Sanierung oder Neubau?Varianten für Zukunft des Schulcampus in Meckenheim

Der Campus Meckenheim
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Meckenheim – Was tun mit Schulgebäuden, die aus den 1960er und 70er Jahren stammen, die nicht mehr zeitgemäß sind und in die es teilweise hineinregnet? Wie will Meckenheim grundsätzlich mit seinem Schulcampus umgehen? Wie sollte man sinnvollerweise hier in Bildung investieren? Essenzielle Fragen, denen sich die Meckenheimer Politik seit geraumer Zeit stellt und auf die es jetzt Antworten geben soll. Kommenden Mittwoch (18 Uhr, Jungholzhalle) geht es im Haupt- und Finanzausschuss um eine Weichenstellung zum Schulcampus, genauer um die Frage: Soll es für den Campus eine reine Sanierungslösung geben? Oder doch einen Neubau? Bürgermeister Holger Jung macht im Gespräch keinen Hehl daraus, dass für ihn die Neubaulösung nicht nur aus finanziellen Erwägungen Charme besitzt.
„Wir wollen in Bildung investieren“, unterstreicht Jung, und nennt als Beispiel die bereits abgeschlossenen Sanierungen der Grundschulen in der Stadt. „Sehr viel Geld“ habe die Stadt dafür in die Hand genommen. Ein Neubau am Schulcampus wäre auch nicht zum Nulltarif zu haben: Immerhin rund 88,6 Millionen Euro würden sich laut Maßnahmenwirtschaftlichkeitsuntersuchung der Stadt summieren, Sanierung oder abschnittsweise Sanierung würden demnach sogar teurer ausfallen.
Zu betrachten sei, wie sich die Schülerzahlen entwickeln, sagt Jung. Wäre ein neuer Campus vielleicht überdimensioniert? Die Antwort gibt er selbst: „Wir haben 2018 eine solide Schulentwicklungsplanung aufgestellt. Es zeigt sich ein massives Wachstum bei den Schülerzahlen, wir haben 300 neue Erstklässler in den Grundschulen. Außerdem müssen wir etwas machen, die Gebäude sind nicht mehr frisch.“ Dabei geht es vor allem um den Sanierungsbedarf im Konrad-Adenauer-Gymnasium und der Geschwister-Scholl-Hauptschule. Zum Campus gehört außerdem die Theodor-Heuss-Realschule. Die Unterhaltung aller drei Schulen werde immer teurer, sagt Jung.
Die Schulen am Campus
Das Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) besteht seit 1968. Im Schuljahr 2018/19 wurde das 50-jährige Bestehen groß gefeiert. Das KAG ist ein koedukativ geführtes Gymnasium in städtischer Trägerschaft, an dem insgesamt rund 800 Schülerinnen und Schüler (jeweils etwa 400 in Sekundarstufe I und II) von etwa 60 Lehrkräften unterrichtet werden. Für den Unterricht stehen Klassen-, Kurs- und Fachräume im Schulzentrum zur Verfügung. Schulleiter ist Dirk Bahrouz.
Die Theodor-Heuss-Realschule ist eine dreizügige Realschule. „Unsere Zusammenarbeit mit dem Gymnasium und der Hauptschule auf dem Campus ist eng und vertrauensvoll. Sie gewährleistet ein höchstes Maß an Durchlässigkeit“, sagen Schulleiterin Claudia Hesseler und Stellvertreter Ewald Auel.
Die Geschwister-Scholl-Hauptschule ist eine erweiterte Ganztagsschule mit rund 280 Schüler und Schülerinnen im Alter von 10 bis 17 Jahren. Die Klassen 5 bis 10 sind zweizügig, es gibt eine Internationale Förderklasse. Die Hauptschule ist die „MeGA“-Schule auf dem Campus. Schulleiter ist Peter Hauck. (jr)
Quantitativ und qualitativ seien die Hauptgebäude und das gemeinsame Atrium von Gymnasium und Hauptschule „nicht mehr zeitgemäß“. Zudem gebe es ein Flächendefizit von rund 1500 Quadratmetern, das allein mit der Nutzung der Kellerräume nicht aufgefangen werden könne. Jung: „Man kann nicht einfach sagen, da machen wir jetzt Schule.“ Die Stadt stehe zu ihrem dreigliederigen Schulsystem, müsse aber flexibel planen. Daher präsentiere die Verwaltung der Politik jetzt drei Varianten als Ergebnis ihrer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung.
Variante eins würde bedeuten, das gemeinsame Atrium abzureißen und neu zu bauen plus die Sanierung des Bestandsgebäudes in einem „Rutsch“. Dies erfordert eine Interimslösung für die rund 1300 Schüler beider Schulen.
Variante zwei würde bedeuten, die Schulgebäude abschnittsweise zu sanieren und das Atrium neu zu bauen. Auch hierfür würde eine Übergangslösung gebraucht, die Schüler weiter zu unterrichten.
Die Varianten
Gesamtsanierung (Variante 1), das bedeutet Abriss und Neubau des Atriums, Sanierung des Bestandsgebäudes in einer Gesamtmaßnahme, den Neubau von Archivflächen sowie Vorhaltung eines Interims. Kosten: rund 94 Millionen Euro.
Abschnittweise Sanierung (Variante 2) mit einem Neubau des Atriums, Sanierung des Bestandsgebäudes in Bauabschnitten sowie Neubau von Archivflächen. Interimslösung ist nötig. Kosten: rund 97 Millionen Euro.
Die Neubaulösung (Variante 3) heißt, Neubau des Schulkomplexes Geschwister-Scholl-Schule und Konrad-Adenauer-Gymnasium, Neubau von Archivflächen sowie Abriss des Bestandsgebäudes. Kosten: rund 86 Millionen Euro. (jr)
Variante drei hieße, die Geschwister-Scholl-Schule und das Konrad-Adenauer-Gymnasium an selber Stelle neu zu bauen.
Nicht nur ein Vergleich der Kosten ist interessant, sondern auch der Bauzeit: Für Variante eins hat die Stadt 93,7 Millionen Euro ausgerechnet, für Variante zwei rund 97 Millionen Euro, für den Neubau rund 89 Millionen Euro. Der wäre alles in allem in fünf Jahren zu bewerkstelligen, erklärt Holger Jung, während die abschnittsweise Sanierung gut und gerne bis zu elf Jahren dauern kann. Zu Buche schlagen demnach auch die Kosten für die Interimslösung bei Sanierungen: „Das wäre wohl ein Containerdorf. Das wäre Wahnsinn“, sagt Jung. Über die gesamte Sanierungszeit gerechnet würden dafür etwa zehn Millionen Euro anfallen. Unter dem Strich sei die Neubaulösung auch wegen der Abschreibungsmöglichkeit auf 30 Jahre um gut 13 Millionen Euro günstiger als die Sanierungslösungen. Dazu heißt es in der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung: „Die Variante ,Neubau’ lässt die größten wirtschaftlichen Vorteile erwarten. Diese betragen 7,22 Prozent beziehungsweise eine Barwertdifferenz von rund 13 Millionen Euro. Der Vorteil im Bereich der kassenwirksamen Belastungen beläuft sich auf insgesamt 17,7 Millionen Euro.“
Jetzt muss die Politik entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Mit im Boot sind alle Schulleiter, es soll eine Projektsteuerungsgruppe gebildet werden.