„Rheinbach hilft“ ist mit tonnenweise Hilfsgütern für die Ukraine überrannt worden. Ein Konvoi und mehrere Lastwagenfahrten sind geplant.
Nach zwei Stunden war die Kirche voll„Rheinbach hilft“ sammelt Hilfsgüter für die Ukraine

Hunderte von Paketen und Taschen voller Süßigkeiten stapeln sich mit konkreten Hilfsgütern in der Pallottikirche.
Copyright: Alfred Eich
Alfred Eich hatte am Samstag Hände zu wenig. Als Chef der Organisation „Rheinbach hilft“ musste er Pakete annehmen, Transportanfragen beantworten und auch noch im Umfeld der ehemaligen Pallotti-Kirche den Verkehr regeln. „Da sind bis zum Mittag 500 Menschen gewesen, die alle etwas abgegeben haben. Die Kirche ist bis zum Rand voll, das Verkehrschaos reichte bis runter zum Nelles“, berichtete Eich der Rundschau.

Mit Paketen und Taschen standen die Spender im Eingang zur Pallotti- Kirche Schlange.
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Natürlich ist der Vorsitzende von „Rheinbach hilft“ froh über all das Material, aber er weiß, ein entscheidender Part muss jetzt erst noch geleistet werden: Alles muss auf Paletten geladen, eingeschweißt und dann mit einem Frontlader auf einen 40-Tonner verladen werden. Das heißt, diesmal ist eher das Material für zwei oder gar drei 40-Tonner zusammengekommen.
Fahrer und Lastzug für Spendentransport gesucht
Da Eich immer noch kein eigenes Fahrzeug in dieser Kategorie oder Fahrer dafür auftreiben konnte, setzt er wieder auf einen ihm bekannten Spediteur, der schon mehrfach auf Rücktouren aus dem Westen Rheinbacher Hilfsgüter mit zur Partnerorganisation in Charkiw in der Ostukraine mitgenommen hat.

Ukrainer und andere Helfer packten mit an.
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„Den Verkehr musste ich schon deshalb selbst regeln, weil ich keinen da hatte, der gut genug Deutsch konnte, denn die meisten unserer Helfer an diesem Tag waren Ukrainer, die in Rheinbach leben“, erklärte Eich. Mehr als 200 Personenwagen hätten die einstige Pallotti-Kirche, die vom Verein als Spendenlager angemietet wurde, zum Ziel gehabt. Die Menschen trieben Eich an den Rand des Leistbaren: „Dann kam noch jemand, der sagte, ich parke ganz da unten beim Nelles, ob ich nicht eine Transportmöglichkeit für seine Sachen hätte. Nee, hab ich nicht.“
Noch einmal hatte die Organisation Süßigkeiten angenommen, die bei Karnevalszügen gesammelt worden oder übrig geblieben waren. „Es sind allein rund 400 Kilogramm Süßigkeiten gebracht worden“, sagte Eich. Aber es seien auch sehr nützliche Dinge abgegeben worden, die im umkämpften Land an der russischen Grenze dienlich sein könnten, etwa 20 nagelneue Springerstiefel. „Unglaubliche Massen von Spenden türmen sich hier“, sagte Eich: „Bettzeug, Matratzen, Lebensmittel, Kleider jeder Art, medizinische Produkte, Windeln und Pflegemittel, Rollatoren, Rollstühle, Hunderte von Gehhilfen ...“
Wahnsinn: 500 Menschen an der Kirchentür
Gegen 9.30 Uhr hatte der von Eich selbst angezettelte Spuk begonnen, und am Mittag war nach gut zwei Stunden dann offiziell Schluss. Viel Stress, aber letztlich auch große Zufriedenheit für das Geleistete bedeutete das für Eich und seine Helfer. „Ich glaube, da waren jetzt rund 500 Menschen und haben etwas gebracht“, stellte Eich begeistert fest: „Der absolute Wahnsinn!“

Die obligatorische Schutzausrüstung der Freiwilligen in der Ukraine stand zur Schau.
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Rückblickend musste er sagen: „Das hatten wir in den letzten drei Jahren noch nicht. Alle wollten ihre Klamotten unbedingt mit auf diesen Transport bringen.“ Eich hat versucht, Spender zu vertrösten: „Ich habe den Leuten gesagt: ‚Nach dem Spiel ist vor dem Spiel‘, aber auch danach stand mein Telefon nicht still wegen der Menschen, die auch noch unbedingt etwas bringen wollten.“
Nun liegen nach seiner Schätzung etwa 100 Tonnen Hilfsgüter in der einstigen Kirche. Weil er die Spedition bezahlen muss, sucht er nun zusätzliche Spendengelder. „Tanken, Stunden, das geht ja nicht umsonst, vor allem bei dieser Strecke“, sagt Eich. Er schätzt mit einem zusätzlichen Geldbedarf von 4500 bis 9000 Euro. Dabei hat er den Transport von etwa 20 Pflege- und Krankenhausbetten noch gar nicht einkalkuliert, die nächste Woche bei ihm eintreffen sollen und für eine Tour in die Ukraine vorgesehen sind.
Spendenlieferung: Vereinsbusse und Feuerwehrwagen gehen auf Tour
Eine zusätzliche Tour mit den beiden kleinen Vereinsbussen ist schon ganz sicher eingeplant. „Ich werde mit unserer erfahrenen Mannschaft Andreas Klassen, Manuel Nägele und Frank Krämer in etwa zwei bis drei Wochen mit zwei vollbepackten Bussen und einem von der Stadt Rheinbach gestifteten Löschfahrzeug in Richtung Charkiw fahren“, kündigte Eich an. Rund acht Tage wird die Gruppe unterwegs sein. „Das ist dann meine elfte Tour“, stellt Eich fest: „Wir brauchen noch die Freigabe durch das Militär. Der Lastwagen fährt vorher autark.“

Samstagmittag war die Kirche voll.
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Eich ist unendlich dankbar für die Hilfsbereitschaft, die er von Fremden und auch aus den eigenen Reihen des Vereins erlebt. Das treibt ihn an, so wie er das mit seinen mehr als 70 Jahren schafft. Ein wenig mehr Unterstützung mit Muskelkraft, Führerschein, Transportfahrzeug oder Bargeld würde ihn bestimmt überglücklich machen.