Amouröse Verwicklungen beim Dreiakter „Zwangseinquartierung“. Aufführungen des Laienspiel-Kreises Oberbachem ausverkauft.
Theater in WachtbergAmouröse Verwicklungen im Dorfsaal in Oberbachem

Die erste Szene im neuen Bühnenbild mit Diener Karl (l.) und Köchin Anna.
Copyright: Manfred Reinnarth
„Do rösisch Oos!“, ruft Diener Karl alias Wilbert Goertz, und schon liegt das Dienstmädchen Anna, gespielt von Michaela Zadeck in seinen Armen. Der lustvolle Start in den neuen Schwank des Laienspiel-Kreises Oberbachem dürfte dem Publikum gefallen. Er ist der Auftakt zu einer amourösen Verwicklung in drei Akten. Am Montag haben die zehn Darsteller auf der Bühne im Dorfsaal die letzte reguläre Probe absolviert – erstmals in Kostümen.
Letzte Korrektur an den Kostümen
Dabei musste Melanie Jäger, die nicht nur die zweite Vorsitzende ist, sondern auch mit Anja Goertz und Elke Schäfer für die Maske zuständig ist, den Hut an Zadecks künstlichen Haaren befestigen. „Der Hut ist, wie auch immer, jetzt zu klein für die Perücke“, stellt Jäger fest und entscheidet kurzerhand: „Dann wird er eben festgesteckt.“ Den Schleier – tatsächlich schon weiß, wie das zur Zeit des Stücks hierzulande gerade neu war – hat sie bereits angepasst.

Melanie Jäger passt die Kopfbedeckung von Michaela Zadeck an.
Copyright: Manfred Reinnarth
„Zwangseinquartierung“ heißt die rheinische Fassung des Schwanks, die von Paul Caspari stammt. Der Titel hat nichts mit dem Krieg zu tun, sondern beschreibt den Umstand, unter dem die Verwicklungen ihren spaßigen Lauf nehmen, weil mehrere Paare auf engem Raum zusammenfinden. Alles spielt in den 20er Jahren, wie nicht nur das Telefon mit seiner gewaltigen Sprechmuschel verrät, das Thomas Beißel, Adi Esch, Andreas Schäfer, Uli Schledzinski, Frank Tiemeyer und Willi Zettelmeier ins Bühnenbild eingebaut haben. Das Hintergrundbild hinter einer der Türen ist wie immer von Zettelmeier gemalt.

Eine von drei Perücken ist bereits im Einsatz.
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Die neue Scheinwerferbatterie an der Decke des Saals leuchtet unter der Regie des Technikers Thomas Beißel auch den letzten Winkel aus. Er hat auch die einzuspielenden Klänge parat, wie die Auftaktmelodie und den Gong.
Seit Oktober zwei Mal die Woche geprobt
Spielleiterin Ruth Thelen hat die Laienschauspieler ganz offenkundig ein weiteres Mal erfolgreich für das jeweils zweistündige Spektakel trainiert. Schon im Oktober hatten die Darsteller damit begonnen, ihre Texte einzustudieren. Zweimal die Woche war Probe. Der Kartenverkauf erfolgte vor knapp zwei Wochen, die Aufführungen sind meist in der Osterzeit, diesmal zwischen dem 21. März und dem sechsten April.
Wer eine Karte hat, kann Joachim Heinen als Kommissionsrat Anton Schwalbe erleben und Fabio Sonntag in der Rolle seines Neffen. Wilfried Beusing mimt den Compagnon, Bianca Heinen die Tochter, die als Braut des Neffen auserkoren ist. Doch Jochen Schmitz ist als Wohnungsdezernent und somit Urheber der Einquartierung zu erleben, die einiges umkrempelt: So trägt Andrea Hoffmann im Stück den klangvollen Namen Etelka Kereköshazy, denn sie stellt eine ungarische Geigerin dar, die Objekt der tatsächlichen Begierde des Neffens ist. Renate Schaden in der Rolle der Auguste Kleinchen ist nicht nur Annas Mutter; auch sie hat Anteil an den Verwicklungen. Silke Heuser ist als Portiersfrau zu sehen.
Falles es beim Text mal irgendwo hapert: Drei Souffleusen können vorsagen. Das sind Uta Dorfner, Bettina Ruland und Marie Theres Walgenbach. Sie kennen das gesamte Stück.

Erste Probe im Kostüm: Joachim Heinen studiert hochkonzentriert seinen Text.
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Alle Rollen sind einfach besetzt, es gibt also keine Rückversicherung. Beim Gedanken, dass irgendetwas nicht nach Plan laufen könnte, klopft Melanie Jäger sofort auf Holz. Gut, dass in dem rustikalen Theatersaal mit seinen 130 Sitzplätzen Holzbalken stehen: „Wir achten auf uns! Wir sind nervös, aber auch bereit, endlich mit dem Stück auf die Bühne zu kommen.“ Das Team hat auch schon den Außenbereich aufgebaut, ein Vorzelt und eine Bude für die Bewirtung der Gäste. Schließlich ist neben all dem Spaß das Hauptanliegen ein hoher Erlös für den guten Zweck. Jedes Jahr erhalten der Bunte Kreis sowie eine weitere, wechselnde Gruppe Geld aus der Theaterkasse.
Bei der Generalprobe an diesem Donnerstag und an den völlig ausverkauften 14 Aufführungen wird zur Begrüßung wie eh und je das Lied „Theater“ von Katja Ebstein erklingen. Und wie es im Lied heißt: „An das Theater haben sie ihr Herz verkauft.“ Darum werden sie auch im nächsten Jahr vor Ostern wieder spielen.
Laienspiel-Kreis Oberbachem besteht seit 65 Jahren
Der Laienspiel-Kreis Oberbachem hat sich am 20. April 1960 „aus Freude am Laienspiel“ gegründet. Jahr für Jahr begeistert er die Zuschauer. Lediglich zur Corona-Pandemie mussten die Darsteller pausieren; zwei Spielzeiten fielen aus.
Zudem musste eine Aufführung verlegt und nachgeholt werden. Das hat dem Verein allerdings vor Augen geführt, wie schwierig es ist, einen zusätzlichen Spieltermin zu finden und durchzustehen. Trotz der ausverkauften Aufführungen ist es darum keine Option, den Spielplan zu erweitern.