Yogastunde vor dem ComputerWie Kinder in Meckenheim das Distanzlernen umsetzen

Ronja und Nora Fink lernen mit Mutter Conny und Oma Barbara. Der Computer ergänzt die Arbeitshefte.
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Meckenheim – „Guten Morgen, liebe Kinder. Jetzt startet ihr in eure erste Woche des Distanzlernens…“ Der Unterricht nach den Weihnachtsferien begann für Mona Kiermas mit einer Audiobotschaft ihrer Klassenlehrerin Sarah Müller. Die Lehrerin begrüßte die Kinder der 3b der evangelischen Grundschule Meckenheim, die sich zunächst bis Ende Januar ausschließlich im virtuellen Klassenraum sehen werden. Die Schule hat in den vergangenen Monaten an den Konzepten für das Distanzlernen gearbeitet. Zurzeit seien alle beteiligten Eltern, Schüler und Lehrerinnen zufrieden mit dem Ablauf, weiß Schulleiterin Julia Gahl. 205 der 220 EGS-Schülerinnen und -Schüler lernen momentan zu Hause, 15 Kinder werden von Fachlehrern und OGS-Mitarbeitern in der Notbetreuung vor Ort unterrichtet. Sie arbeiten wie ihre Kameraden vormittags mit „Padlets“, digitalen Pinnwänden, auf denen die Klassen- und Fachlehrer Aufgaben, Videos und Wochenpläne sowie Sprach- und Bildaufnahmen ablegen. Zwei Videokonferenzen sind pro Woche angesetzt, um die Wochenpläne zu besprechen und Fragen zu beantworten.
Ein Highlight sind die Yogastunden
Monas Klasse ist in vier Gruppen aufgeteilt. Jeder hat sowohl für die digitale Pinnwand als auch für die Videokonferenz ein eigenes Zugangswort erhalten. Deutsch und Mathematik werden in den Konferenzen besprochen, die Informationen und Aufgaben für Kunst, Religion, Musik, Englisch und Sachunterricht werden ins „Padlet“ eingestellt. Besonders schön findet Mona die Yoga-Stunde sowie die Youtube-Videos mit dem Berliner Basketballverein Alba, sagt sie. Anhand der Videos macht sie Bewegungsübungen. Kommt der Ball ins Spiel, wird Hund Luna in den Nebenraum verfrachtet: „Der hat zu scharfe Zähne, das wäre schade um den Ball.“

Das macht auch zuhause Spaß: Mona Kiermas beim Schul-Yoga.
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Mutter Janina Kiermas ist froh darüber, dass mit der Technik bisher alles funktioniert und die teilweise von drei Personen gleichzeitig genutzte Internetverbindung stabil ist. Die erste Bilanz der Schulpflegschaftsvorsitzenden fällt nach einer Woche Unterricht positiv aus: „Ich dachte zuerst, dass alles zusammenstürzt, aber bei uns läuft es gut“, erklärt sie. Die Mutter von zwei Töchtern arbeitet coronabedingt zu Hause. Mann Lars, der auch Vorsitzender des EGS-Fördervereins ist, fährt jeden Tag zur Arbeit auf den Hardtberg. Zu Hause teilen sich Mona und ihre elfjährige Schwester Zoe einen Laptop und ein Tablet, die Mutter arbeitet am großen Computer, den ihr der Arbeitgeber zur Verfügung gestellt hat. Der Laptop war ein Weihnachtsgeschenk für Zoe, den sie im Hinblick auf den zu erwartenden Lockdown und das damit verbundene Lernen zu Hause erhalten hatte.
Nur wenig Technikprobleme
Obgleich es außer gelegentlicher Bildstörungen während einer Videokonferenz bisher kaum Probleme mit der Technik gibt, sieht Mutter Janina die momentane Situation als nicht unproblematisch an: „Neben dem eigenen Job zwei Kinder zu betreuen, ist anstrengend“, sagt sie. Home-Office erfordere wegen der gelegentlichen Fragen der Kinder mehr Konzentration, da sie sich danach jedes Mal neu einarbeiten müsse. Was bleibt ist oft ein Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit: „Man gibt alles und stößt doch oft an die Grenzen des Machbaren.“ Hinzu komme, dass im Gegensatz zum ersten Lockdown das Distanzlernen nun für alle Pflicht, straffer organisiert und mit mehr Leistungsdruck verbunden sei. Außerdem werde der Stoff von Jahr zu Jahr anspruchsvoller.
Unterstützung
Das Medienzentrum des Rhein-Sieg-Kreises stellt den Schulen 1400 weitere Medienpakete online zur Verfügung, ebenso einen Live-Chat. Außerdem sind die Kapazitäten für Videokonferenzsystems erheblich erweitert worden. In der Spitze liefen zuletzt 120 Videokonferenzen mit bis zu 1000 Teilnehmern parallel. „Alles in allem ein Leistungspaket, das den Schulen, Schülern und auch den Eltern in dieser besonderen Situation hilft“, meinen Schul- und Kulturdezernent Thomas Wagner, Kulturamtsleiter Rainer Land, Schulamtsdirektorin Maria Engelhard und Wolfgang Dax-Romswinkel, pädagogischer Leiter des Zentrums. (r.)
Als einen glücklichen Zufall bezeichnet die ehemalige Leiterin des Pflegedienstes eines Krankenhauses ihren Jobwechsel vor Corona, der es ihr nun erlaube, zu Hause zu arbeiten. Dankbar ist die Familie ebenfalls für die Unterstützung durch Großmutter Elke aus Bonn, die vier Mal in der Woche das Mittagessen bringt. „Das ist cool“, findet Mona. Die Neunjährige freut sich immer, wenn sie ihre Oma sieht, auch wenn ihr diese nur aus der Ferne zuwinkt, bevor sie sich wieder ins Auto setzt und nach Hause fährt. Ein weiterer Lichtblick im abgeschotteten Corona-Alltag sind außerdem die Ausflüge nach Altenahr, wo das Familienpferd Sunny untergestellt ist.
Von Familien wird viel Struktur verlangt
Familiärer Zusammenhalt beim Bewältigen der Krise und den Herausforderungen des Distanzlernens wird auch bei der Meckenheimer Familie Grell-Fink großgeschrieben, deren Töchter Ronja (9) und Nora (10) ebenfalls die evangelische Grundschule in Meckenheims Altstadt besuchen: „Es geht nur zusammen“, bekräftigen Conny Grell-Fink und ihr Mann Kai. Der Alltag der Familie, deren Vater im Schichtdienst in einem Bonner Abschleppunternehmen arbeitet, ist straff durchstrukturiert. Wie auch zu regulären Schulzeiten stehen die Kinder morgens um 6.30 Uhr auf und gehen um 19.30 Uhr ins Bett. Am Vormittag wird gearbeitet, nachmittags haben die Mädchen Zeit zum Spielen. Manchmal besuchen sie die Nachbarskinder, mit denen auch Englischaufgaben besprochen werden. Großmutter Barbara Fink kommt wochentags vorbei, kocht und betreut die Schulmädchen, während Mutter Conny ihrer Arbeit als Pharmazeutisch-Technische Assistentin in einer Meckenheimer Apotheke nachgeht.
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Bisher läuft das Distanzlernen in der Familie gut. Das sei der Tatsache geschuldet, dass sowohl seitens der Schule als auch in der Familie alles gut vorbereitet worden sei, stellen Grell-Finks fest. Außerdem habe man „das große Glück, dass unsere Oma auf die Kinder aufpassen kann.“ Oma Barbara wiederum freut sich über die Beschäftigung: „In den Zeiten, in denen alles geschlossen ist und ich nirgendwohin kann, habe ich eine neue Aufgabe.“ Der strukturierte Tag helfe den Töchtern beim Lernen, sagen die Eltern, denen der erste Lockdown chaotischer in Erinnerung ist.
Die Vorbereitungen auf eine mögliche zweite Schulschließung, die im Quarantänefall schon früher hätte eintreffen können, liefen schon im Herbst. So lud Mutter Conny mit Unterstützung ihres Schwagers Benjamin Fink bereits im November die benötigten Programme auf den Laptop und stattete jedes Familienmitglied mit einer eigenen Plattform aus, inklusive Benutzernamen und Passwörtern. Da sie keine Computerfachfrau sei, habe das mehrere Tage in Anspruch genommen. Drucker und Scanner sind ebenfalls im Einsatz, um die fertigen Hausaufgaben als PDF-Dokumente zurück an die Klassenlehrerinnen zu schicken.
Die wöchentlichen Videokonferenzen laufen über den Online-Mediendienst „Edmond“, mit dem es gelegentlich Probleme gibt. Die Server der Videokonferenzanbieter seien teilweise überlastet, was die Arbeit erschwere, bestätigt Rektorin Gahl. Im Großen und Ganzen sei man jedoch zufrieden, so die Familie, das Distanzlernen verlaufe reibungslos und geordnet.
Nichtsdestoweniger würden die Kinder ihre Freunde vermissen, mit denen sie „über ihre Themen sprechen können“, stellt Vater Kai Fink fest. „Mir fehlt besonders meine Klassenlehrerin Frau Hilger-Schoofs“, ergänzt die neunjährige Ronja. Immerhin gibt es zuhause aber heiße Schokolade von der Oma.