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Gemeinde Swisttal soll helfenEltern mit Führung des Montessori-Hauses überfordert

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Kinderhaus Sonnenstrahl Buschhoven

Kinderhaus Sonnenstrahl Buschhoven

Gespräche führen und eine Lösung suchen - das ist nun der nächste Schritt, den die Gemeinde Swisttal gehen will, nachdem Eltern sich als Träger des Montessori-Kindergartens in Buschhoven überlastet fühlen.

Die fünf Eltern, die den Montessori-Kindergarten in Buschhoven als Vorstand tragen, können nicht mehr. Der Verwaltungsaufwand ist ihnen schon vor gut drei Monaten über den Kopf gewachsen, und auch fachlich fühlen sie sich überfordert, den zweigruppigen Kindergarten mit seinen aktuell neun Angestellten ohne Hilfe in der bisherigen Form selbst weiterzuführen. Kurz vor Weihnachten reichten die Eltern bei der Gemeinde Swisttal darum eine Überlastungsanzeige ein, am Dienstag war das Problem Thema im Gemeinderat.

Konkret haben die Eltern wegen der Mitfinanzierung einer Verwaltungskraft angefragt, die zusätzlich – wie sie kalkulieren – 1800 Euro im Monat kosten dürfte. Doch wo soll das Geld herkommen? Seit Januar stehen Gemeinde und Jugendamt in der Sache in Kontakt. Die sehen sich aber beide nicht in der Lage, finanziell einzuspringen, zumal eine solche Zusage auch Begehrlichkeiten bei anderen Trägern von Kindertagesstätten wecken könnte. Entsprechend sind die Eltern von der Gemeinde zum Kreisjugendamt und von dort zurückverwiesen worden.

Montessori-Kindergarten: Lange Tradition in Buschhoven

Der Montessori-Kindergarten ist in Buschhoven lange verwurzelt. Aus der einst eingruppigen Einrichtung neben dem örtlichen Friedhof entstand durch einen Neubau Am Fienacker 2018 ein zweigruppiges Haus mit wunderbarem Spielumfeld. Aktuell werden 40 Kinder betreut. Der Verein Montessori Kinderhaus „Sonnenstrahl“ hat fünf Vorstände, alles Eltern, die als Träger die Verwaltungsarbeit leisten. Das ist aber zunehmend schwierig, wie Fabian Weber und die anderen Eltern die Gemeinde wissen ließen. Täglich fielen vier Stunden Verwaltungsarbeit an. Vieles sei auch bürokratischer geworden: „Eine Krankmeldung wurde früher einfach an den Paritätischen geschickt.“ Das ist die Dachorganisation für die Träger. „Jetzt müssen wir aber Formulare ausfüllen und zusätzlich später noch eine Gesundmeldung erstellen. Auch Eintragungen über die tatsächlich geleistete Kinderbetreuung werden immer umfangreicher.“

Weber würde gerne mal die Ratsmitglieder in die Kita einladen, aber: „Hunderte E-Mails und Anrufe in der Woche kann man nicht so gut zeigen wie etwa Schimmel an der Wand, wenn es den gäbe“, sagt Fabian Weber, einer der Eltern-Vorstände. Er ist froh, dass die Personalfluktuation etwas nachgelassen hat, muss aber dennoch immer wieder Einstellungsgespräche führen und sich dabei zunehmend anhören, dass die Arbeit in anderen Kitas lukrativer sei: „Der Markt ist stark in Bewegung, und ohne gute Angebote wird einem auch klar gesagt, was andere Kitas bieten. Bloß ein tolles Umfeld zieht heute nicht mehr.“

Trägerschaft von Kitas durch Eltern als Mangelverwaltung

Auch am Tag der Ratssitzung hatte Weber noch so ein Gespräch, weshalb er fast den Tagesordnungspunkt verpasste. „Wir machen das ja alle ehrenamtlich nebenbei. Die meiste Arbeit fällt aber zu den Zeiten an, zu denen wir selbst unserer Arbeit nachgehen müssen. Ich kann ja nicht um 18 Uhr beim Jugendamt anrufen, oder nach Feierabend mit der Kita-Leitung sprechen.“ Weber hat bei einer Kommune hauptamtlich mit Feuerwehrverwaltung zu tun, kennt sich also aus. Zudem hat das Montessori-Haus aktuell Glück, dass ein Vater als ehemaliger Erzieher und Selbstständiger nebenbei schon seit einem halben Jahr in der Verwaltung mitarbeitet, aber das sei nicht auf Dauer möglich. „Außerdem hören drei von uns fünf Vorständen zum nächsten Kindergartenjahr auf, ich auch, weil ich dann beruflich auf Lehrgänge extern muss“, sagt Weber. Er will geordnete Verhältnisse hinterlassen: „Ich fände es unbefriedigend, wenn ich das Haus ohne Träger zurücklassen müsste.“

Laut Weber ist die Trägerschaft von Kitas durch Eltern auf Mangelverwaltung ausgelegt. Die Rahmenbedingungen berücksichtigten keine Ausfallzeiten. Auch die passenden Kräfte fehlten: „Wir haben aktuell neun statt acht Kräfte, mehr in Teilzeit als früher, aber dadurch fehlen Vollzeitkräfte und die Personaldecke am Nachmittag ist dünn.“

„Seitens der Gemeinde erhält das Montessori Kinderhaus Sonnenstrahl zusätzlich zu der gesetzlich vorgegebenen Übernahme der nach Abrechnung mit dem Kreisjugendamt verbleibenden Kosten bereits jährlich einen Zusatzbetrag in Höhe von 1250 Euro für eine Verwaltungskraft“, erklärte die Gemeinde zur Ratssitzung am Dienstag. Dort ist zunächst bloß nach Kenntnisnahme vereinbart worden, Gespräche zu führen, um eine Lösung zu suchen. Der Gemeinde ist bewusst: Sollten die Eltern hinwerfen, wäre ein neuer Träger zu suchen. Dann käme wohl nur ein professioneller Träger in Frage, und damit würde der Landeszuschuss niedriger ausfallen als bei einer von Eltern getragenen Lösung. Da geht es um einen Förderunterschied von 21 Prozentpunkten. Nach Einschätzung von Weber machen die erforderlichen Personalkosten bloß ein oder zwei Prozentpunkte aus. Diese Betrachtungsweise könnte, so auch Überlegungen in der Politik, einen finanziellen Spielraum für die Gemeinde eröffnen.

Doch da drehen sich die Mühlen langsam. Das Thema wird dort als nächstes den Fachausschuss beschäftigen. Das ist der GSKS (Generationen Soziales Kultur und Sport). Einen Termin gibt es laut Gemeindesprecher Bernd Kreuer noch nicht.