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Absagen wegen Corona in BonnKeine Oper, kein Theater, kein Beethovenfest

Lesezeit 3 Minuten

Betretene Gesichter: (v.l.) Nike Wagner, Dirk Kaftan, Rüdiger Frings, Bernhard Helmich, Wolfgang Fuchs und Ashok Sridharan informieren vor der Presse über die Absage von und den Umgang mit Großveranstaltungen in der Stadt Bonn.

Bonn – Die Bundesstadt Bonn schränkt ihr kulturelles Leben angesichts des Coronavirus erst mal weitgehend ein. Das betrifft die Oper, wo die Aufführung der „Fledermaus“ schon gestern Abend nicht stattfand und die Türen zunächst bis Sonntag geschlossen bleiben , aber auch die Konzerte des Beethoven Orchesters Bonn (BOB), die Frühjahrsausgabe des Beethovenfestes, das am Freitag hätte starten sollen, und auch das Schauspiel, so Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan gestern vor der Presse.

Wie die Stadt mit bevorstehenden Großevents wie dem Bonn-Marathon mit mehr als 12 000 Teilnehmern (plus Zuschauer; siehe auch Bericht Seite 27) umzugehen habe, wisse man noch nicht ganz genau, sagte der OB unter anderem mit Blick auf die Tatsache, dass der Erlass der NRW-Landesregierung, wonach Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen sind, keine Frist nenne, wie lange die Auflage gelte. Das sei in Bayern oder Berlin anders. Eine Anfrage der Stadt in Düsseldorf sei bis gestern unbeantwortet geblieben, so der OB. Auch bei Rhein in Flammen (erstes Mai-Wochenende) müsse man daher weitere Gespräche abwarten.

Für private Veranstalter kündigte der OB bis Ende der Woche eine Checkliste an, die aufzeigen soll, wann und wie Veranstaltungen mit unter 1000 Teilnehmern ablaufen könnten. Für diese Events sieht der Erlass „eine individuelle Einschätzung“ vor, „ob und welche infektionshygienischen Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind“. Laut Günther Dick, Leiter der Bürgerdienste, sei man gerade dabei, diese Veranstaltungen zu erfassen. Zusammen mit dem Gesundheitsamt werde entschieden, ob die Unter-1000-Events abgesagt werden müssten oder ihnen Auflagen gemacht würden. Betroffen sein könne eventuell „Pützchens Historischer Jahrmarkt“, der am Freitag starten will und – so Veranstalter Hubert Markmann am Mittwochvormittag auf Anfrage der Rundschau – am Tag 600 bis 700 Besucher hat.

Enttäuscht, aber mit Verständnis reagierte Nike Wagner auf die Absage des Frühjahrs-Beethovenfestes (13.-22. März). Es sei die richtige Strategie, um Zeit zu gewinnen und die Infektionen einzudämmen. Aber es sei sehr schade, schließlich habe man „wunderschöne Konzerte“ vorbereitet und die Künstler bekommen, die man haben wollte.

Laut Bernhard Helmich, Intendant von Theater Bonn, wird es zunächst bis Sonntag weder in der Oper noch im Schauspiel Aufführungen geben. Man warte auf Klarheit, was die Befristung des Erlasses angehe, und wolle dann weitere Informationen geben. Die gekauften Tickets werden nach Angaben von Rüdiger Frings, kaufmännischer Direktor von Theater Bonn, erstattet.

Das Beethoven Orchester hat laut Generalmusikdirektor Dirk Kaftan seine Konzerte am Beethoven-Gymnasium am Freitag mit 500 Schülern, eines am Sonntag in der Uni mit bereits 700 verkauften Karten sowie zwei ausverkaufte Konzerte im Rahmen des März-Beethovenfestes in der Oper abgesagt. Dabei seien die Künstler schon angereist, und die Entscheidung habe vor allem für freischaffende Künstler Folgen, so Kaftan, der die Absagen gleichwohl als „verantwortungsvoll und richtig“ bezeichnete.

13 Fälle

Mit Stand Mittwochmittag wurden dem Gesundheitsamt der Stadt Bonn insgesamt 13 bestätigte Fälle mit Coronavirus-Infektionen gemeldet. Bei den drei neuen Fällen handele es sich um Reiserückkehrer. Ein Pärchen, das seinen Urlaub in Südtirol verbracht hat, und ein Mann, der in Österreich war. Alle haben laut Stadt Symptome.

Von den bis Dienstag bekannten zehn Coronavirus-Fällen sei eine Reiserückkehrerin am Dienstagabend vorsorglich in ein Krankenhaus aufgenommen worden. Zwischenzeitlich gehe es ihr gesundheitlich wieder besser. (csc)

Was den Schadenersatz durch ausgefallene Events und Veranstaltungen von Privaten angeht, ist nach Überzeugung des OB das Land NRW gefragt. Schließlich sei die Stadt gezwungen, den Vorgaben der Landesregierung zu folgen. Stadtdirektor Fuchs: „Wir müssen da ein bisschen aufs Land schauen.“ In Bayern sei die Entschädigung durch das Bundesland klar geregelt. „Das ist das, was wir uns auch erhoffen. Noch besser wäre es allerdings, wenn wir eine bundeseinheitliche Regelung hätten.“