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Swistbachschule in HeimerzheimSchimmelpilzsporen auch im Neubau

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Die Swistbachschule in Heimerzheim 

Swisttal-Heimerzheim – Für die Dritt- und Viertklässler der Swistbachschule aus Heimerzheim ist ab Montag Platz im 24 Kilometer entfernten Wachtberger Schulzentrum in Berkum. Zugunsten der Erst- und Zweitklässler verzichtet die Gesamtschule Swistbach auf neun Räume. Gegessen wird in der kleinen Turnhalle der Gesamtschule. Denn die Swistbachschule an der Bornheimer Straße, Ecke Bachstraße, darf vorerst nicht genutzt werden.

Schimmelpilzsporen sind in der Luft, und offenbar auch mineralische Stoffe. Das hat ein Gutachten im Auftrag der Eltern ergeben, von dem die schriftliche Endfassung aber erst am Montag vorliegen wird. Eigentlich hätte an diesem Tag bereits – erstmals seit der Flut – Unterricht in dem Grundschulgebäude stattfinden sollen. Doch das geht nun nicht.

Neuer Elternbrief

Der Unterricht für das dritte und vierte Schuljahr findet ab Montag bis auf Weiteres in der Hans-Dietrich-Genscher Schule in Wachtberg-Berkum statt. Dies steht im Elternbrief, den die Swisttaler Gemeindeverwaltung am Freitagnachmittag herausgegeben hat. Ein Pendelverkehr für die Schüler wird demnach eingerichtet, der von Lehrern begleitet werden soll. „Die Abfahrt der Busse erfolgt ab Montag täglich um 8.10 Uhr ab der Haltestelle Schule auf dem Höhenring, Swisttal-Heimerzheim.

Die Rückfahrt erfolgt täglich um 12.30 Uhr mit Halt in den Ortsteilen Dünstekoven, Heimerzheim, Ollheim und Straßfeld“, heißt es in dem Brief. Die Fahrzeit je Strecke betrage rund 30 bis 40 Minuten. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Kinder sogar früher nach Hause kommen, als die Eltern das bisher gewohnt sind.

Die jüngeren Schüler nutzen, wie im Dienstags-Brief angekündigt, Räume der Gesamtschule Swisttal. „Einzelheiten zum Ablauf der OGS, der Über-Mittag-Betreuung sowie der Essensausgabe“ teile die Schulleitung separat mit, steht in dem jüngsten Schreiben an die Eltern. (mfr)

Die Gemeinde hatte nach dem Fund von Schimmelpilzsporen im Lehrerzimmer, einem Beratungszimmer und einem Klassenraum bereits Anfang der Woche Teile des Altbaus von der Nutzungsliste gestrichen und eine Übergangslösung vorbereitet, zumal der Aufbau von Schulcontainern für die Grundschüler an der Gesamtschule wegen des weichen Unterbodens noch etliche Wochen dauern wird. In einem Elternbrief vom Dienstag hatte die Verwaltung bereits Ausweichmöglichkeiten aufgezeigt.

„Ich weiß aber noch nicht, wo meine Kinder am Montag hinsollen und ob sie mittags in der Schule essen können“, sagte Patrick Reichelt am Freitagmittag der Rundschau. Er ist Vater eines Kindes aus der ersten und von einem aus der vierten Klasse. Die Verwaltung hatte eigentlich vor, die Mittagsverpflegung im Dachgeschoss des Altbaus zu reichen, oder alternativ im Obergeschoss des Neubaus. Beides ist nun nach Stand des auch von Reichelt mitinitiierten Gutachtens nicht möglich. „Während der Ferien hat auch Unterrichtsmaterial in der verseuchten Schule gelegen. Da frage ich mich, ob das überhaupt noch genutzt werden darf“, so Reichelt.

Sämtliches Mobiliar muss raus

Bereits Anfang der Woche war der Gemeindeverwaltung klar, dass in Teilen des Altbaus „sämtliches Mobiliar sowie Teile der Deckenverkleidung und des Bodenbelags“ entfernt werden müssen. Dies hat laut einem Elternbrief vom Dienstag die Gutachterin empfohlen, die die Luft im mittleren Klassenraum des Obergeschosses ein zweites Mal untersuchte. Für den Neubau hatte die Gutachterin – anders als nun das Gutachten der Eltern – keine Bedenken. Die Luft sei in allen Klassenräumen gleich. Allerdings war sie im mittleren Klassenraum im ersten Obergeschosses des Altbaus sowie im Lehrerzimmer und einem Besprechungsraum fündig geworden.

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Die Elternschaft war durch enorm überhöhte Messwerte in der Kita Quellenstraße nach der Flut aufgeschreckt worden und hatte zur Untersuchung von Luft und Boden an der Grundschule eigene Gutachter angeheuert. Dass die Luftuntersuchung im Auftrag der Eltern durch das Sachverständigenbüro Dr. Heinz Schiffers aus Würselen keine Entwarnung bringen würde, wusste die Gemeinde bereits durch eine Vorabinformation, die zum Elternbrief von Dienstag führte. Eine „Gesundheitsgefährdung in allen untersuchten Bereichen“ war angekündigt.

Kein Fäkalschlamm auf dem Schulhof

Beim Zustand des Schulhofes sind die Eltern inzwischen beruhigt. Auch dort hatten sie zusätzlich zu den Untersuchungen der Gemeinde ein Bodengutachten in Auftrag gegeben. Danach gab es Entwarnung. Die Gemeinde hatte Juliane Maasjost aus Siegen am 24. September mit neuerlichen Messungen beauftragt. Die Sachverständige sollte nicht nur in den Räumen Bakterien und Schimmelpilze aufspüren, sondern auch auf dem Schulhof den Boden untersuchen. Unter dem gelben Klettergerüst fand sie 660 000 Einheiten „koloniebildender Bakterien“ je Gramm, unter dem Holzklettergerüst sogar zwei Millionen. „Bacillus“ und „Nonfermenter“ kommen laut Gutachterin auch in der Umwelt vor, die Spezies „Pseudomonas“ sei ein Hinweis auf starke Durchfeuchtung des Materials. Fäkalkeime oder andere Krankheitserreger – und das war wegen der Flut befürchtet worden – fand Maasjost jedoch nicht.

Die Sachverständige empfahl, die Spielgeräte und Sitzgelegenheiten „gründlich zu reinigen“ sowie das Material in den Pflanzgefäßen auszutauschen, besonders an einem Baum, an dem sie gemessen hatte.

In den Klassenräumen fand sie keine Bakterien, aber Sporen von Schimmelpilzen, allerdings meist viel weniger als in der Außenluft. Da Räume gelüftet wurden, kann sie nicht ausschließen, dass diese Sporen wie Laubblätter, die sie fand, hineingeweht worden waren. Schimmelpilz an der Wand habe sie nirgends in der Schule gesehen.

Schimmelherd im Lehrerzimmer

Allerdings fiel der Raum A 1.7 auf. Dort waren zahlreiche Sporen von Aspergillus und Penicillium in der Luft (2640 je Kubikmeter) – viel mehr als im Freien (40). Weil die Gutachterin jedoch auch in diesem Klassenzimmer keinen Schimmelpilz entdeckte, schloss sie auf eine „mögliche Sekundärkontamination“, also eingeschleppte Sporen. Das Gleiche nahm sie für den Besprechungsraum an, wo sie 1160 Sporen erfasste. Im Lehrerzimmer sind allerdings 31 760 Sporen je Kubikmeter gezählt worden, und die Wände, so die Gutachterin, hätten sich wegen des dicht gestellten Mobiliars nicht in Augenschein nehmen lassen. Ihre Empfehlung: Die Räume müssen mit staubdichter Folie abgetrennt und die Luft darin mit Geräten gereinigt werden. Nur in Schutzanzügen dürfen sie nun noch betreten werden.

Abweichende Einschätzung

Der Gutachter Johannes Lürkens vom Büro Schiffers schätzte seine Sporenfunde im Neubau allerdings anders ein. Von deutlich erhöhten Werten ist die Rede. Alle Räume seien betroffen.