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Theater in RheinbachZwei Darsteller in elf Rollen einer Edgar-Wallace-Satire

Lesezeit 4 Minuten
Christina Stephan und Raoul Migliosi teilen sich elf Rollen in „Der Mönch mit der Klatsche“

Christina Stephan und Raoul Migliosi teilen sich elf Rollen in „Der Mönch mit der Klatsche“

Premiere von „Der Mönch mit der Klatsche“ im „Theater am Lohmarkt“ in Rheinbach

Düstere englische Schlösser und geheimnisvolle Katakomben, ein Inspektor aus Australien und ein als Bordell getarnter Bridgeclub, dazu eine kuriose Herzmassage mit Pömpel und eine boxfreudige Regieassistentin, die mit dem angestaubten Frauenbild der 1960er Jahre ordentlich aufräumt – die Zwei-Personen-Krimi-Komödie „Der Mönch mit der Klatsche“ treibt die Schauspieler und Rheinbacher Theatergründer Christina Stephan und Raul Migliosi zu Höchstleistungen an. Und das Erstaunlichste: Selbst nach mehreren Toten stehen beide am Ende durchaus lebendig auf der Bühne!

Wer der mordende Mönch im knallroten Kostüm aber nun wirklich ist, wissen vor allem die Theaterbesucher. „Wir sind ganz schön ins Schwitzen gekommen“, erklärte Christina Stephan strahlend, als sie sich bei ihrem „großartigen“ und begeisterten Premierenpublikum bedankte. Als Regieassistentin Katrin und Tontechniker Klaus teilt sich das Paar immerhin elf Rollen: „Das sind sechs für dich und fünf für mich“, rechnet Katrin ihrem Kollegen akribisch vor. Jeglicher Protest von Klaus, der darauf hinweist, kein Schauspieler zu sein, wird burschikos abgebürstet: „Du bist ein mieser Techniker, Klaus, es kann nur besser werden!“

Stephan und Migliosi spielen gerade zum ersten Mal zusammen und gleich überaus erfolgreich in ihrem eigenen Theater am Lohmarkt, das im September seine Eröffnung feierte. „Das Theater hat Atmosphäre und die Lage ist hervorragend“, lobte Wallace-Fan Claudia Fuhrmann. Die Rheinbacherin war mit Familie und Freunden schon beim Halloween-Special dabei und schätzt auch die guten Weine im offenen Ausschank, wie sie sagte. Allgemein wurde das Theater „als eine schöne Ergänzung“ für Rheinbach bezeichnet.

Bei der vielschichtigen und hinreißend komisch präsentierten Edgar Wallace-Parodie von Stefan Keim lassen Stephan und Migliosi die unvergessenen Gestalten des berühmten Film-Klassikers „Der Mönch mit der Peitsche“ aus dem Jahr 1967 auferstehen. In Erinnerung an die legendären Edgar-Wallace-Krimis wird nicht nur der spannende Stoff erzählt und nebenbei die namensgebende Peitsche durch eine Klatsche ersetzt, es gibt auch eine vor Situationskomik strotzende Geschichte um das eigentliche Stück herum. Und die handelt von den Theaterschaffenden Katrin und Klaus, die notgedrungen auf der Bühne als Schauspieler einspringen müssen, weil das ganze Ensemble im Stau auf der A3 steckt.

Die Regieassistentin und der Tontechniker spielen also, dass sie Theater spielen und werden ihrerseits wiederum verkörpert von professionellen Schauspielern, eben Stephan und Migliosi. Der Reiz des Stückes basiert zum großen Teil auf dem Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Ebenen und zahlreichen lokalen Gags. Textsicherheit ist nach Auffassung von Katrin kein Problem, da beide „seit der Premiere in Bautzen“ das Stück 855 Mal gesehen hätten.

Kostüme und Requisiten passten: „Wir haben nichts zu verlieren“, bilanziert die Regieassistentin, der die Theaterleitung hinter der Bühne mit erhobenem Baseballschläger im Genick sitzt. Klaus ist nicht überzeugt: „Nee. Dann sterbe ich lieber.“ Angetrieben von seiner schlagfertigen Kollegin ergibt sich der Tontechniker jedoch zähneknirschend in sein Schicksal und spielt mit Katrin um sein Leben. In scheinbar wilder Improvisation springen die beiden von Rolle zu Rolle, dunkle Pausen werden zum schnellen Wechsel von Kostümen und Dekoration genutzt.

Ganz in schwarz-weiß gehaltene Szenen wecken Erinnerungen an die frühen Wallace-Filme. Das grelle Rot des Mönchskostüms wiederum lässt die Verfilmung mit Joachim „Blacky“ Fuchsberger in der Hauptrolle aufleben, die vor 56 Jahren in Farbe auf die Leinwand gebracht wurde. Als Kommissar „Higgins“ aus Australien gibt Migliosi einen smarten Polizisten in Hut und Ledermantel, der sich auch vom eifrigen Sergeant Horatio W. Smith (Stephan) nicht von seinen Ermittlungen abbringen lässt.

Unbeeindruckt vom Sunny-Boy wehrt sich Mitstreiterin Katrin allerdings gegen Zudringlichkeiten auf der Bühne und landet dadurch unsanft auf den Brettern, die die Welt bedeuten: „Aua! Die Karin wird von Blacky aufgefangen.“ Migliosi antwortet als Klaus: „Ja, me not; ich sollte dich doch nicht mehr anfassen.“

Anlass der Krimi-Produktion im November sei eine Kooperation mit der Buchhandlung Kayser, erläuterte Christina Stephan. Diese verleiht am Freitag zum fünften Mal den Krimipreis „Der gläserne Dolch“ in der Rheinbacher Glasfachfachschule. Das von Dozenten geschaffene Mordwerkzeug wird an den britischen Schriftsteller und Drehbuchautor Anthony John Horowitz vergeben.