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Begegnung in SwisttalBetroffene der Flut wollen nicht vergessen werden

Lesezeit 4 Minuten
Spaziergang

Auf den Weg nach Odendorf machten sich Betroffene der Flut und hatten dabei nicht nur ein Päckchen mit Proviant zu tragen. 

Swisttal – Mehr als 50 Swisttaler aus allen Ortschaften und allen Generationen nahmen am „Zuversichts-Spaziergang“ teil. Er verband die beiden am stärksten von der Flutkatastrophe betroffenen Dörfer: Odendorf und Heimerzheim. „Mit der Aktion wollten wir zeigen, dass wir noch da sind, damit wir nicht vergessen werden“, erklärte Kai Imsande vom Infopoint Odendorf.

Zusammenhalt gestärkt

Mit Heimerzheims Ortsvorsteher Hermann Menth, Odendorfs Ortsvorsteher Jürgen Bröhl und Wilfried Rang aus Heimerzheim hatte er den Spaziergang organisiert, unter anderem, um den Zusammenhalt zwischen den Swisttaler Dörfern zu stärken, den die Flut ihrerseits bereits verbessert hat. Die Folgen der Flutkatastrophe seien ohnehin nur zu bewältigen, wenn nicht mehr jeder sein eigenes Süppchen koche.

Mit dem Zuversichts-Spaziergang sei es gelungen, die Dörfer der Gemeinde nicht nur symbolisch miteinander zu verbinden, so Imsande. Dabei hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, entweder vom Gottfried-Velten-Platz in Heimerzheim zum Zehnthofplatz in Odendorf zu wandern. Sie konnten aber auch den umgekehrten Weg gehen. Am Ollheimer Dorfhaus – auf etwa der Hälfte des Weges – war Zwischenstation und Raum zur Begegnung unter den Wanderern.

Gute Gespräche auf dem Weg

„Wir verspäten uns ein klein wenig! Gespräche in Ollheim waren sehr interessant“, funkte Dr. Arletta Kösling, die Vorsitzende des Bürgervereins Odendorf und Ortsausschussvorsitzende, zwischendurch an die Organisatoren. Sie ging nach Odendorf und stärkte sich nach mehr als neun Kilometer langem Marsch bei sommerlichen Temperaturen zunächst mit einer frisch gegrillten Bratwurst und einer Flasche Kölsch aus dem Bierkasten, den ihr Mann Helmut kurz vor der Ankunft der Wanderer mit dem Lastenfahrrad – gut gekühlt – angeliefert hatte. „Der Spaziergang war immens gut für den Austausch untereinander“, lobte sie die Idee und berichtete von einigen interessanten Gesprächen mit anderen Wanderern. Hochwasser und Wiederaufbau waren freilich nicht die einzigen Themen. „Den einen oder anderen Menschen hat man da erst so richtig kennengelernt“, sagt sie. Kösling fand den Spaziergang anstrengend. Ein wenig innere Ruhe habe wohl jeder unterwegs gefunden und neue Kraft gesammelt für die noch anstehenden Aufgaben: „Ein echtes Seelenpflaster.“ Denn nach wie vor liefen viele Sachen nur sehr zögerlich. Es sei für die Betroffenen sehr mühsam, immer wieder neue Probleme bewältigen zu müssen.

Starkregen weckte schlimme Erinnerungen

Und dann sei in der vergangenen Woche ein neuerlicher Starkregen hinzugekommen, der bei vielen Betroffenen traumatische Erfahrungen der Flutnacht wieder zum Vorschein gebracht habe. „Das war ein sehr starker Trigger, auch für mich persönlich“, räumt sie ein. Einmal mehr habe dies gezeigt, dass die Flutopfer gemeinsam lernen müssten: „Ein solches Ereignis ist nicht gleich der Weltuntergang!“ Gottseidank gebe es eine gute Vernetzung untereinander über Facebook und WhatsApp, worüber sich die Betroffenen gegenseitig helfen und Mut zusprechen. „Miteinander sprechen ist in einer solchen Situation sehr wichtig – aber auch die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen.“

Chance für eine Auszeit

Denn die gebe es durchaus in den verschiedensten Facetten, insbesondere vom Bürgerverein Odendorf. Dieser ist mittlerweile auch für den „weltbesten“ Infopoint auf dem Zehnthofplatz in Odendorf zuständig, der zum Jahrestag der Starkregenkatastrophe am 14. Juli aller Voraussicht nach in die Räume des Café von Sturm in die Essiger Straße 9 umziehen wird. „Der Infopoint steht weiterhin allen offen bis mindestens Ende 2023“, bekräftigt Kösling und dankt noch einmal der Aktion „Deutschland hilft“, durch deren finanzielle Unterstützung der Infopoint in der Verantwortung des Bürgervereins vorerst gesichert ist.

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Die Organisatoren hätten sich absichtlich für eine sehr ruhige Veranstaltung entschieden, um insbesondere den Flutopfern die Chance auf eine Auszeit von ihren Problemen zu verschaffen, bestätigt auch Imsande. Denn nach wie vor hätten 300 bis 400 Gebäude in der Gemeinde noch einen schlammigen Keller und Wasser hinter Holzvertäfelungen, schätzt er. Von den verwüsteten Gärten einmal ganz abgesehen. „Eine ganze Menge Häuser sehen von außen schon richtig schön aus, doch im Inneren sind sie noch ein Rohbau“, weiß er, und damit ist klar, dass die Arbeit entlang von Orbach und Swist noch lange nicht zu Ende ist.