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Mehr als ein GartengeschäftIn Wachtberg eröffnet nachhaltiger Gartenmarkt „Tink“

Lesezeit 3 Minuten

Eröffnungsgastgeber: Andreas und Steffi Mankel, Marktleiter Dominik Grohs, Stefanie Höbbel.

Wachtberg – Blumen, Duschköpfe, Glühbirnen, Gartenmaschinen, Farben – rund 40.000 Artikel standen am Donnerstag zum Vortag der Eröffnung des Tink-Marktes in Berkum bereits in den Regalen. Alle nach Gesichtspunkten von „Nachhaltigkeit“ ausgewählt. Professor Nektarios Bakakis beobachtete das Geschehen. Den 53-Jährigen, der an der Hochschule Worms Handelsmanagement lehrt, interessiert genau diese Nachhaltigkeit, die noch gar nicht gesetzlich definiert ist. Ihm geht es darum, wie sie erzeugt, transportiert, präsentiert und schließlich verstanden und gekauft wird. Seine ersten Anschauungsobjekte: die Mitglieder des teils genossenschaftlich konzipierten Marktes, die am Testtag bereits einkaufen durften.

Tink ist – in den engen Vorgaben des Wachtberger Flächennutzungsplanes – doch bereits viel mehr als nur ein Gartengeschäft mit einer alteingesessenen Zoologischen Handlung im Innern. Alfred Enns, der schon Einkäufer des Knaubermarktes in Bad Godesberg war, ist Feuer und Flamme für die Nachhaltigkeit.

„Wenn ein Kennzeichnungssystem für ganz Deutschland bei uns entwickelt würde... Das ist genau unser Traum.“ Derzeit sind Regale mit eindeutig nachhaltigen Produkten lediglich mit einem grünen Streifen gekennzeichnet. Da gibt es Hundekotbeutel, die sich auch in Schnellkompostieranlagen zügig zersetzen, Abfallbeutel aus Maisstärke, sogar ein Klebeband, dass nach einiger Zeit verrottet. Blumen, die mit wenig CO2 -Ausstoß erzeugt wurden. „Wir suchen nicht etwa alle nachhaltig Lebenden als Kunden, sondern wollen grundsätzlich Nachhaltiges verkaufen“, so Enns. Wie schwierig das ist, erklärt er am Beispiel von Übertöpfen. „Perfekt sind die von Soendgen. Sie werden fünf Kilometer vom Markt entfernt mit Ton aus dem Westerwald in modernen, effizienten Öfen gebrannt.“ Das Unternehmen sitzt in Gelsdorf (Kreis Ahrweiler). Allerdings sind auch große, lasierte Töpfe gefragt. „Solche kommen fast immer aus Vietnam. Wir haben aber einen Hersteller im Schwarzwald gefunden.“

Über jede Verpackung wird debattiert

Das Tink-Team ist bei Nachhaltigkeit sehr streng. Über jedes Stück Verpackung wird diskutiert, sei sie vom Lieferanten oder für den Kunden. Wie wird sie entsorgt? Und: Ist sie überhaupt nötig? Wer nur eine Schraube braucht, soll nicht mehrere kaufen müssen. Bürgermeister Jörg Schmidt ist froh über „jede Gewerbeansiedlung, die ich gerne forciere“. Tatsächlich war die Verwaltung schnell: Erst im Herbst hatte die Kundeninitiative angefragt. „Neun Monate hatten wir Zeit, netto nur vier“, sagte Andreas Mankel, der Tink-Gründer.

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Im Vorraum zum Ton-Brennofen sollen, wenn die Versammlungsbeschränkungen aufgehoben sind, vor allem Kinder mit Ton und anderen Produkten aus den Regalen werkeln. Der Markt will auch Experten für Podiumsveranstaltungen zur Nachhaltigkeit einladen, wie Tink-Sprecherin Stefanie Höbbel ankündigte.

Sabine Killmann und Gisela Moog vom Wachtberger „Nachhaltigkeitsverein“ steuern auch am ersten Tag Ideen bei. Doch ihr Wunsch nach der „Wachtberger Kiste“, etwa mit Bio-Produkten aus der Region, lässt sich mit der aktuell verordneten Sortimentsbeschränkung nicht verwirklichen. „Das kann man aber politisch verändern“, findet Killmann.