Das Bonner Landgericht verurteilte einen 26-Jährigen wegen Raubes zu einem Jahr und drei Monaten Haft. Opfer konnten sich in der Verhandlung an eine Bedrohung mit einem schwarzen Klappmesser nicht mehr erinnern.
Landgericht Bonn26-Jähriger nach Überfall in Swisttal verurteilt
Das Klappmesser schwarz, auch die Klinge und die zwischen 10 bis 20 Zentimeter lang. Damit seien sie bedroht worden, erzählten zwei 16-Jährige den Polizeibeamten, nachdem sie am 25. November 2020 an einer Bushaltestelle in Heimerzheim überfallen worden waren. Die Schilderung des Messers war so präzise, dass die Bonner Staatsanwaltschaft keine Zweifel an deren Einsatz hatte. Daraufhin wurden vier junge Männer, die an dem Überfall beteiligt waren, wegen besonders schweren Raubes angeklagt.
Quartett kam glimpflich davon
Aber im Prozess kam es überraschend anders: Denn die beiden 16-Jährigen - beraubt um ein Handy, einen Krankenschein und ein Feuerzeug - konnten sich im Zeugenstand partout nicht mehr an das Messer erinnern. Damit wurde aus einem schweren Raub ein einfacher Raub und das Quartett kam noch mal glimpflich davon.
Das Bonner Landgericht hat jetzt den Ältesten zu einem Jahr und drei Monaten Haft verurteilt. Der Gas- und Wasserinstallateur gestand, dass die Abzockerei seine Idee gewesen sei. Zuvor habe er mit den drei Mittätern - alles Jugendliche - gemeinsam gechillt; man habe auf den Geburtstag eines Kumpels, der am Tattag 17 Jahre alt wurde, Bier und mindestens eine Flasche Wodka geleert. Danach hätten sie sich gelangweilt. Einer unter ihnen, der gerade seinen Führerschein gemacht und angeblich nichts getrunken hatte, bot eine Spritztour mit seinem Opel an.
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Den Schülern Prügel angedroht
An einer Haltestelle hätten sie spontan gestoppt, als sie das Duo sahen. Zwei stiegen aus, drohten, sie „abzustechen und sie ins Krankenhaus zu prügeln“, forderten Wertsachen und durchsuchten sie. Aber die beiden hatten nicht viel dabei. Für die beiden Freunde war der Überfall traumatisierend; bis heute nur gehen sie abends ungern raus: „Ich bin dann sehr nervös, bekomme Schweißausbrüche“, so der heute 18-Jährige. Sein Freund bestätigte, dass die Geschichte sein Verhalten verändert habe. Ob im Schock die Vorstellung von einem schwarzen Messer geboren wurde? Der Kammervorsitzende jedenfalls glaubte ihnen nicht: „So eine Bedrohung mit Messer, das vergisst man doch nicht.“
Der angeklagte Handwerker, der heute wieder einen Job hat, entschuldigte sich bei den Zeugen. Die beiden nickten nach der Ansprache etwas beklommen und waren froh, den Gerichtssaal schnell verlassen zu können; immerhin war es bereits das zweite Mal, dass sie als Zeugen erscheinen mussten, denn im Juni hatte der Prozess gegen die drei Mittäter stattgefunden. Damals bereits konnten die 16-Jährigen sich nicht das Messer erinnern, von dem sie der Polizei erzählt hatten.