Rheinbachs CDU-Vorstand wollte Alexandra Lingk ins Rennen um das Bürgermeisteramt schicken. Die 53-jährige Verwaltungsangestellte hat langjährige Erfahrung im kommunalen Bereich. Doch sie hat die Nase bereits voll vom partei-internen Scharmützeln.
Rückzug nach einer WocheAlexandra Lingk sagt Rheinbachs CDU ab
Alexandra Lingk informierte heute den CDU-Vorsitzenden in Rheinbach, dass sie nicht mehr für das Bürgermeisteramt kandidieren wird. „Ich habe mich aus persönlichen Gründen dazu entschlossen“, erklärte sie.
Nachdem der Vorstand beschlossen hatte, sie als Bürgermeisterkandidatin vorzuschlagen, erhielt sie zahlreiche positive Rückmeldungen, Respektbekundungen und ermutigende Wünsche. Wer sich trotz dieser Unterstützung vor der Mitgliederversammlung zurückzieht und damit das Risiko eingeht, in der Öffentlichkeit an Ansehen zu verlieren, muss triftige Gründe haben.
„Meine Gründe sind sehr gut“, versichert Lingk, ohne Details zu nennen. Sie deutet jedoch an, dass innerparteiliche Kräfte ihre Kandidatur mit persönlichen Angriffen, teils offen, teils hinter ihrem Rücken, torpedieren. „So gewinnt man keine Wahl“, sagt sie. Im vergangenen Jahr vertiefte sie sich beruflich in die Theorie und Praxis der Demokratie.
Dabei ging es um mehr als nur Begriffe wie Volkssouveränität, Gewaltenteilung und Menschenrechte. Sie beschäftigte sich damit, wie man demokratische Werte im Alltag lebt und junge Menschen an demokratisches Denken heranführt, um ein faires Miteinander zu gestalten. Fairness bedeutet, sich an Spielregeln zu halten. Wenn jedoch mehrere Teilnehmer dies offensichtlich nicht wollen, ist es klüger und gesünder, rechtzeitig und mit erhobenem Haupt zu sagen: „Dieses Spiel spiele ich nicht mit.“
Der CDU-Vorstand hatte Alexandra Lingk nach intensiven Gesprächen innerhalb einer Wahlkommission vorgeschlagen; die endgültige Entscheidung traf in der vergangenen Woche der Stadtverbandsvorstand, dem sie in der Vergangenheit bereits für kurze Zeit als Beisitzerin angehörte.
Lingk ist in Rheinbach aufgewachsen und dort bis zum Abitur 1990 am St. Joseph-Gymnasium zur Schule gegangen. Sie studierte Soziologie, Psychologie und BWL in Bonn und absolvierte anschließend ein Volontariat in einer PR-Agentur. Die 53-jährige Wormersdorferin, die verheiratet ist und zwei erwachsene Kinder hat, arbeitet seit 1998 als Verwaltungsangestellte beim Rhein-Sieg-Kreis.
Sie begann in der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und später im Büro des Landrats. Nach einem Wechsel in den Kulturbereich arbeitete sie unter anderem an den Aktivitäten zum Beethoven-Jubiläum 2020 mit. Seit sechs Jahren verantwortet sie die redaktionellen Inhalte des Jahrbuchs des Rhein-Sieg-Kreises, koordiniert die Beiträge der Autoren, das Lektorat und das Layout. Für die aktuelle Ausgabe 2024 führte sie ein Interview mit dem Rheinbacher Ehrenbürgermeister Stefan Raetz über berufliche und persönliche Herzensangelegenheiten.
Er unterstützte ihre Kandidatur, lobte ihre „klaren Ansichten, ihre Eloquenz und die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen“. Sie sei genau richtig für Rheinbach. Lingk selbst sprach gestern von einer großen Herausforderung, sie wolle die gute Arbeit, die in der Rheinbacher Verwaltung geleistet werde, deutlich herausstellen.