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Debatte in WachtbergMilitärische Aufklärung durch Bonner Windräder gefährdet

Lesezeit 2 Minuten
Wie hier im Nordschwarzwald sollen Windräder in Bonn die Bäume deutlich überragen.

Wie hier im Nordschwarzwald sollen Windräder in Bonn die Bäume deutlich überragen.

Das Fraunhofer Institut fürchtet eine Behinderung der Luftraum-Überwachung, die Bonner Stadtwerke pochen auf eine alte Abstandsregel.

Wegen der geplanten Windräder der Bonner Stadtwerke an der Grenze zu Wachtberg fürchtet das Fraunhofer FHR in Wachtberg, seine militärische Aufgabe zur Überwachung des Luftraums im Osten nicht mehr richtig ausüben zu können. Die Bonner pochen indes auf eine alte Abstandsregel, die nicht verletzt werde. Erst am Tag zuvor hatte sich der Wachtberger Bürgermeister Jörg Schmidt zu den Problemen gegenüber der Rundschau geäußert.

Windräder auf der Bonner Rheinhöhe an der Grenze von Wachtberg, wie die Bonner Stadtwerke sie gerne realisieren würden, hätten für die militärische Radaraufklärung Richtung Osten weitreichende Folgen. Das Fraunhofer FHR, das Institut, das die militärische Radaranlage in Wachtberg betreibt, hat der Rundschau auf Nachfrage erhebliche Bedenken beschrieben: Die Rotoren würden „weit ins Radarsichtfeld ragen“ und die Wahrnehmung des hoheitlichen Auftrags „stark einschränken“.

Wie die Bonner Stadtwerke auch am Donnerstag noch betonten, habe Fraunhofer keine Bedenken angemeldet: „Die Bundeswehr hat uns bestätigt, dass vier Kilometer korrekt sind und unsere Planungen Verteidigungsbelange nicht stören.“ Ansonsten seien den Stadtwerken die „Beeinträchtigung des Radoms auch jenseits des Vier-Kilometer-Schutzbereichs bekannt“. Fraunhofer ist indes sicher, seine Bedenken klar gemacht zu haben.

Die komplette Erklärung von Fraunhofer:

Die Großradaranlage TIRA als Verteidigungsanlage Wachtberg-Werthhoven des Fraunhofer FHR besitzt einen militärischen Schutzbereich von vier Kilometern mit einer in dieser Zone maximal zulässigen Bauhöhe für Objekte von einheitlich 272 Metern über Normalnull. Dieser Radius stammt aus Zeiten, wo heutige Anlagenhöhen von Windenergieanlagen (bis zu 300 Meter) noch nicht abzusehen waren. Letztere stellen jedoch heute eine akute Herausforderung für die zukünftige Systemverfügbarkeit unserer Verteidigungsanlage dar. Konkret planen die Stadtwerke Bonn auf einem Gelände der Stadt Bonn im Ortsteil Heiderhof/Haselingsberg die Errichtung von zwei bis drei Windenergieanlagen, deren Abstand zu TIRA etwa 4,2 Kilometer betragen werden (Die Webseite der Stadtwerke zum Projekt).

Vorab (Ende 2022) gab es einen Austausch mit den Stadtwerken, im Zuge dessen wir die übermittelten, priorisierten Positionen und Gesamthöhen der geplanten Anlagen hinsichtlich ihrer möglichen Beeinträchtigung unserer Großradaranlage geprüft haben, mit dem Ergebnis, dass in allen Fällen die Rotorblätter weit in unseren „Sichtbereich“ hineinragen würden. In anschließender Kommunikation mit den entsprechenden Stellen haben wir unsere Ergebnisse und resultierenden Bedenken hinsichtlich dieses Standorts deutlich gemacht und betont, dass eine Aufstellung in dieser Konfiguration unsere Systemverfügbarkeit und hoheitlichen Aufgaben stark einschränken werden.