Museum KoenigAusstellung mit eindrucksvollen Dinosaurierskeletten in Bonn eröffnet

Stattliche Erscheinung: 27 Meter lang ist das Skelett des Sauropoden „Arapahoe“, das in der Ausstellung zu sehen ist.
Copyright: Foto: Ralf Klodt
Bonn – Wie konnten die Dinosaurier ihre einzigartige Größe erreichen? Das ist die Leitfrage, um die sich eine eindrucksvolle Ausstellung im Museum Koenig dreht. Im Zoologischen Forschungsmuseum Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere sind jetzt beeindruckende Dinosaurierskelette zu sehen. Erstmals werden in Kooperation mit dem Sauriermuseum Aathal bei Zürich insbesondere Dinosaurierfunde aus Europa gezeigt, darunter das 27 Meter lange Originalskelett des Sauropoden „Arapahoe“. Es ist laut Uni Bonn das längste Originalskelett eines Dinosauriers in Europa.
Durch außerordentliche Schaustücke, darunter mehrere Original-Skelette, will die Ausstellung einen sonst schwer zugänglichen Forschungsbereich erlebbar machen: die Grundlagenforschung zum Thema Gigantismus. Kurator der Ausstellung ist Professor Dr. Martin Sander, Professor für Wirbeltierpaläontologie am Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn.
80 Tonnen Lebendgewicht, 40 Meter lang
Im Zentrum steht die Frage, wie Dinosaurier ihre einzigartige Größe erlangen konnten. Sauropoden oder Langhalsdinosaurier erreichten 80 Tonnen Lebendgewicht und wurden bis 40 Meter lang. Aber auch Raubsaurier wie der Tyrannosaurus rex waren viel größer als heutige Raubtiere. Sauropoden waren die größten Tiere, die jemals über die Erde liefen, und sie waren über die lange Zeitspanne ihrer Existenz von etwa 150 bis 160 Millionen Jahren über die ganze Welt verbreitet. Langhalsdinos zählen also zu den höchst erfolgreichen Lebensformen, betont die Uni.
Neben dem 27 Meter langen Originalskelett des Sauropoden „Arapahoe“ wird auch ein kleines Jungtier, das Sauropodenbaby „Toni“ gezeigt. Es ist mit zwei Metern Länge eher ein Riesenbaby. Die Ausstellung geht zurück bis zum Beginn des Gigantismus in der späten Trias-Zeit vor 220 Millionen Jahren, nämlich zum größten bekannten Plateosaurus-Skelett, das etwa acht Meter lang ist; Plateosaurus ist der Vorfahre der Sauropoden. Tyrannosaurus rex wird in der Bonner Ausstellung repräsentiert durch eine Kopie seines furchteinflößenden Schädels sowie durch ein Skelett (Abguss) des Jungtieres „Tinker“. Außerdem gibt es Skelette des Räubers Allosaurus und eines Stegosauriers, die zusammen mit „Arapahoe“ und „Baby Toni“ ausgegraben wurden.
Exponate vor allem aus der Schweiz
Die Exponate stammen vor allem aus dem Sauriermuseum Aathal bei Zürich, das eine der besten Dinosaurier-Sammlungen Europas durch eigene Grabungen in den Jura-zeitlichen Ablagerungen von Wyoming (USA) zusammengetragen hat. Weitere Leihgeber sind das Sauriermusum Frick (Schweiz) und das Goldfuß-Museum der Universität Bonn.
Die Exponate der Ausstellung führen die Besucher zu Fragen der Wissenschaft: Wie entstand der Gigantismus der Langhalsdinosaurier? Was ermöglichte ihn? Einige Ergebnisse der Forschungsarbeit unter Leitung der Universität Bonn sind die wissenschaftliche Grundlage der Ausstellung. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft acht Jahre lang geförderten Forschungsprojekt wurde gezeigt, dass der Gigantismus der Sauropoden in ihrer einzigartigen Biologie begründet war. Im Museum Koenig ist zu sehen, dass sie eine Lunge wie die heutigen Vögel hatten, dass sie so schnell wachsen konnten wie heutige Säugetiere und dass sie aus erstaunlich kleinen Eiern schlüpften.
Forschungsergebnisse unerlässlich
„Auch wenn das Museum Koenig keine eigene Paläontologie betreibt, so sind doch die Forschungsergebnisse von den Lebewesen und Lebewelten der geologischen Vergangenheit für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unerlässlich“, freut sich Professor Dr. Bernhard Misof, kommissarischer Leiter des ZFMKs, über die spektakuläre Exposition in seinem Haus. Misof ist Inhaber des Lehrstuhls für Molekulare Biodiversitätsforschung an der Universität Bonn.
Im März 2004 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Forschungsgruppe 533 „Biologie der sauropod Dinosaurier: Die Evolution des Gigantismus“ eingerichtet. Professor Martin Sander von der Universität Bonn war ihr Sprecher bis zum Abschluss dieses Projektes 2012. Ein Ergebnis der Forschung: Sauropoden waren als Individuen energetisch effizienter als andere Dinosaurier oder Säugetiere gleicher Größe. Die abschließende Forschungsperiode führte zu der Erkenntnis, dass dieser paläobiologische Ansatz viel Potenzial für zukünftige Forschung zur Evolution der Tetrapoden bietet.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung ist bis zum 21. Juni 2020 zu sehen während der üblichen Öffnungszeiten des Museums Koenig, Adenauerallee 160:
dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr, feiertags bis 18 Uhr.
Martin Sander: „Indem Wissenschaftler die Faktoren verstehen und vermitteln, die den Gigantismus der Sauropoden ermöglichten, konnte geklärt werden, was die Körpergröße von Säugetieren begrenzte. Durch die Untersuchung von Dinosauriern lernten wir etwas über die Säugetierevolution im Allgemeinen und über uns Menschen. Die Erforschung des Dinosaurier-Gigantismus lässt uns die Welt nach den Dinos verstehen, zu der wir schließlich selbst auch gehören.“ (EB)
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