Vier maskierte Männer werden bei ihrer Einbruchsarbeit empfindlich gestört: Mit zwei getunten Audis suchten sie das Weite.
Letzte Flucht in HeimerzheimMutmaßliche Tresorknacker gestehen bundesweite Tankstelleneinbrüche
Die Beweise der Staatsanwaltschaft waren zu erdrückend: Es gab Tatwerkzeuge, Fluchtwagen, dazu Fotos und Videos aus Überwachungskameras – die drei 24, 30 und 35 Jahre alten Männer ließen von ihren Verteidigern gestern zu Beginn ihres Prozesses vor der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts geständige Einlassungen vortragen. Darin gaben sie zu, zwischen dem 12. Mai und 10. Juni 2023 in wechselnder Beteiligung bundesweit bei sechs Einbrüchen in Tankstellen dabei gewesen zu sein und Tresore geknackt zu haben.
Laut Anklage hatte die Bande insgesamt über 240.000 Euro erbeutet. Die Verbrecher fuhren nachts zu viert, manchmal auch zu fünft, mit zwei Autos, deren Kennzeichen gestohlen waren, zu Tankstellen in Sprockhövel, Erkrath, Niederkassel, Rostock, Köln und Heimerzheim, vermummten sich, öffneten gewaltsam die Hintertür, verdeckten die Vernebelungsanlage mit einer Decke, brachen den Safe mit einem Akkuspreizer aus der Verankerung, luden ihn auf einen Rollwagen und von dort in den Kofferraum des einen Pkw. Das Werkzeug wurde in den zweiten Kofferraum gepackt.
Routinestreife der Polizei wird Verbrecherbande zum Verhängnis
Dann ging es zu einem „stillen Örtchen“, wie es ein Anwalt formulierte, also irgendwo abseits der Straße, wo der Geldschrank aufgeschweißt, geleert und später „in die Landschaft“ geworfen wurde. Allein aus dem Safe einer Shell-Tankstelle in Niederkassel entwendeten die Einbrecher 67.000 Euro. Drei Stunden zuvor hatten sie eine Aral-Tankstelle in Erkrath aufgesucht und 31.000 Euro gestohlen.
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Die Polizei machte ihrem Treiben in der Nacht zum 10. Juni 2023 ein Ende: Eine Funkstreife, die routinemäßig an der Shell-Tankstelle in Heimerzheim vorbeifuhr, entdeckte dort ein optisches, also lautloses rotes Signal und sah nach. Da hatten die vier Verdächtigen ihre Sachen schon zusammengepackt, denn sie hatten im Büro keinen Tresor finden, auch die Tür zum Kassenraum nicht öffnen können und wollten den Tatort mit ihren Limousinen gerade verlassen, als sie die Polizisten bemerkten.
Ein Mitglied der Bande bis heute verschwunden
Die Männer flohen mit zwei hochgetunten BMW über die A 61 zum Kreuz Koblenz, von dort auf die A 48 Richtung Frankfurt, dann über die B 9 und wieder über die A 61 Richtung Norden. Nach einer Stunde bremste die Polizei die Fluchtwagen auf der Ahrtalbrücke aus, drei Männer wurden festgenommen, dem vierten gelang die Flucht. Er ist bis heute verschwunden, gegen den polizeibekannten fünften Verdächtigen wird gesondert ermittelt.
Der Jüngste der festgenommenen Bande stellte sich bei der Vernehmung im Polizeipräsidium Bonn als griechischer Staatsbürger vor, in Athen geboren, und präsentierte entsprechende Dokumente, worin er auch drei Jahre älter sein sollte. In Wahrheit stammt er aus der Türkei; deshalb ist er neben den gemeinschaftlichen Blitzeinbrüchen auch wegen Urkundenfälschung angeklagt.
Der einstige Autohändler war nach Deutschland gekommen, weil er mit seiner Verlobten, die nach Beginn des Ukrainekriegs in die Bundesrepublik geflohen war, zusammensein wollte. In Köln ließ er sich zum Tätowierer ausbilden; kurz bevor er sich mit einem Studio selbstständig machte, kam er in Kontakt mit den mitangeklagten Landsleuten. Danach war es mit der Tintenstecher-Karriere erstmal vorbei, seit fast einem Jahr sitzt er bereits in der JVA Köln.