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40 Zentimeter zu wenigRheinpegel in Bonn tagelang falsch gemessen

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Der Rhein hat mittlerweile das Brassertufer überschwemmt.

Bonn – Der Bonner Rheinpegel hat tagelang einen viel zu niedrigen Wert angezeigt. Weil das Messgerät des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) defekt war, stimmte der Pegel mit dem tatsächlichen Wasserstand nicht überein. Das bestätigte Sprecher Florian Krekel auf Anfrage: „Wir haben den Pegel nun angepasst, er liegt 40 Zentimeter höher.“

Warum der Pegel abwich, darüber können die Experten derzeit nur mutmaßen. Nachdem diese Zeitung berichtet hatte, dass der Restaurantbetreiber Michael Opgenorth vom Bundehäuschen in Oberkassel einen höheren Wasserstand als sonst beim Bonner Pegel üblich wahrgenommen hatte, überprüfte das WSA die Einrichtung in Höhe der Bonner Oper. „Anscheinend ist der Defekt am Wochenende aufgetreten“, sagt Krekel. Neben dem Rhein steht ein vertikaler Schacht, der direkt mit dem Fluss über eine Leitung verbunden ist. Nach dem Prinzip kommunizierender Röhren steigt das Wasser im Schacht im selben Verhältnis wie das Rheinwasser.

Vermutlich mit Sand zugesetzt

Zwei Sensoren – einer als Reserve – melden den Stand dann digital an die Zentrale. „Vermutlich hat sich die Leitung mit Sand zugesetzt, wodurch das Wasser im Schacht nicht steigen konnte“, so Krekel. Genauer könne man den Vorfall erst untersuchen, wenn der Pegel wieder gesunken sei. Die Feuerwehr vermeldete, dass Treibgut die Messeinrichtung blockiert habe. Der Stadt Bonn war die Panne bis zur Korrektur gar nicht aufgefallen, sie hatte sich auf die falschen Zahlen verlassen. Bis zum Dienstagmittag wurde weiterhin der falsche Pegel von 7,40 Metern angezeigt. Das WSA und die Hochwasserzentrale Rheinland-Pfalz hatten ihren Pegel manuell um 40 Zentimeter angehoben, sodass er dann bei 7,80 Metern stand. Obwohl der Wasserstand einigen städtischen Mitarbeitern komisch vorkam, wurde er nicht weiter kontrolliert – am Rheinufer gibt es auch noch eine altmodische schwarz-gelbe Pegellatte, die den richtigen Wert anzeigt.

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„Der Vorfall hat die Sichtweise auf den Pegel geändert“, sagt Feuerwehrsprecher Frank Frenser. Normalerweise könne man den amtlichen Meldungen vertrauen. Dramatisch sei die Situation nicht, weil Feuerwehr und Stadt mit einem guten halben Meter Puffer arbeiten, um nicht vom Wasser überrascht zu werden. „Unsere bisher ergriffenen Maßnahmen ändern sich durch die Pegelkorrektur nicht.“

Bis Donnerstag wird das aber anders sein. Durch den Verzug ergibt sich nun eine andere Hochwasservorhersage für Bonn. Sie liegt demnach nicht mehr bei 7,75 Metern, sondern bei etwa 8,30 Metern. Das hat Auswirkungen auf die Schutzmaßnahmen. Ab acht Metern gilt die Hochwassermarke II, dann wird der Schiffsverkehr eingestellt. Zudem tritt der Rhein in Beuel über die Ufer. In der Wolfsgasse wird ein Damm aufgebaut, der die Rheinaustraße bis zu einem Pegel von 9,50 Metern schützt. In Bonn wird die Charles-de-Gaulle-Straße bis Hermann-Ehlers-Straße gesperrt. Michael Opgenorth ist jedenfalls froh, dass er sich nicht nur auf den Pegel, sondern auch sein Gefühl verlassen hat: „Manchmal sind Erfahrungen besser als Messwerte“; hätte er nicht vorsorglich alles aus dem Restaurant geräumt, wäre ihm ein Schaden von weit mehr als 150 000 Euro entstanden.