Schwestern ist Doris Schledzinski, die mit ihrem Mann Uli zum Spielkreis gehört. Noch herrscht Schockstarre. Aber die Laienspieler wollen weitermachen. Jäger: „Dass es weitergeht, steht völlig außer Frage. Wie wissen wir noch nicht, aber wir schaffen das. Ruth wird immer dabei sein, in Anekdoten und Erinnerungen, denen zum Schmunzeln und auch mit den Dingen, die sie doof fand.“ Ein Termin für die Beisetzung steht noch aus.