Erster Orgeltag in RheinbachGroß und Klein lernen die „Königin der Instrumente“ kennen

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Erster Orgeltag in der katholischen Pfarrkirche St. Martin, Rheinbach: Henri (vier Jahre) schaut sich die kleinen Pfeifen der Rieger-Orgel an.

Bei dem ersten Orgeltag in der Pfarrkirche St. Martin schaut sich Henri die kleinen Pfeifen der Rieger-Orgel an.

Am ersten Orgeltag im Rhein-Sieg-Kreis konnten Interessierte in Rheinbach die verschiedenen Facetten des Instrumentes kennenlernen.

Mehr als zwölf Stunden lang konnten Interessierte an unterschiedlichen Zeiten und Orten im gesamten Rhein-Sieg-Kreis die Orgel in ihrer Vielfalt kennenlernen. Der erste Orgeltag des Kreises lockte unter anderem in die katholische Pfarrkirche St. Martin in Rheinbach. Einer der interessierten Besucher in Rheinbach war der vierjährige Elias. Er erkannte auf einem Foto den großen Adler, den Seelsorgebereichsmusikerin Christiane Goeke-Goos an einer Schnur aufgehängt hatte.

Bei der Identifizierung der anderen Vögel wie dem Zaunkönig und dem Habicht half die Organistin. „Wenn die Musik erklingt, dann kannst du die Bilder verfolgen“, riet sie dem jungen Besucher. Dann übertrug sie das musikalische Märchen „Der kleine hässliche Vogel“ auf die große Rieger-Orgel der katholischen Pfarrkirche St. Martin. Den Vögeln, dem Mond und der Sonne hauchte Sprecherin Regina Münch Leben ein. Die jungen und die alten Besucher hörten den kleinen Vogel, der „so hässlich wie gelber Schnee war“, hüpfen, piepen und wunderschön singen, sie hörten den Habicht aufgeregt flattern, den alten Mond gleichmütig und die gelbe Sonne in hellen Tönen warm scheinen.

Kinderorgelkonzert zum Auftakt in Rheinbach

Die musikalische Erzählung von Rainer Hrasky nach dem Bilderbuch von Werner Heiduczek und Wolfgang Würfel war der Auftakt des ersten Orgeltages. Mit dem Kinderorgelkonzert von Rainer Hrasky sensibilisierte Christiane Goeke-Goos ihre Zuhörer für die vielfältigen klanglichen Möglichkeiten der Orgel. Und das gelang ihr so gut, dass sich der vierjährige Elias bei der düsteren Darstellung des zornigen Adlers tatsächlich entsetzt die Ohren zuhielt. Bei der Wahl der Klangfarben hatte Goeke-Goos den Charakter des jeweils dargestellten Vogels im Blick. Die 43 Register der 1983 gebauten Rieger-Orgel boten ihr dafür genug Auswahl.

Erster Orgeltag in der katholischen Pfarrkirche St. Martin Rheinbach: Seelsorgebereichsmusikerin Christiane Goeke-Goos an der Rieger-Orgel von 1983.

Seelsorgebereichsmusikerin Christiane Goeke-Goos an der Rieger-Orgel von 1983.

So wählte sie die Posaune für den Adler und die zarten Töne einer Blockflöte brachten den schönen Gesang des kleinen hässlichen Vogels zur Geltung. Dabei wurde deutlich: Wer die „Königin der Instrumente“, die Orgel, spielen lernt, der lernt nicht nur ein Instrument, sondern viele gleichzeitig, je nachdem, wie viele Pfeifen (Register) sie hat: „Eine Orgel ist wie ein ganzes Orchester.“ Im Anschluss an das Konzert zeigte Christiane Goeke-Goos den Besuchern die kleinen Pfeifen. Die befinden sich gleich hinter ihrem frei stehenden Spieltisch in einer sonst geschlossenen Holzkonstruktion. Auch der vierjährige Henri und sein Vater staunten, so etwas hatten sie noch nie gesehen.

Abwechslungsreiches Programm für jede Altersgruppe

„Es ist nicht nur eine große Kunst, eine Orgel zu spielen, sondern auch, sie zu bauen“, erklärte Christiane Goeke-Goos, die seit acht Jahren in St. Martin die große Orgel spielt. Nachdem diese vor zwei Jahren neu intoniert wurde und dadurch nun weitaus besser klingt, hat sich ihre Beziehung zu dem großen Instrument verbessert. Über 300 alte Pfeifen waren nach der Reinigung nicht mehr eingebaut worden. Das habe dem Klang des Instrumentes gutgetan, so Goeke-Goos: „Jetzt ist es harmonischer.“ Vorher sei die Orgel zu obertonreich gewesen: „Schrill mag kein Musiker!“

Am ersten Orgeltag im Kreis, der zusammen mit der Thomas-Morus-Akademie Bensberg organisiert und durch finanzielle Unterstützung des Landschaftsverbandes ermöglicht worden war, hatte die Kirchenmusikerin ein abwechslungsreiches Programm für jede Altersgruppe vorbereitet: „Ich wollte möglichst viele Menschen ansprechen und viele Gebiete abdecken.“ Zusätzlich zum Kinderkonzert gab es am Nachmittag eine Orgelführung. Bei der Vorabendmesse erklangen Werke für Orgel und Oboe. Das Finale war die kleine „Nachtmusik“ mit Werken des spanischen Organisten Jesus Guridi bei freiem Eintritt.

In Troisdorf, wohin ebenfalls zum Orgeltag eingeladen wurde, stand mit Hans-Wolfgang Theobald von der Firma Orgelbau Klais sogar ein Orgelbauer zum Gespräch bereit. „Ich finde die Aktion toll“, so Goeke-Goos. Die Orgel sei schließlich ihr Lieblingsinstrument: „Ich möchte sie den Rheinbachern näherbringen und zeigen, dass sie bei vielen Gelegenheiten gebraucht wird: bei Hochzeiten, Beerdigungen, Konzerten.“ Vor allem angesichts der großen Nachwuchsprobleme sei ein solcher Tag wichtig, an dem Kinder außerhalb eines kirchlichen Ritus interaktiv an die Orgel herangeführt würden.

Christiane Goeke-Goos über die Orgel in St. Martin

„Unsere Orgel der Pfarrkirche in Rheinbach wurde von der Firma Rieger im Jahr 1983 gebaut. Sie hat drei Manuale, 43 Register und zur Entstehungszeit über 3100 Pfeifen. Die Pfeifen wurden aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Kupfer oder Zinn-/Blei-Legierungen gefertigt. Alle Pfeifen haben unterschiedliche Maße und eine unterschiedliche Bauweise, das ist ein gewaltiges Tonmaterial. Die kleinste Pfeife ist ein paar Millimeter groß, die längste Pfeife misst fünf Meter. Im Jahre 2021 wurde unsere Orgel der Pfarrkirche von der Orgelbaufirma Tasten Reich völlig neu intoniert, gereinigt und besser an den Kirchenraum angepasst. Diese Arbeit wurde 2023 von der Firma Klais aus Bonn abgeschlossen. Unsere ,Königin der Instrumente' im roten Gewand, also Gehäuse, ist auch ein wirklich besonderes Kunstwerk“, erläuterte Christiane Goeke-Goos.

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