Zur Lösung der knappen Hotelkapazitäten plante Rheinbach ein neues Hotel am Standort der Minigolfanlage und des Parkcafés im Freizeitpark. Der zuständige Ausschuss des Stadtrates hat die Entscheidung vertagt.
Zu viele FragezeichenHotelpläne im Freizeitpark Rheinbach liegen auf Eis
Für die einen ist es unvorstellbar, eine Fläche des Rheinbacher Freizeitparks mit einem Hotel zu überbauen und dadurch altbewährte und beliebte Naherholungs-Angebote zu verlieren. Andere wiederum sprechen sich für die Errichtung eines „attraktiven und qualitätsvollen Hotels im Freizeitpark mit einer touristischen Ausrichtung aus, das in Zukunft „wesentlich zur Stärkung der Freizeit- und Erholungsfunktion“ der Stadt beitragen und ein knappes Übernachtungsangebot ergänzen soll.
Hotelneubau Rheinbach: Zahlreiche Bürger bei der Sitzung
Das Thema Hotelneubau im Rheinbacher Freizeitpark hat am Donnerstag – nicht zuletzt wegen ausführlicher Vorberichterstattung in unserer Zeitung – zahlreiche Bürger in den Ratssaal des Glasmuseums gelockt. Bereits vor der Sitzung zeigten die Debatten im Hof ein klares Meinungsbild: Der von der Verwaltung anvisierte Platz im Rheinbacher Freizeitpark wurde als völlig ungeeignet erachtet, da das beliebte Café „Park Plätzchen“ mit angeschlossener Mini-Golfanlage, der alte Baumbestand und auch das Amphietheater weichen müssten. In den Freizeitpark sollte überhaupt kein Hotel gebaut werden, fanden die Bürger.
Applaus gab es dann im Sitzungssaal vor allem bei den Redebeiträgen, die sich gegen den anvisierten Standort aussprachen. Und auch die Kommunalpolitiker sahen noch Diskussionsbedarf, so dass letztendlich das Thema zur weiteren Beratung zurück in die Fraktionen verwiesen wurde. Über die Beschlussvorlage der Verwaltung wurde nicht abgestimmt. Nach dieser hätte Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken abschließend damit beauftragt werden sollen, einen Bereich des Freizeitparkes für den Neubau eines Hotels auszuweisen, über ein Interessenbekundungsverfahren sollte ein Investor gefunden werden. Die endgültige Entscheidung darüber obliegt dem Rat.
Rheinbach: Minigolfanlage soll bleiben
Auch Anne Höfeld und Ehemann Frank, Claudia Rütten und Susanne Schacht halten von den Plänen, in den Park ein Hotel zu bauen, nichts. „Der Freizeitpark ist ein Ort, an dem wir gerade mit kleinen Kindern etwas unternehmen können“, sagte etwa Claudia Rütten, die mit ihren Enkeln dort gerne Minigolf spielt: „Das Café und die Minigolfanlage dürfen nicht weg.“ Auch das Projekt „Lesewiese“ des Vereins „Rheinbach liest“ im Außenbereich des beliebten Cafés möchten die Rheinbacher nicht missen, die ebenfalls um den alten Baumbestand fürchten.
Im Sommer trifft sich eine Gruppe des Netzwerkes „ZWAR“ – „Zwischen Arbeit und Ruhestand“, zu der auch Anne Höfeld und Ehemann Frank gehören, regelmäßig im Amphietheater und im Café. Beide Orte seien barrierefrei und für jeden gut zu erreichen, so Höfeld. „Es wäre unglaublich schade, wenn das wegfallen würde; wir wollen nicht, dass uns im Park überhaupt etwas weggenommen wird“, sagten die Bürger einhellig. Das Gros der Lokalpolitiker sah es ähnlich, so dass dem Antrag der CDU, das Thema zur weiteren Beratung zurück in die Fraktionen zu geben, stattgegeben wurde. Dafür stimmten mit den Christdemokraten die UWG und die FDP, Enthaltungen bei SPD und Grünen. Der Antrag von Jürgen Lüdemann, über die Verwaltungsvorlage abzustimmen, wurde abgelehnt.
Rheinbach: CDU fordert Gesamtkonzept
CDU-Ratsherr Oliver Wolf erklärte gleich mehrmals bestimmt, dass die Christdemokraten der Beschlussvorlage nicht zustimmen würden. Nichtsdestoweniger sei zu berücksichtigen, das der Ausschuss für Standortförderung und Feuerwehr sich genau mit diesen Thema, dem Bau eines neuen Hotels zur Schaffung weiterer benötigter Übernachtungsmöglichkeiten in Rheinbach, beschäftigen müsse. Es bedürfe eines Gesamtkonzeptes für den Park, „und wenn der auch den Erhalt der Minigolfanlage beinhalte, würden wir uns freuen, darüber noch einmal abzustimmen“. Auch sollten Gespräche mit dem Pächter des Cafés geführt werden.
Dirk Zavelberg (sachkundiger Bürger UWG) schloss sich an: „Es gibt zu viele ungelegte Eier und Fakten fehlen, deswegen der Vorschlag, das Ganze zurück in die Fraktionen zu geben.“ Ebenso wies Zavelberg noch bei einem anderen Tagesordnungspunkt darauf hin, dass es ebenfalls in Wormersdorf Übernachtungsmöglichkeiten gebe und monierte eine aus seiner Sicht bestehende Fokussierung der Verwaltung auf die Kernstadt.
SPD: Mehr bezahlbarer Wohnraum für Rheinbach
SPD-Ratsherr Jürgen Lüdemann forderte erneut, in Rheinbach Flächen für bezahlbaren Wohnraum auszuweisen und sprach sich gegen die Errichtung eines Hotels „auf dem Schoß der Firma Monte Mare“ aus. Grünen-Ratsfrau Deborah Rupprecht äußerte Bedenken, Abhängigkeiten von einem Investor zu schaffen. Rheinbach brauche zweifellos Hotelzimmer, „jedoch in zentraler Lage, in einem niedrigen Preissegment und ohne preissteigernde Angebote“.
Für Bündnis90/ Grünen seien mindestens vier Gebäude und Flächen in der Innenstadt für ein Hotel nutzbar. Diese sei wegen der Nähe zu Restaurants und kulturellen Veranstaltungsorten ein geeigneterer Standort. Rupprecht fragte: „Wer wird nach einer kulturellen Veranstaltung oder einem Restaurantbesuch in der Innenstadt durch einsame und dunkle Gassen, die durch Wohnviertel führen, bis zum Hotel am Monte Mare laufen?“ Ein Hotelbau im Freizeitpark nütze „vielleicht einem Investor und neuen Gästen“, den Rheinbachern jedoch werde dadurch ein Stück Lebensraum genommen.
Zweifel am Mehrwert eines Hotels in Rheinbach
Der sachkundige Bürger Christopher Kapala zweifelte gleichsam an einem Mehrwert durch die Errichtung eines Hotels im Freizeitpark für die Bürger: „Wie soll aus Sicht der Rheinbacher die Aufwertung aussehen?“ Rheinbachs Technischer Beigeordneter Torsten Bölinger dazu: „Das kann ich Ihnen heute noch nicht sagen, da wir dieses Konzept noch nicht haben; die Minigolf-Anlage ist jedoch in die Jahre gekommen!“ Rheinbachs Wirtschaftsförderer Dr. Joachim Rasch sagte: „Der Standort Freizeitpark ist nach wie vor toll“, Park und Schwimmbad würden dadurch aufgewertet. Rasch verwies auf die im Februar vorgestellte Standort-Faktorenanalyse zum Wirtschaftsstandort Rheinbach, in der die Hotel- und Restaurant-Kapazitäten als nicht ausreichend bemängelt werden.
Aus Sicht der Stadtentwicklung sei die Ansiedlung eines weiteren Hotels zu begrüßen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Rheinbach als eine Stadt mit der Funktion als Mittelzentrum und einem breiten kulturellen Angebot derzeit lediglich zwei Hotels besäße, bekräftigte die Erste Beigeordnete Daniela Hoffmann. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass es in der Verwaltung keine Personalkapazitäten zur Entwicklung eines Konzeptes für den Freizeitpark gebe. Die Stadt werde sich in Zukunft überlegen müssen, was sie sich leisten könne. Es gelte abzuwägen, ob sich über ein Interessensbekundungsverfahren neue Konzepte ergeben könnten.
Laut der Präsentation von Thomas Spitz, Leiter des städtischen Fachbereichs Tourismus und Stadtmarketing, werden zurzeit in Rheinbach 400 Schlafgelegenheiten in vier Beherbergungsbetrieben vorgehalten: Im Waldhotel gibt es 121 Betten, im Hotel Nord 130 Betten, das Jugendwohnheim bietet 85 Betten und die Jugendbildungsstätte 64 Betten.